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Ein »Hochhaus« für Glücksbringer

Viele Nester, wenig Platzverbrauch: So sieht beispielsweise das Schwalbenhaus in Karben aus. Foto: jwn
Viele Nester, wenig Platzverbrauch: So sieht beispielsweise das Schwalbenhaus in Karben aus. Foto: jwn
Schwalbennester an der Hauswand unterm Dachüberstand sind nur noch sehr selten anzutreffen, weil sie von vielen Hauseigentümern wegen des Schmutzes nicht mehr gewollt sind. Foto: Jürgen W. Niehoff

Ralph Vey sammelt für ein „Schwalbenhaus“, weil anderweitige Nistplätze fehlen

Niederdorfelden. Wohnungsnot herrscht offensichtlich nicht nur bei den Menschen in Deutschland, sondern auch die Schwalben haben es immer schwerer, einen geeigneten Nistplatz für sich und ihre Jungen zu finden. In Niederdorfelden soll den Flugkünstlern geholfen werden.

Seit Alters her gelten Schwalben im ländlichen Raum als Glücksbringer. Doch durch die Landschaftsversiegelung finden sie nicht nur immer weniger Nistmaterial an Feldwegen und in Gehöften. Auch die Häuser eignen sich größtenteils nicht mehr zum Anbau von Schwalbennestern, da sie aus lehmigen Erdklümpchen zusammenkleben und unter Dachvorsprüngen an den Wänden befestigt werden.
Besonders geeignet für den Bau von Schwalbennest waren in der Vergangenheit vor allem landwirtschaftliche Anwesen. »Doch deren Anzahl geht dramatisch zurück.

NUR NOCH SECHS HÖFE
Gab es 1945 in Niederdorfelden noch 96 Bauernhöfe, so sank die Zahl in den 1950er Jahren bereits unter 80, in den 1980er Jahren auf unter 30 und heute gerade noch ganze sechs Höfe«, rechnet Ralph Vey vor. Er beobachtet die Vogelwelt im Dorf seit seiner frühesten Jugend, offensichtlich auch, weil ihm das Interesse an der Tierwelt von seinem Vater und Großvater mit in die Wiege gelegt worden ist.
16 Schwalbennester soll es derzeit nur noch im Ort geben, davon acht bewohnt. Der starke Rückgang an Schwalbennestern soll nach Veys Auskunft gleich mehrere Gründe haben. »Wegen der Sanierung der Wohnhäuser an ihren Fassaden in den letzten Jahren sind beispielsweise allein in der Berliner Straße 160 Nester weggefallen. An den glatten Fassaden bleibt der Lehm nicht mehr kleben oder bricht spätestens dann weg, wenn die Jungen größer und schwerer werden«, weiß Vey zu berichten. Außerdem stört viele der Dreck, den die Vögel rund um das Nest machen. »Auch da gibt es Möglichkeiten, diesen beispielsweise mit einem Kotbrett unterhalb des Nestes aufzufangen und das dann nach Abflug der Vögel in den Süden wieder sauber zu machen«, schlägt Vey eine einfache Lösung  vor.

Um den Schwalben im Dorf zu helfen,   ist Vey in  Karben fündig geworden. Dort hat der Nabu ein Hochhaus für Schwalben gebaut. Es hat 42 Apartments für Pärchen, die im Schnitt drei bis fünf Junge haben. Der Nabu spricht von sozialem Wohnungsbau für Schwalben. Dazu sind diese Apartments nicht einmal spartanisch ausgelegt, sondern liegen in luftiger Höhe, direkt am Ortsrand und erlauben einen tollen Blick auf die renaturierte Nidda. Genau das Richtige – dachte auch Ralph Vey. Als sich dann auch noch Dorfeldens Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) das Projekt lobte und auch schon einen geeigneten Platz auf einer Wiese direkt neben dem Friedhof gefunden zu haben schien, startet Vey sein Vorhaben. Ihm schwebt ein Schwalbenhaus eine Nummer kleiner vor als das in Karben mit nur 36 »Apartements«. Trotzdem kostet es rund 8000 Euro.

So startete Vey im Internet auf »Wildes Dorfelden« einen Spendenaufruf. Um den Spendern eine Möglichkeit der Absetzbarkeit ihrer Spende beim Finanzamt zu ermöglichen, holte er auch die Vogelfreunde Eichen mit ins Boot, die eine solche Spendenquittung ausstellen können. Gespendet werden kann unter dem Stichwort »Schwalbenhaus Niederdorfelden« aufs Konto der Vogelschutzgruppe Eichen, IBAN DE95 5066 1639 0102 7251 42.