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Anti-Streich-Konzert

Laura Macho, Jens Völker und Christian Kühl im Gespräch mit Bürgern am Stand, den Jens Völker für die Unterschriftensammlung aufgebaut hat. Foto: Eckhardt
Laura Macho, Jens Völker und Christian Kühl im Gespräch mit Bürgern am Stand, den Jens Völker für die Unterschriftensammlung aufgebaut hat. Foto: Eckhardt

Die Empörung über die Streichungen der Zuschüsse für die Schulbusfahrkarten durch die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) ist groß. In Dortelweil und auf dem Heilsberg sammeln nun Politiker und Eltern Unterschriften gegen die Streichungen, in der Hoffnung, etwas ändern zu können. Über 800 Unterschriften sind dabei bereits zusammengekommen.

Bad Vilbel. Es ist ein heißer und schwüler Samstag, den sich die Bad Vilbeler Politiker und Eltern ausgesucht haben, um Unterschriften gegen die Streichungen der VGO zu sammeln. Doch das gute Wetter sorgt auch dafür, dass viele Bürger auf den Straßen unterwegs sind, um einzukaufen oder andere Besorgungen zu machen – und dabei ihren Protest gegen die Streichungen kund tun. An gleich zwei Stellen in Bad Vilbel werden die Unterschriften gesammelt: Vor dem Rewe-Markt auf dem Heilsberg und im Brunnencenter in Dortelweil.

„Ich habe unterschrieben, weil ich es einfach ein Unding finde, was da passiert“, erklärt Renate Happel, die soeben ihren Namen auf die Liste geschrieben hat. Die Dortelweilerin ist mit ihrer Tochter Caroline im Brunnencenter unterwegs und dort auf den Stand aufmerksam geworden.

„Das ist eine Ersparnis auf Kosten der Kinder“, betont sie. Die Situation in Dortelweil sei zwar nicht ganz so schlimm wie auf dem Heilsberg. Trotzdem findet sie die Streichungen der VGO nicht in Ordnung. „Wir haben noch die günstigere Fahrkarte ergattert“, erläutert sie. Doch bald werde die Streichung der Zuschüsse auch ihre Tochter betreffen.

Keiner zuständig

Der Dortelweiler Björn Bergamos, der den Stand im Brunnencenter betreut, bestätigt: Die Bürger sind empört.

„Alles fokussiert sich auf die Frage: Wie kann man nur die Sicherheit der Kinder so aufs Spiel setzen?“, sagt Bergamos. Er selbst habe drei Kinder, zwei davon seien schon ab dem kommenden Schuljahr von der Streichung der Zuschüsse betroffen.

Denn Jörg Bergamos ist Beisitzer der Schulelternvertretung des Georg-Büchner-Gymnasiums. „Für die Fahrkarten zahlen wir jetzt schon 840 Euro, und wenn der Kleine dann die weiterführende Schule in der Kernstadt besucht, sind wir mit 1300 Euro dabei“, rechnet er vor – eine Menge Geld, und das von heute auf morgen.

Aus dem gleichen Grund haben schon zahlreiche Bad Vilbeler auf der Liste unterschrieben. „Sprecht anständig miteinander und holt euch die Bürger mit ins Boot“, fordert Bergamos die Verantwortlichen auf. Doch gerade die seien das Problem: „Niemand fühlt sich richtig verantwortlich“, kritisiert er. Die Schuld an der Misere werde hin- und hergeschoben. „Beispielsweise hätte man einfach über eine Beteiligung der Eltern an den Kosten sprechen können“, erklärt Jörg Bergamos.

Exhibitionisten

Auch auf dem Heilsberg ist der Ärger über die Streichungen groß. Ortsvorsteher Christian Kühl (SPD), der örtliche CDU-Chef Jens Völker und Laura Macho, Kreistagsabgeordnete für die Freien Wähler aus Karben, haben sich mit den Unterschriftenlisten vor dem Rewe postiert. Dass Handlungsbedarf besteht, darüber ist man sich parteiübergreifend einig. „Die Leute laufen zielstrebig zu unserem Stand um zu unterschreiben“, erklärt Laura Macho. Rund 500 Unterschriften sind bereits zusammengekommen. „Was uns manche Bürger über den vermeintlich sicheren Schulweg erzählen ist erschreckend“, sagt Jens Völker. Mehrere Leute seien auf ihn zugekommen und hätten berichtet, dass sich auf dem Weg vom Heilsberg über die Kläranlage zum Georg-Büchner-Gymnasium und der John-F.-Kennedy-Schule Personen vor den Augen ihrer Kinder entblößt hätten. Auch die Heilsbergerin Anja Jouaux sieht die Schulweg-Situation kritisch.

„Ich wäre ab dem nächsten Jahr mit gleich zwei Kindern betroffen“, sagt sie. „Der Schulweg der Kinder ist genau 2,84 Kilometer lang, wir haben ihn gemessen. Wir fallen also knapp unter die Drei-Kilometer-Marke.“ Im Winter sei es morgens stockdunkel, berichtet sie. Außerdem werde dort nicht gestreut und kaum jemand sei auf der Strecke unterwegs. „Ich finde das nicht tragbar. Im Sommer geht es vielleicht noch, im Winter werde ich aber zwangsläufig die Fahrkarte kaufen müssen“, sagt die Mutter resigniert.

Wer noch unterschreiben möchte, kann sich auch direkt an Jens Völker auf dem Heilsberg, Friedenstraße 38e, oder an Jörg Bergamos in Dortelweil, Niedererlenbacher Weg 25, wenden. dae