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Wird die Sicherheit zu teuer?

Nach Besuch in Rüsselsheim wird Bewerbungs-Konzept grundlegend geändert

Keine Denkverbote: Auf Pergamentpapier über einer Karte von Bad Vilbel hat Claus-Günther Kunzmann (rechts) das neue Flächenkonzept für den Hessentag 2020 aufgezeichnet, auch um immer wieder daran zu feilen. Dennis DiRienzo ist nach einem Besuch in Rüsselsheim in die Neuplanungen eingebunden. Foto: Kopp
Keine Denkverbote: Auf Pergamentpapier über einer Karte von Bad Vilbel hat Claus-Günther Kunzmann (rechts) das neue Flächenkonzept für den Hessentag 2020 aufgezeichnet, auch um immer wieder daran zu feilen. Dennis DiRienzo ist nach einem Besuch in Rüsselsheim in die Neuplanungen eingebunden. Foto: Kopp

Eine gründliche Überarbeitung hat das Bad Vilbeler Bewerbungskonzept zum Hessentag 2020 erfahren. Dennoch könnte das Großprojekt am seidenen Faden hängen.

Bad Vilbel. „Wir haben starke Impulse bekommen, die uns auch einiges Kopfzerbrechen bereitet haben“, schildert der Kopf der Bad Vilbeler Hessentagsbewerbung, Claus-Günther Kunzmann, nach seinem Besuch auf dem Hessentag in Rüsselsheim im Juni, bei dem er vom Öffentlichkeitsbeauftragten DiRienzo begleitet wurde. Gleich mehrere Baustellen haben sich nach dem Besuch aufgetan. Was das Projekt Hessentag zum Scheitern bringen könnte, sind die Mehrkosten, die auf Rüsselsheim wegen gestiegener Sicherheitskosten zukommen (siehe Extra-Artikel).

„Wir haben schon einmal bei den Fraktionen vorgefühlt“, sagt Kunzmann. Die Signale seien durchaus positiv gewesen, vor allem für das neue Flächenkonzept, das Kunzmann nach den Erfahrungen aus Rüsselsheim erstellt hat.

So sind der Südbahnhof und die Grünflächen bis zur Kläranlage aus den Planungen herausgefallen, auch wegen der zu erwartenden Großbaustelle der Bahn in diesem Bereich. Stattdessen sollen alle Besucher, die per Bahn kommen, am Nordbahnhof aussteigen. Und auch wieder einsteigen. Denn neu ist, dass fast direkt gegenüber des Bahnhofes in der Heinrich-Heine-Straße die ersten Stände des Hessentages stehen sollen. Das zieht sich weiter bis zum Festplatz und auf die nördliche Seite der Büdinger Straße /L 3008, wo nach wie vor die Landesausstellung mit den großen Zelten etwa von der Bundeswehr und der Polizei, aber auch dem Hessischen Rundfunk zu finden sein soll.

Sackgassen vermeiden

Vorgespräche gab es auch schon mit dem Dottenfelderhof, ob der einen Teil seiner Flächen für den Hessentag zur Verfügung stellt. Dort könnte dann passenderweise die Ausstellung „Der Natur auf der Spur“ stattfinden. Dafür soll es Gespräche mit der Bundeswehr geben, ob die eine temporäre Brücke am Römerbrunnen über die Nidda aufschlagen kann, so dass Besucher nicht erst wieder über die L 3008 dorthin gelangen.

Von dort aus geht’s weiter über Festplatz und Burgpark in Richtung Innenstadt. Die Hessentagsstraße auf der Frankfurter Straße soll aber nur noch bis zur Neuen Mitte führen, von dort aus geht es dann über die Büchereibrücke zum dann umgebauten Kurhaus und durch den Kurpark und die Frankfurter Straße zurück zur Heinrich-Heine-Straße. Die Weiterführung bis zur Wiesengasse und zum Südbahnhof ist damit zunächst raus, auch wenn es weiterhin keine Denkverbote gibt. Doch die Kasseler Straße bliebe so auch als wichtige Durchfahrtsstraße erhalten.

