Veröffentlicht am

Das Rathaus bleibt, wo ’s ist

Niederdorfelden. Das Rathaus bleibt an seinem alten Standort mitten im Ort. Das ergab jetzt die Abstimmung in der Gemeindevertretung.
Im Sitzungssaal des Bürgerhauses entwickelte sich eine aufgeregte Debatte um zahlreiche Anträge, die der Vertreter der Grünen-Fraktion, Josef Mistetzky, eingebracht hatte. Egal, ob es dabei um eine bessere Busanbindung an Frankfurt ging oder den Einsatz von Pestiziden im Gemeindegebiet sowie um die Verwendung des Dorfelder Wappens, die übrigen Gemeindevertreter jedenfalls zeigen sich genervt.
»Ich weiß nicht, ob ich beim Lesen ihres Antrags weinen oder lachen soll, so ungenau ist ihr Antrag«, bemerkte etwa SPD-Fraktionsvorsitzender Carsten Frey zur beantragten Busverbindung nach Bergen-Enkheim. Unklar sei, was der Gemeindevorstand aufgrund des Antrages klären soll. Soll eine Buslinie verlängert oder eine neue Fahrspur für Busse angelegt werden? Auch bei dem Antrag, auf der Halle des Fußballvereins TSG eine Photovoltaikanlage errichten zu wollen, stieß der Grünen-Politiker auf Granit bei den übrigen Gemeindevertretern.
STREIT UM ANTRÄGE
»Die Halle gehört dem Sportverein. Darüber können wir gar nicht entscheiden. Außerdem ist das Dach in einem so schlechten Zustand, dass eine Überbauung gar nicht möglich ist. Oder wir müssen das Dach erst einmal sanieren. Der Antrag ist also Mist«, erregte sich SPD-Gemeindevertreterin Juliane Frey.
Doch Mistetzky ließ sich von alldem nicht beeindrucken. »Ich rede hier keinen Mist, sondern das sind größtenteils Anregungen, die der Hessische Städte- und Gemeindebund Kommunalpolitikern auf einem Bildungskurs vor kurzem nähergebracht haben.« Trotzdem wurden all seine Anträge an diesem Abend mehrheitlich ablehnt.
Einstimmig angenommen wurde hingegen der Vorschlag des Gemeindevorstandes, das Rathaus an seinem bisherigen Standort zu erhalten. Die Machbarkeitsstudie des Schönecker Architektenbüros Werner Röddiger hatte ergeben, dass schon aus wirtschaftlichen Gründen die Beibehaltung des Standortes wesentlich günstiger sei als ein Neubau im neuen Wohngebiet Im Bachgange. Bei einem Neubau würde nämlich die Gaststätte mit den monatlichen Mieteinnahmen entfallen. Und auch für ein neues Bürgerhaus müsse gesorgt werden.
Hinzu kommt, dass das 5800 Quadratmeter große Grundstück im Neubaugebiet beim Verkauf einen wesentlich höheren Erlös (geschätzte 2,6 Millionen Euro) einbringen würde als das etwas kleinere in der Burgstraße (geschätzt 930 000 Euro). Das Gutachten kam daher zu der Empfehlung, das bestehende Bürgerhaus mit Rathaus am jetzigen Standort sanieren und dabei zu erweitern. Geschätzte Kosten 6,8 Millionen Euro.
Auch wenn nun erst einmal abgewartet werden soll, wie viel Erlös das Neubaugebiet der Gemeinde in die Kassen spült, soll der Bebauungsplan dahingehend geändert werden, dass das für ein Rathaus vorgesehene Areal nun anderweitige Verwendung finden kann.
VOM BUND GEFÖRDERT
Mehrheitlich wurde anschließend der Antrag des Gemeindevorstandes angenommen, dem vom Main-Kinzig-Kreis angebotenen Kooperationsvertrag zur Ausstattung des örtlichen Gewerbegebietes mit einem Glasfasernetz zuzustimmen. Das Vorhaben wird zu 50 Prozent vom Bund gefördert. Die restlichen Investitionskosten trägt zu 40 Prozent der Landkreis und zu 10 Prozent die Breitbandgesellschaft Main-Kinzig.