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Gegensätze zusammenführen

Anja Nina Kramer liebt es mit ihrem Hund an der Nidda spazieren zu gehen – auch bei kalten Temperaturen. »Burg, Burgpark und Alte Mühle laden einfach zum Verweilen ein.« Foto: Eickhoff
Anja Nina Kramer liebt es mit ihrem Hund an der Nidda spazieren zu gehen – auch bei kalten Temperaturen. »Burg, Burgpark und Alte Mühle laden einfach zum Verweilen ein.« Foto: Eickhoff

Am 30. Januar wählt Bad Vilbel einen neuen Bürgermeister. Drei Kandidaten und eine Kandidatin treten an, um die Nachfolge von Bürgermeister Thomas Stöhr anzutreten. Für die FDP tritt Nina Anja Kramer an.

Anja Nina Kramer (FDP) sieht Bad Vilbel als einen attraktiven Wohn- und Wirtschaftsstandort

Anja Nina Kramer hat von der Welt schon viel gesehen. In Buenos Aires geboren, wächst sie in Argentinien, Deutschland, Nigeria und Uruguay auf. Ihr Abitur macht sie in Montevideo, später zieht es die heute 50-Jährige beruflich nach Nicaragua, El Salvador und Uganda. Viele Kulturen, viele Eindrücke. Doch wenn sie an Bad Vilbel denkt, dann hat Anja Nina Kramer ein Lächeln im Gesicht: »Das war Liebe auf den ersten Blick.«

Die Europäische Schule RheinMain (ESRM) bringt die Familie 2016 nach Bad Vilbel. Anja Nina Kramer kennt ihren Mann seit der Schulzeit, ist seit über 30 Jahren mit ihm zusammen. »Bei unseren Kindern musste es nach Jahren im Ausland eine internationale Schule sein. Wir haben uns die ESRM angeschaut und an dem Tag auch Bad Vilbel. Es war zufällig Vilbeler Markt. Wir haben uns sofort in die Stadt verliebt.«

Politisch interessiert ist Anja Nina Kramer bereits seit vielen Jahren. In die FDP tritt sie 2008 ein, dem Vilbeler Ortsverband gehört sie an, seit sie in der Quellenstadt Zuhause ist. Die 50-Jährige ist erste Nachrückerin für die FDP-Fraktion im Stadtparlament. »Bisher habe ich mich eher im Hintergrund engagiert.« Das soll sich jetzt ändern: Anja Nina Kramer will Bürgermeisterin werden.

Für Bad Vilbel hat sie klare Ideen im Kopf. »Bad Vilbel ist eine weltoffene Stadt zwischen der pulsierenden Finanzmetropole und Kulturlandschaft Wetterau. Diesen Charakter möchte ich erhalten«, sagt sie. Es gehe in Zukunft darum, Stadtteile, Firmen, Vereine und andere Einrichtungen zu vereinen. »Alt und Jung, Moderne und Tradition. Ich möchte Gegensätze und unterschiedliche Interessen zusammenführen.« Schön wäre es, wenn die Menschen »mehr als einen Grund haben, nach Bad Vilbel zu kommen.«

Bad Vilbel sei schließlich ein attraktiver Wohn- und auch Wirtschaftsstandort. »Wir müssen überlegen, wie es in der Stadt in Zukunft aussehen soll. Eine Möglichkeit wären Start-Ups zu fördern, die gemeinsam mit bestehenden Firmen arbeiten können. Wir müssen uns fragen, wofür steht Bad Vilbel und für welche Branchen wollen wir attraktiv sein?«
Anja Nina Kramer nennt das in ihren Ausführungen »Smart Vilbel« – ein Konzept, das Digitalisierung, Wirtschaft und Verkehr umfasst. »Wir machen sehr viel«, sagt sie. »Aber davon ist zu viel Stückwerk.«

