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Weniger Stellen gestrichen – Karbener TCH-Werk bekommt Standortgarantie bis 2023

Nach der Einigung zwischen Konzern und Belegschaft lässt es sich für die Mitarbeiter am Standort ein wenig leichter arbeiten. Auch wenn immer noch viele Kollegen gehen müssen, wurde Schlimmeres wohl abgewendet. Archivfoto: den
Nach der Einigung zwischen Konzern und Belegschaft lässt es sich für die Mitarbeiter am Standort ein wenig leichter arbeiten. Auch wenn immer noch viele Kollegen gehen müssen, wurde Schlimmeres wohl abgewendet. Archivfoto: den

Karben. Anderthalb Jahre lang haben sie verhandelt und sind nun zu einem Ergebnis gekommen, die Belegschaft des Werks der Techno-Chemie (TCH) in Klein-Karben und die Firmenleitung. Sowohl still im Hinterzimmer wurde gefochten wie auch öffentlich vor dem Werkstor. Herausgekommen ist ein »Eckpunktepapier« – mit einer Reihe von Einschnitten für die Belegschaft, im Gegenzug aber mit einer Standortzusage von Continental bis ins Jahr 2023.
Der wichtigste Einschnitt: 88 Arbeitsplätze fallen im Werk der Continental-Sparte Contitech weg. Das sind weniger als zunächst angenommen: Anfangs hatten Betriebsrat und Gewerkschaften den Verlust von 160 Jobs befürchtet, zwischenzeitlich sogar von 300 Stellen. Aktuell sind 760 Menschen im Werk beschäftigt. Die Stellen sollten stufenweise abgebaut werden, erklärt Contitech-Sprecherin Anja Lewein. 50 der 88 Arbeitsplätze sollten verteilt auf fünf Jahre »auf freiwilliger Basis und sozialverträglich« entfallen.
LÄNGER ARBEITEN
Das allerdings ist nicht der einzige Beitrag der Belegschaft. Die Mitarbeiter arbeiten ab März bis Ende 2023 außerdem pro Woche 39 statt bisher 37,5 Stunden lang – ohne dass sie dafür mehr Lohn erhalten. Und unter anderem würden alle Tariferhöhungen von Dezember diesen Jahres bis Ende 2023 für das Klein-Karbener Werk jeweils erst drei Monate später gelten. »Wir sind sehr froh, dass wir in diesen Zeiten auf unsere gesamte Mannschaft zählen können und sind uns dieser enorme Kraftanstrengung mehr als bewusst«, sagt Philip Nelles, Leiter des Geschäftsbereiches für Schlauchleitungen bei Continental. »Dieses Entgegenkommen der Belegschaft wissen wir umso mehr zu schätzen.«
Zwei Jahre nach dem 80. Geburtstag der TCH waren 2017 die Jobabbau-Pläne für das Werk bekannt geworden. Zuvor hatte es stets als zukunftssicher gegolten, auch wegen der Entwicklungsabteilung. Im Herbst 2017 gingen die Beschäftigten für ihre Jobs auf die Straße. Im Gegenzug für die jetzt vereinbarten Zugeständnisse der Belegschaft gibt Continental nun eine Garantie für den Standort und die verbleibenden Arbeitsplätze bis 2023. In dieser Zeit will der Konzern das Schlauchleitungswerk stärken: 14 Millionen Euro sollten insbesondere für neue Anlagen und Maschinen investiert werden. So könnten Produktionsabläufe stärker automatisiert, das Werk wettbewerbsfähiger werden, heißt es von Contitech.
Innerhalb der Konzernsparte soll der Standort an der Dieselstraße außerdem wichtiger werden: Weitere Zentral- und Organisationsfunktionen würden an den Hauptsitz des Geschäftsbereichs für Schlauchleitungen verlagert.
SEGMENT WECHSELT
»Dadurch unterstreichen wir die Bedeutung Karbens als Kompetenzzentrum des Geschäftsbereichs«, sagt dessen Chef Philip Nelles. So werde die Zentralfunktion für Qualitätsmanagement eingegliedert und die Leitung des Segments für Schlauchleitungssysteme rund um Motor und Antriebsstrang nach Karben wechseln.
»Unser Ziel ist ein zukunftsfähiges Karben, in genau diese Richtung sind wir jetzt unterwegs«, urteilt Geschäftsbereichsleiter Nelles. Das vereinbarte Paket helfe, »die Kosten in den kommenden fünf Jahren signifikant zu senken und Kompetenzen zu stärken für den internationalen Wettbewerb«. (den)