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Werben um Bewerber

Fachkräftemangel: Stadt will sich mit neuem digitalen Stellenportal Vorteile verschaffen

Stellen im Rathaus das neue Stellenportal der Stadtverwaltung vor (von links) Dirk Hitziger und Bürgermeister Thomas Stöhr. Foto: Thomas Kopp
Stellen im Rathaus das neue Stellenportal der Stadtverwaltung vor (von links) Dirk Hitziger und Bürgermeister Thomas Stöhr. Foto: Thomas Kopp

Das Bild hat sich gedreht: Wer als Arbeitgeber auf der Suche nach Fachkräften ist, muss nun schnell reagieren, um qualifizierte Bewerber schnell einladen zu können. Die Stadt Bad Vilbel hat deswegen nun ein Online-Stellenportal ins Leben gerufen. Das zeigt auch schon erste Erfolge.

Bad Vilbel. Rund vier Arbeitsmonate ist die in Teilzeit beschäftigte Mitarbeiterin der Bad Vilbeler Stadtverwaltung beschäftigt, die rund 1000 Bewerbungen pro Jahr zu sichten und zur weiteren Bearbeitung zu klassifizieren. Denn bei geschätzten 20 Minuten pro Bewerbung kommen so 350 Arbeitsstunden zusammen. Nicht nur ein ungeheurer Aufwand, sondern auch eine Bremse, wenn die Stadt als Arbeitgeber schnell reagieren möchte.

Denn das muss sie heutzutage. Der Fachkräftemangel macht auch vor den Verwaltungen nicht Halt. Um so schnell wie möglich antworten zu können, soll nun das Stellenportal der Stadt, zu finden unter www.bad-vilbel.de in den Reitern „Rathaus“ und „Stellenangebote“, dienen. Dort ist auf den ersten Blick zu sehen, welche Stellen, Ausbildungen und Praktika angeboten werden. Auch Initiativbewerbungen sind möglich.

„Es ermöglicht ein objektives und transparentes Auswahlverfahren. Alle Kriterien, die früher in eine Bewertungsmatrix eingetragen werden mussten, werden nun elektronisch verarbeitet“, preist Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) die Vorzüge an.

Zwei bis drei Minuten

Den Zuschlag für die Gestaltung erhalten hat das Unternehmen Perbility aus Bamberg mit seiner Software „Check-in“ erhalten. Vier Unternehmen hatten ihre Lösungen vorgestellt. Besonders gut gefällt Dirk Hitziger, dem Fachdienstleiter Personalwesen bei der Stadtverwaltung, dass sich das Portal optisch eins zu eins in die Homepage der Stadt eingliedert. Doch weist das Unternehmen auch einschlägige Erfahrungen aus. Die 35 Mitarbeiter begleiten rund 900 Unternehmen im Bereich der Personalbeschaffung. Als deutsches Unternehmen unterliegt es auch dem Bundesdatenschutzgesetz, kein unwichtiger Aspekt. Es ist für verschiedene öffentliche Arbeitgeber wie die Stadt Kaiserslautern tätig. Weitere hessische Kommunen sind laut Hitziger an der Anwendung interessiert oder stehen kurz vor einem Vertragsabschluss.

Hitziger selbst ist begeistert. Er hat selbst schon eine Bewerbung bearbeitet und lag bei „zwei bis drei Minuten“. Er erläutert weitere Vorzüge: „Fertige Unterlagen können direkt vom Karriereportal Xing hochgeladen oder als PDF angehängt werden. Es gibt Pflichtfelder. Wenn diese nicht ausgefüllt werden, meldet sich das System.“ Eine teilautomatisierte Korrespondenz, vorgegebene Textbausteine und weitere Vorlagen erleichtern die Bewerbung. Auch gibt es eine direkte Verknüpfung von Online-Job-Börsen zum Stellenportal.

Zügig zum Gespräch

Hitziger nennt dazu ein typisches Beispiel. Sucht die Stadt etwa einen Fahrer, ist die Information über vorhandene Führerscheinklassen essenziell. Doch werde das hin und wieder vergessen. Dann ist weiterer Briefverkehr oder ein Anruf nötig. Das verzögert das Bewerbungsverfahren. Das neue System sei für jede Arbeitsstelle spezifisch definierbar, so dass hier jeweils angepasste Kriterien eingegeben werden können. Auch Online-Einstellungstests seien möglich.

Wichtige Angaben, die über die Pflichtangaben hinausgehen, könnten trotzdem berücksichtigt werden. So etwa ehrenamtliches Engagement. Trotzdem steht am Ende das Bewerbungsgespräch, bei dem alles weitere geklärt werden kann. Hier aber entstehe der Vorteil für die Stadt. Hitziger: „Bewerber können sich heute aussuchen, wo sie hingehen. Wenn sie 15 bis 20 Bewerbungen abgeben, hat der Vorteile, der zuerst zum Gespräch einlädt.“