„Sackgassen und Abstecher sollen dadurch vermieden werden“, führt DiRienzo aus. „Oft sind die Gäste den ganzen Tag lang unterwegs und schlendern. Abstecher sind oft schlecht besucht und belasten die ortsfremden Besucher“, hater beobachtet. Eine weitere Erfahrung aus Rüsselsheim. Dort seien etwa die heimischen Vereine in der Festung untergebracht gewesen, die nur per Abstecher zu erreichen war. In Bad Vilbel hingegen könnten die Vereine in diesen geschlossenen Rundweg integriert werden.

Einen Dämpfer haben die Vorstellungen von Kunzmann bei der Hessentags-Arena für Großveranstaltungen erhalten. „Ich sehe die Kapazität derzeit bei 20 000 Besuchern“, sagt Kunzmann. Üblicherweise finden 30 000 bis 40 000 Gäste hier Platz. Doch einen völligen Verzicht auf die Arena will Kunzmann auch nicht, vor allem, weil der Radiosender FFH hier immer große Parties feiert. Und der sitzt nun einmal in Bad Vilbel.

Die Arena ist weiterhin jenseits der Landschaftsbrücke nördlich der Nordumgehung geplant, Parkplätze soll es auf der anderen Seite der B 3 geben, die Arena kann dann durch eine Unterführung erreicht werden. Mit den betroffenen Landwirten gibt es ebenfalls schon Vorgespräche. Die Arena gehört zwar nicht zum Rundweg, doch Anreisenden per Bahn soll trotzdem etwas geboten werden. Denn sie schlendern dann durch den bis dahin zumindest zum Teil fertiggestellten Quellenpark mit der geplanten Piazza und dann über die Landschaftsbrücke dorthin.

Ebenfalls nicht zum Rundweg gehört der Sportbereich, der am Sportzentrum und den Hallen am Niddaufer seinen Platz finden soll. Deswegen ist die Planung mit den Grünflächen bis zur Kläranlage auch noch nicht vollständig vom Tisch. „Aber die Erfahrungen zeigen, dass die Hessentags-Arena und die Sportbereiche sehr gezielt aufgesucht werden.

Pflicht und Kür

Bleibt der Hessentags-Umzug am letzten Tag des Festes. Der soll nach den bisherigen Planungen seinen Anfang an der Kreuzung Friedberger und Büdinger Straße nehmen, durch die Kasseler in die Frankfurter und dann in die Parkstraße führen. Auf Höhe des jetzigen City-Parkplatzes könnte dann die Bühne für die Ehrengäste stehen. „Direkt vor dem großen Hessentags-Projekt Kurhaus“, sagt Kunzmann. Denn ein Teil des Umbaus soll ja von der zu erwartenden Förderung des Landes für den Hessentag finanziert werden. Dann geht es über die Kasseler Straße in Richtung der drei Kreisel und durch den Quellenpark zurück.

Parken müssten die Gruppen mit ihren Fahrzeugen dann in Dortelweil. „Das geht nicht anders“, sagt Kunzmann. Eine weitere Variante wäre die Aufstellung rund um den Südbahnhof. Doch dann müssten die Fahrzeuge der Gruppen den Schöllberg hoch parken. „Das wollen wir denen nicht zumuten“, sagt DiRienzo.

„Es ist wichtig, früh in die konkreten Planungen einzusteigen und ergebnisoffen mit allen Beteiligten zu verhandeln“, sagt Kunzmann. Stelle sich dabei heraus, dass etwas zu teuer oder aus anderen Gründen nicht machbar ist, „dann geht es eben nicht“. Das Land Hessen gebe die fünf Pflichtpunkte Landesausstellung, Natur auf der Spur, Parkflächen, Umzug und Hessenzelt vor. „Das ist Pflicht, alles andere ist Kür“,sagt Kunzmann.