Man müsse Maßnahmen viel mehr verknüpfen – speziell beim Verkehr. Anja Nina Kramer spricht von einem intermodularem Modell. »Wir haben so viele Möglichkeiten, Konzepte digital, d.h. datenbasiert und virtuell, zu modellieren und abzuwägen, bevor wir sie umsetzen. Das muss in der Stadtentwicklung viel mehr gemacht werden.« Für die 50-Jährige sind sogenannte Knotenpunkte denkbar. »Punkte, die verschiedene Mobilitätsoptionen einen, wie beispielsweise einen Eingang zum Bahnhof, eine Tiefgarage und ein Fahrradabstellplatz. Es ist klar, dass wir E-Ladesäulen brauchen und auch Fahrradwege. Aber wir müssen auch an den ÖPNV, den Autoverkehr und die Fußgänger denken. Warum also nicht alles gesamthaft und aufeinander abgestimmt betrachten?« Anja Nina Kramer würde dafür auch die bestehende VilApp weiterentwickeln. Statt bspw. separat VilBus und VilCar buchen zu können, zeigt eine MobilitätsApp mehre Optionen im Vergleich an und zwar Kosten, Zeit und CO2-Verbrauch. »Das wäre die perfekte Lösung.«
Die Digitalisierung hat sich Kramer ebenso auf die Fahne geschrieben. »Wir können Leistungen – auch der Verwaltung digitalisieren, so dass diese 24 Stunden am sieben Tagen der Woche zur Verfügung stehen. Und zwar zusätzlich zum Bürgerbüro.« Doch nicht nur da setzt die FDP-Kandidatin an. »Ich möchte, dass wir in Bad Vilbel transparente Entscheidungsprozesse haben. Planungen müssen klarer kommuniziert und die Bürger mit eingebunden werden.« Dafür könne man auch die sozialen Netzwerken mehr nutzen. »Man erreicht eben nicht alle Leute über Pressemitteilungen.«

Nachhaltigkeit und Wasserqualität
Anja Nina Kramer setzt sich außerdem für ein nachhaltiges Bad Vilbel ein. »Um die Zukunft der nächsten Generation zu sichern.« Die Debatte rund um den Bad Vilbeler Wald sei deshalb auch symbolträchtig. »Jeder kann seinen Beitrag leisten und die Diskussion zeigt, dass es vielen Menschen ein wichtiges Thema ist. Für mich bedeutet das, wir müssen als Stadt ein Vorbild sein.« Anja Nina Kramer denkt da auch an das Thema Wasser. »Wasser ist der Markenkern unserer Stadt und allgegenwärtig. Dafür steht alleine schon Hassia. Ich möchte mich dem Thema Wasserqualität widmen. Da haben wir mit der Renaturierung der Nidda schon wichtige Schritte getan. Der Ausbau der Kläranlage wäre ein weiterer.« Das würde auch einen großen Teil zur Artenvielfalt beitragen.

Dass Anja Nina Kramer als relativ unbekannte Kandidatin ins Rennen geht, spornt sie eher an. »Ich weiß, dass es schwer wird in diesen Zeiten. Aber in einer Demokratie ist es wichtig, dass die Wählerinnen und Wähler eine Wahl haben«, sagt sie. »Wir versuchen über Termine, Social-Media und Plakate auf unsere Themen aufmerksam zu machen.« Vor dem Amt hat Kramer Respekt, traut sich die Aufgabe aufgrund ihrer Fachkompetenz hinsichtlich öffentlicher Infrastruktur und Finanzen selbstbewusst zu. «In leidender Funktion bei der KfW* habe ich internationale Teams aufgebaut und geführt, Baustellen eingeweiht, Treffen mit Ministern und Botschaftern gehalten, Geberrunden moderiert und auf Empfängen Ansprachen gehalten. An Erfahrung mangelt es mir nicht.« (wpa)

Weitere Informationen zu Anja Nina Kramer gibt es unter anjaninakramer.de/

* Die KfW oder Kreditanstalt für Wiederaufbau ist eine deutsche Förderbank und eine der führenden Förderbanken der Welt.