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Wer gehört dazu?

Das Wort zum Sonntag

Clemens Breest
Clemens Breest

Ein Farbiger wünschte in eine Gemeinde aufgenommen zu werden. Der Pfarrer war reserviert. „Tja“, sagte er, „da bin ich nicht sicher, Mr. Jones, ob es unseren Gemeindemitgliedern recht sein würde. Ich schlage vor, sie gehen erst mal nach Hause und beten darüber und warten ab, was ihnen Gott dazu zu sagen hat.“ Einige Tage später kam Mr. Jones wieder. Er sagte: „Herr Pfarrer, ich habe ihren Rat befolgt. Ich sprach mit Gott über die Sache, und er sagte mir: „Mr. Jones, bedenke, dass es sich um eine sehr exklusive Kirche handelt. Du wirst wahrscheinlich nicht hineinkommen. Ich selbst versuche das schon seit vielen Jahren, aber bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen.“

Wer gehört dazu? Diese Frage führt mitunter zu heftigen Auseinandersetzungen. Immerhin geht es dabei um die Identität einer Gruppe, einer Kirchengemeinde bis hin zu der eines Landes. Wenn Fremde dazu kommen wollen, weckt dies Befürchtungen um die eigene Identität. Und damit klingt eine sehr existenzielle Frage an: Wozu gehöre ich? Die Angst befällt einen, am Ende selbst ein Fremder zu sein.

Auch die frühe Christenheit wurde sehr schnell mit dieser Frage konfrontiert: Wer gehört dazu? Gilt die Einladung Jesu nur Volksangehörigen oder auch Fremden? Die damalige Antwort fand Eingang in die Bibel und wurde zu einem Markenkern christlichen Glaubens: „Ihr seid nicht länger Fremde und Heimatlose; ihr gehört jetzt als Bürger zum Volk Gottes, ja sogar zu seiner Familie.“ (Epheserbrief 2,19) Diese Antwort hat uns überhaupt erst die Tür zu Gott geöffnet. Denn vor Gott sind wir die Fremden. Wir können keinerlei Anspruch auf Zugehörigkeit zu Gott geltend machen. Allein durch Jesus Christus bietet Gott uns uneingeschränkte Bürgerrechte bei ihm an. Meine existenzielle Frage: „Zu wem gehöre ich?“ wird mir durch Gott unwiderruflich beantwortet: Du gehörst zu mir!

Ohne diese grundlegende Erfahrung der Antwort Gottes werde ich schließlich der Angst um meine Identität erliegen und letztendlich innerlich ein Heimatloser sein. Durch die Erfahrung der Annahme bei Gott kann ich auch andere annehmen, so wie Christus mich angenommen hat.

Herzliche Grüße

Ihr Pastor Clemens Breest

Freie evangelische Gemeinde Bad Vilbel