Veröffentlicht am

Die Atmosphäre muss stimmen

Am vorigen Freitag wurde im Burghof mit dem Aufbau der Tribüne begonnen. Angelika Zwack, Ruth Schröfel (beide Dramaturgie), Bürgermeister Thomas Stöhr und Intendant Claus-Günther Kunzmann freuen sich, dass nun doch noch in diesem Sommer ein kleines Festspielprogramm geboten werden kann. Foto: Mag
Am vorigen Freitag wurde im Burghof mit dem Aufbau der Tribüne begonnen. Angelika Zwack, Ruth Schröfel (beide Dramaturgie), Bürgermeister Thomas Stöhr und Intendant Claus-Günther Kunzmann freuen sich, dass nun doch noch in diesem Sommer ein kleines Festspielprogramm geboten werden kann. Foto: Mag

Burgfestspiele gehen trotz Corona in eine verkürzte Saison

Bad Vilbel. Das kulturelle Herz Bad Vilbels schlägt wieder. Denn neben dem Open-Air-Kino sollen auch die Burgfestspiele in diesem Jahr nicht in Gänze ausfallen. Viel mehr noch: Seit dem 3. Juli laufen die Proben für zwei Stücke, bereits Ende des Monats soll Premiere gefeiert werden.

Als die Stadt und die Festspiele vor nicht einmal vier Wochen zur Pressekonferenz luden, um über die Rückgabe der Tickets für die Saison 2020 zu informieren, war die Stimmung deutlich gedrückter als am Freitag. Denn Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) kündigt an: »Wir wollen unseren guten Ruf als Kulturstadt gerecht werden. Es werden nicht die klassischen Burgfestspiele sein, aber es wird ein Theatersommer.« Die Saison werde nicht wirtschaftlich, doch stehen die Burgfestspiele für unbeschwerte Sommerabende und das auch 2020.

Tribüne ohne Dach
Festspielintendant Claus-Günther Kunzmann erläutert: »Wir haben immer wieder diskutiert. Für mich war es ganz elementar, dass wir nicht einfach 100 Stühle im Hof verteilen, sondern dass die Burgfestspiele immer eine Atmosphäre bieten müssen.«

Den Ausschlag zur Wiederaufnahme der Planungen habe die Entscheidung des Corona-Kabinetts gegeben, das vor rund zwei Wochen entschieden hatte, 250 Leute bei Veranstaltungen zuzulassen. »Wir haben überlegt, ob wir es schaffen, mit den erforderlichen Hygienemaßnahmen unser Grundkonzept der Burgfestspiele zu realisieren.« Schnell sei klar geworden, dass das Aufstellen einer kleinen Tribüne möglich ist, man entschied sich gegen Musiktheater und ging auf die Suche nach geeigneten Stücken. »Wir wurden fündig. ›Ladies Night‹ wurde schon einmal in der Burg gespielt und ist eines der Stücke in diesem Sommer.«

Keine Masken-Spiele
Die Auswahl sei nicht leicht gewesen. Neben Lizenzverhandlungen müssen die Stücke es ermöglichen, dass auch die Schauspieler Abstandsregeln einhalten können. »Wir wollen niemanden mit Maske oder Visier auf die Bühne schicken«, sagt Kunzmann.

»Mondlicht und Magnolien« lautet der Titel des zweiten Stücks. Die Komödie dreht sich um den Stopp der Aufnahmearbeiten zum späteren Erfolgsfilm »Vom Winde verweht.« Hollywood-Produzent Selznick beauftragt den Autoren Ben Hecht, den Stoff zu verdichten, doch hat dieser das Buch nicht gelesen und nur sehr wenig Zeit. »Wir zeigen gute Unterhaltung im besten Sinne«, kommentiert Kunzmann die Entscheidung für diese Komödie.

180 Plätze pro Abend
Mit Ulrich Cyran und Christian Voss setzen die Burgfestspiele auf zwei erfahrene Regisseure, die ebenso wie die insgesamt neun Darsteller bereits mehrfach in der Burg gearbeitet haben. »Das hat einen gewissen Grund. Wir haben erst gestern die Verträge mit den Schauspielern unterschrieben, heute beginnen bereits die Proben«, erklärt Claus-Günther  Kunzmann.

Die Generalproben steigen am 26. Juli und am 31. Juli, was bedeutet: Schauspielern, Bühnenbildnern, Regisseuren, Assistenten bleibt nicht einmal mehr ein Monat. »Wir werden in Blöcken zu den gewohnten Uhrzeiten spielen. 20.15 Uhr an Werktagen und samstags. 18.15 Uhr an Sonntagen«, fährt der Intendant fort. Mit rund 150 bis 180 Plätzen pro Abend planen die Burgfestspiele, bei weiteren Lockerungen seitens der Politik sei die kleine Tribüne allerdings auf bis zu 480 Plätze aufstockbar.

Signal setzen
Weiterhin werde es ein Gastronomiekonzept geben und Maßnahmen, um den Begegnungsverkehr und Schlangenbildung der Besucher einzuschränken, sagt Kunzmann. Daran werde aktuell noch gefeilt. Vor den Toiletten werde es vermutlich eine Ampelschaltung geben, die Besucher müssen Schutzmasken tragen, wenn sie nicht auf ihren Plätzen sitzen.
Doch trotz des enormen Pensums, ist Intendant Kunzmann überglücklich: »Es kommt wieder Leben in die Burg. Ich genieße das.« Die verkleinerten Festspiele würden mit den insgesamt 48 Vorstellungen zudem ein wichtiges Signal setzen: »Letzte Woche leuchteten die Burg und das Alte Rathaus rot, wir können nun wieder einige Aufträge herausgeben. Mir ist es persönlich sehr wichtig, ein Signal zu setzen, dass der Kulturbetrieb wegen Corona nicht untergeht.«