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Wieder ist alles vorbei

Fassenachter eroberten das Rathaus und regieren mit guter Laune bis Aschermittwoch

Seit Aschermittwoch ist zwar alles wieder vorbei, aber über das Wochenende und bis Fastnachtsdienstag hatten die Narren das Sagen. Nach der Erstürmung des Rathauses am Samstag hieß es für vier Tage Schluss mit ernst, nun ist lustig.

Bad Vilbel. Unterstützt von 33 Zuggruppen hat die Narrenmacht Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) den Schlüssel fürs Rathaus abgejagt und ihn in Ketten gelegt. Auf dem Weg durch die Frankfurter Straße feiert die ganze Stadt das am Samstag mit einem bunten, lauten Narrenzug.
„Was soll man mit so einer Verteidungsmannschaft?“ Bürgermeister Thomas Stöhr schmunzelt vor dem Eingang des alten Rathauses in der Frankfurter Straße. Denn der erste Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) zeigt ihm leere Kisten vor – die Munition ist alle. „Seid all gegrüßt ihr vielen Leut, was treibt euch vor das Rathaus heut?“, fragt der Bürgermeister. Herausreden will er sich, denn die anstürmenden Narren haben längst die Überhand. Auf die Drohungen des Rathauschefs, alle Narren mit Haut und Haaren wegzusperren, entgegnet Jürgen Liehr, seines Zeichens Ober-Sandhas des Faschingsvereins Fidele Sandhasen nur: „Der Bürgermeister kommt nicht ins Verlies, weil Vilbel keins hat. Wir führen ihn ab und jagen ihn durch die Stadt.“
Die vielen Narren, die vorm Alten Rathaus und entlang der Frankfurter Straße stehen, amüsieren sich an dem intelligent gereimten Schlagabtausch zwischen Stöhr und Liehr. Die Konfettikanone lädt durch, feuert und überzieht die Szenerie mit buntem Papierregen. Damit ist die städtische Verteidigung endgültig gefallen.

Unter lauten Helau-Rufen nehmen die Garde-Tänzerinnen der Sandhasen Thomas Stöhr den Schlüssel ab, umwickeln ihn mit rot-weißen Ketten. Danach geht es für den Bürgermeister via Parkstraße und Niddaplatz in Richtung „Hasenstall“ in der Frankfurter Straße.

Maximal geschminkt

Einem so erfolgreichen Rathaussturm gehen natürlich einige Vorbereitungen voraus. Knapp eine Dreiviertelstunde vor Beginn des Zuges haben die Sandhasen alle Hände voll zu tun. 33 Vereine sammeln sich in einer langen Schlange am Ritterweiher. „Dieser Umzug ist immer etwas sehr Besonderes“, sagt Sandhasen-Vorsitzende Marie-Luise Möcker. „Bei den Sitzungen kommen die Leute zu uns“, erinnert die Vizechefin. „Beim Umzug und dem Rathaussturm können wir Fasching aber zu den Leuten und auf die Straße bringen.“

Auf einem der Festwagen, im obligatorischen Cabrio, hat es sich Quellenkönigin Stephanie I. bereits bequem gemacht. Auch sie kann den Beginn des Umzuges kaum erwarten: „Ich habe mich als Kind schon immer gerne verkleidet. Und jetzt als Königin auf dem Auto dabei sein zu dürfen ist wirklich eine große Ehre“, freut sie sich.

„An Fasching kann man einfach mal alles herausholen, was der Schminkkoffer so hergibt“, sagt die Quellenkönigin und lacht. In der Frankfurter Straße gibt es kaum ein Durchkommen, die Gehsteige sind voll. Kamelle werden geworfen. Stets schallt „Helau!“ als Dank zurück. Bunt kostümiert tanzen Passanten zur Musik der „Stallkrawaller“, eine Gruppe der Sandhasen. Ebenfalls im Cabrio sitzt das Kinderprinzenpaar mit Prinz Paul und Prinzessin Kira.

Voran läuft Lutz Völkel, Trainer der E-Jugend vom FV Bad Vilbel: „Da unser Mannschaftsmitglied Paul ja auf dem Wagen sitzt, dachten wir, da müssen wir mit.“ Am Rathaus kommentieren Thomas Stöhr und Horst Hilling von den Sandhasen den bunten Lindwurm. Die Narren versammeln sich vor dem alten Gebäude. Da ahnt der Bürgermeister längst: Es folgt das Unvermeidliche. (nma)