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Bei manchen Tönen schweigt die Orgel

Repräsentativ präsentiert sich die Orgel der Andreaskirche in Büdesheim. Sie besitzt ein Orgelprospekt aus dem Jahr 1771.
Repräsentativ präsentiert sich die Orgel der Andreaskirche in Büdesheim. Sie besitzt ein Orgelprospekt aus dem Jahr 1771.

Als Gemeinschaftsprojekt wird die historische Büdesheimer Orgel grundlegend saniert

Schöneck. Sie sind gemeinsam stark: Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und das Landesamt für Denkmalpflege Hessen haben einen Zuschuss von je 4000 Euro für die Restaurierung der Orgel in der Evangelischen Andreaskirche im Schönecker Ortsteil Büdesheim bewilligt.

Viele Spenden ermöglichten es, dass die Orgel der Kirche saniert werden kann. Die Finanzmittel setzen sich aus 14 450 Euro Privatspenden, 3000 Euro vom Förderverein und einem Zuschuss von 4000 Euro der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zusammen. Mit dem Zuschuss von insgesamt 8000 Euro kamen bisher Mittel in Höhe von 29 450 Euro zusammen. Die Gesamtkosten liegen bei 40 000 Euro.
Mittlerweile wurde mit der Firma Hardt-Orgelbau in Weilmünster ein Betrieb beauftragt.

»Die Arbeiten werden voraussichtlich im Herbst beginnen und im Frühjahr 2020 fertiggestellt sein«, sagte Thomas Wilhelm, EKHN-Orgelsachverständiger. Die Andreaskirche geht auf einen spätmittelalterlichen Saalbau des beginnenden 15. Jahrhunderts zurück. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche erweitert. Die Orgel besitzt ein barockes, siebenteiliges Orgelprospekt aus dem Jahr 1771, von J. C. Zinck. Mit Türmen, Feldern, Schleierwerk und Trompetenengeln ist es aufwendig gestaltet. Das Orgelwerk von 1907 wurde von der Orgelwerkstatt Förster & Nicolaus in Lich gebaut und besitzt 13 Register und 648 Pfeifen.

Zeittypisch ist das Instrument als pneumatische Kegelladenorgel konzipiert. Die  Orgel ist ein sehr seltenes Instrument, von dem nur wenige Exemplare gebaut wurden. Die Sanierung mit ausschließlich substanzerhaltenden Arbeiten ist erforderlich, da die pneumatische Anlage aufgrund des Verschleißes störanfällig geworden ist und die Windbälge undicht sind.

BALGLEDER IST PORÖS
Das Balgleder ist porös und im Spieltisch gibt es laut Wilhelm Wasser- und Trocknungsschäden. Zudem klingen nicht mehr alle Töne, die gedrückt werden. »Den Defekt rund ums D haben wir nicht in den Griff bekommen«, sagt Dirk Glock, Organist und Kirchenvorstandsmitglied.

Laut Wilhelm erfolgt die Restaurierung komplett in Handarbeit. So wird neben dem Pfeifenwerk auch viel Technik ausgebaut. Das Pfeifenwerk muss gerichtet und gestimmt, der Blasebalg neu mit Leder ausgestattet werden. Auch schadhafte Teile des Spieltisches werden überholt, geleimt, die Kammer wird neu verdichtet und wieder eingebaut. Risse der Windlade werden abgeklebt, der Knarrriemen repariert. Orgelmusik in der Andreaskirche ist laut Glock nicht nur wichtig, weil sie den historischen Kirchenraum belebt, sondern »die Orgel zugleich Herzstück der Kirche ist« und zudem ein hervorragendes Begleitinstrument zum Singen.

»Wir haben Kinderchöre, einen ökumenischen Kirchenchor und einen weiteren Chor. Schlosskonzerte finden in der Kirche statt. Über 100 Menschen musizieren hier wöchentlich«, sagt Pfarrer Karlo Friedrich zur Bedeutung der Orgel für die Gemeinde. Orgeln sind Ausstattungsgegenstände und Klangdenkmäler, besonders wenn sie noch über eine erhaltene pneumatische Anlage verfügen«, sagt Bernhard Buchstab, Orgelsachverständiger und Konservator im Landesamt für Denkmalpflege.