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Stadtsprecher gefunden?

Yannick Schwander hat beste Aussichten – SPD und Grüne kritisieren die Entscheidung

Bad Vilbels FNP-Redaktionsleiter Thomas Schwarz (links) unterhält sich beim Straßenfest mit Yannick Schwander. Er soll Stadtsprecher werden. Archivfoto: Kopp
Bad Vilbels FNP-Redaktionsleiter Thomas Schwarz (links) unterhält sich beim Straßenfest mit Yannick Schwander. Er soll Stadtsprecher werden. Archivfoto: Kopp

Wer neuer Pressesprecher der Stadt Bad Vilbel wird, scheint nun festzustehen: Yannick Schwander. Er soll möglichst bald die Nachfolge von Bastian Zander antreten, der bereits an seine neue Arbeitsstelle in der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden gewechselt ist.

Bad Vilbel. Der 26-jährige Nieder-Erlenbacher Schwander ist politisch kein Unbekannter: Er ist Pressesprecher der Wetterauer CDU. Damit holt sich Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) also einen Parteifreund auf die sensible Stelle in seinem Vorzimmer. Ganz in trockenen Tüchern ist die Personalie aber noch nicht: Am Montag muss der Magistrat – die Stadtregierung – zustimmen. Was wahrscheinlich ist, da er überwiegend mit Christdemokraten besetzt ist: Neben Stöhr sind das Erster Stadtrat Jörg Frank sowie die ehrenamtlichen Stadträte Rüdiger Wiechers und Klaus Minkel. Weitere Mitglieder sind Heike Freund-Hahn (FDP) und Udo Landgrebe (SPD).

Pikant könnte man Schwanders Wahl sein, weil er privat eine enge Beziehungen zur Bad Vilbeler CDU hat: Er ist mit Deliah Eckhardt liiert, der Tochter von Irene Utter, der Fraktionsvorsitzenden der CDU im Stadtparlament. Deren Mann Tobias Utter ist nicht nur CDU-Landtagsabgeordneter, sondern seit 2010 auch CDU-Vorsitzender in der Quellenstadt.

„Hier ist offenbar das Parteibuch wichtiger als die Qualifikation“, kritisiert Landgrebe. Er werde gegen Schwander stimmen – weil er den engsten Mitbewerber, einen langjährigen Redakteur der FAZ, für befähigter hält. Selbst wenn der aufgrund seiner Berufserfahrung „etwas teurer“ geworden wäre. Auch die familiäre Verbindung zu Utters findet Landgrebe „unglücklich“: „Das hat ein G’schmäckle!“

Für Ex-Stadtsprecher Zander ist der Landgrebe aber voll des Lobes – obwohl auch Zander in der CDU aktiv ist: „Er hat seinen Job sachlich und neutral erledigt.“

„Wir haben uns nur von sachlichen Kriterien leiten lassen“, entgegnet Stöhr. Eine „niedrige zweistellige Zahl an Bewerbern“ habe es gegeben. Die Personalabteilung habe die Vorauswahl getroffen, zwei seien zum Vorstellungsgespräch mit Praxistest – dem Schreiben einer Pressemitteilung – eingeladen worden. „Da war die Präsentation und die Arbeitsleistung bei dem einen besser“, sagt Stöhr, ohne Namen zu nennen. „Familienfilz“ weist er von sich: „Es gibt eine klare Arbeitsgrundlage, die Arbeitsleistung muss objektiv erbracht werden.“

„In einer Stadt, die seit Jahrzehnten von der CDU beherrscht wird und auch den Bürgermeister stellt, liegt es auf der Hand, dass der neue Pressesprecher als „Qualifikation“ das CDU-Parteibuch vorweisen muss. Dass Herr Schwander darüber hinaus noch mit Deliah Eckert liiert ist, lässt Grenzen zwischen dienstlichen, parteipolitischen und privaten Angelegenheiten gänzlich ineinander verschwimmen. Deliah Eckert, Tochter der Vilbeler CDU-Fraktionsvorsitzenden Irene Utter, arbeitet als Journalistin und berichtet auch über das politische Geschehen in Bad Vilbel. Angesichts solch eines Arbeitsumfeldes erscheint ein objektives Arbeiten ausgesprochen fragwürdig“, sticheln und kritisieren die Grünen.

Ob der neue Bad Vilbeler Stadtsprecher schon zum 1. August anfangen kann, ist noch unklar. Stöhr: „Der Vertrag ist noch nicht unterschrieben. Erst müssen Personalrat und Magistrat entscheiden. Dann gibt es möglicherweise noch Kündigungsfristen beim jetzigen Arbeitgeber.“ (zlp)