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In den Startlöchern

Nun ist es offiziell: Landrat Joachim Arnold (SPD) wechselt zur Ovag

Herr der Zahlen: Nach zehn Jahren quittiert Joachim Arnold (SPD) den Job als Wetterauer Landrat. Archivfoto: Privat
Herr der Zahlen: Nach zehn Jahren quittiert Joachim Arnold (SPD) den Job als Wetterauer Landrat. Archivfoto: Privat

Landrat Joachim Arnold (SPD) verlässt im Dezember das Kreishaus. Am 1. Januar wird er Vorstandsmitglied des Wetterauer Versorgungsunternehmens Ovag – mit höherem Gehalt und der Chance, im Sommer 2019 Vorstandschef Rainer Schwarz beerben zu können. Im Kreis werden nun weitere Spitzenposten frei.

Wetteraukreis. In der vorigen Woche fiel die Entscheidung: Der 18-köpfige Aufsichtsrat der Oberhessischen Versorgungsbetriebe (Ovag) tagte am Donnerstag in Friedberg, um einen Nachfolger für den in Rente gehenden Ovag-Vorstand Rolf Gnadl zu finden. Man entschied sich mit großer Mehrheit für Joachim Arnold. Noch am selben Tag unterschrieb der 57-jährige SPD-Politiker seinen Vertrag.

Der macht ihn zum Vizechef des kommunalen Strom- und Wasserversorgers. Die Ovag hat rund 600 Arbeitnehmer, 210 000 Kunden und Umsatzerlöse von rund 450 Millionen Euro pro Jahr. Der Ovag-Konzern mit diversen Tochterfirmen gehört mehrheitlich dem Wetteraukreis, außerdem den Landkreisen Vogelsberg und Gießen.

Direktwahl im März?

Schon Ende Mai hatte sich Joachim Arnold öffentlich um den neuen Job beworben. Der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Wetterau rühmte damals seine eigenen Verdienste als Bürgermeister von Wölfersheim und Wetterauer Landrat. Weiteres Lob kam nun von der SPD-Kreistagsfraktionschefin Christine Jäger. Arnold sei „ein geradliniger und gerechter Landrat, der die Finanzen des Kreises mit Unterstützung der SPD-Fraktion auf sehr solide Beine gestellt hat“. Christine Jäger verkündete die Personalie am Freitagmorgen per SPD-Pressemitteilung, obwohl eigentlich die Ovag-Aufsichtsratsvorsitzende Stephanie Becker-Bösch (SPD) dafür zuständig wäre. Jäger sitzt selbst im Aufsichtsrat und hatte Mitspracherecht bei der Auswahl.

Im Sommer hatte es Kritik am Auswahlverfahren gegeben. Fachlich sei Arnold sicher für den Ovag-Posten qualifiziert, so der Grüne Michael Rückl. Doch das Verfahren zur Besetzung der Ovag-Vorstände sei traditionell eine „Hinterzimmer-Kungelei“ der verbündeten Christ- und Sozialdemokraten.

Auch der Büdinger Bürgermeister Erich Spamer (FWG) rügte, dass die Ovag zu einem Versorgungsunternehmen ehemaliger Landräte geworden sei. Gemeint sind Rolf Gnadl, Jochen Zwecker und Hans-Ulrich Lipphardt von der SPD und der aktuelle Ovag-Chef Rainer Schwarz. Der Christdemokrat war früher Erster Kreisbeigeordneter der Wetterau.

Schwarz’ Vertrag verlängerte der Ovag-Aufsichtsrat um 18 Monate. Vielleicht, um die Kungelei-Vorwürfe zu entkräften, schrieb er Gnadls Nachfolge öffentlich aus. Die Wahl fiel unter diversen Bewerbern dann doch auf Arnold.

Ab dem 1. Januar wird der Erste Kreisbeigeordnete Jan Weckler (CDU) die 1200-köpfige Kreisverwaltung bis zur Neuwahl führen. Die muss im ersten Quartal 2018 stattfinden, inoffiziell wurde der 4. März genannt. CDU und SPD vereinbarten schon 2016, dass sich aus ihren Kreisen nur Weckler und die hauptamtliche Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch (SPD) um Arnolds Nachfolge bewerben dürfen.

Weckler ist 45, kommt aus Ober-Mörlen und war vor seiner Polit-Karriere Schulamtsleiter in Frankfurt. Stephanie Becker-Bösch aus Butzbach war Fachanwältin für Familienrecht und saß ab 2001 für die SPD im Kreistag. Vorigen Oktober wurde sie Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin. Zur Direktwahl können auch andere Kandidaten antreten. Gut wäre ein gemeinsamer Kandidat von Freien Wählern, Grünen und anderen Gruppen, findet der Grünen-Kreistagsabgeordnete Michael Rückl.