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Krach vermiest Lernspaß

Eltern setzen sich für Lärmschutz in der Stadtschule ein – Kinderbürgermeisterin zu Besuch

Lernen unter verschärften Bedingungen: Für stille Arbeitsphasen liegen in den Klassen Kopfhörer bereit, damit die Kinder konzentriert lernen können. Foto: Kötter
Lernen unter verschärften Bedingungen: Für stille Arbeitsphasen liegen in den Klassen Kopfhörer bereit, damit die Kinder konzentriert lernen können. Foto: Kötter

Die Schule, ein Ort der Konzentration? In der Bad Vilbeler Stadtschule müssen sich Eltern und Lehrer dazu einiges einfallen lassen. Denn in dem Altbau fehlt ein adäquater Lärmschutz. Das hat jetzt auch Kinderbürgermeisterin Simone Appel zu hören bekommen.

Bad Vilbel. Ein Kind, das knallrote Baustellen-Kopfhörer trägt. Ein Comic, der aus dem lauten Klassenzimmer erzählt. Ein rundes Schild, auf dem in großen Lettern steht: „Lärm ist verboten!“ Die Bilder, die Simone Appel an diesem Vormittag durchblättert, sprechen eine deutliche Sprache. Sie stammen von den Kindern der Bad Vilbeler Stadtschule, und sie alle thematisieren ein Problem: Den mangelnden Lärmschutz, der in den Klassenräumen dafür sorgt, dass beinahe jedes Geräusch aus den anliegenden Klassenzimmern verfolgt wird – und so das Lernen stört. Deutlich haben die Kinder das zu Papier gebracht. „Mensch, das Problem macht Euch so richtig unglücklich, das sehe ich ja ganz deutlich“, sagt die Kinderbürgermeisterin, als sie die Bilder entgegennimmt.

Seit Jahren bekannt

Die Elterninitiative, die sich an der Bad Vilbeler Grundschule für mehr Lärmschutz einsetzt, hat Simone Appel für diesen Morgen eingeladen. In einer großen Runde besprechen Schüler, Eltern und Kinderbürgermeisterin, was sich tun muss. „Das Problem ist kein neues“, erklärt Eva Becht für die Initiative, in der sich rund 30 Eltern zusammengetan haben. So habe es bereits Kostenschätzungen und Ortstermine durch die Politik gegeben, auch die ideale Lösung steht bereits fest: An den hohen Altbau-Decken soll ein Schallschutz installiert werden, der den Lärm aus dem Gebäude schluckt.

Doch das Problem: Für die bauliche Maßnahme an der Decke sei der Kreis zuständig, für die Kinder jedoch Bad Vilbel – und damit auch der Gast Simone Appel, die sich als Kinderbürgermeisterin um deren Belange kümmert. „Seit Jahren ist das Problem bekannt, doch es tut sich nichts“, beklagt die Elterninitiative. Geschwisterkinder hätten bereits die gesamte Grundschule durchlaufen – ohne Änderung.

„Dabei müsste auch im Interesse der Kinder gerade für die Lehrkräfte, die eben nicht nach vier Jahren in einen anderen Bau wechseln, etwas getan werden. Sie können ja auch nur gut lehren, wenn sie sich konzentrieren können und wohlfühlen“, betont Becht. Neben dem Besuch der Kinderbürgermeisterin haben die Eltern eine Unterschriftenaktion initiiert, deren Ergebnis Jan Weckler (CDU) in seiner Funktion als neuer Wetterauer Landrat in diesen Tagen zugestellt werden soll.

Denn der Schulalltag sieht aktuell anders aus. Sogar wenn die anderen Klassen flüstern, höre man Gespräche aus dem Nebenraum, berichten die Betroffenen – von kräftigem Trampeln ganz zu schweigen.

In jedem Klassenraum stehen für Phasen der konzentrierten Stillarbeit daher Kopfhörer bereit, die sich die Kinder nehmen dürfen. „Aber die reichen auch nicht immer. Und manchmal, wenn es mir zu laut ist, sind dann schon alle weg“, erklärt ein Junge. Daher hätten bereits erste Eltern eigene Kopfhörer angeschafft, um den schulischen Bestand zu ergänzen. Dabei ist das Lernen mit den abdämpfenden Ohrenschützern alles andere als ideal.

Alles andere als ideal

Simone Appel kann das Problem nicht sofort lösen. Sie verspricht aber, sich des Themas anzunehmen. Dass das nicht immer Erfolg bringt, weiß die Kinderbürgermeisterin. „Letztlich geht es immer um finanzielle Fragen. Ich bin da in den vergangenen vier Jahren immer wieder an meine Grenzen gestoßen“, erklärt sie bedauernd.

„Der Haushalt ist sehr gering bemessen, und manchmal hilft dann nur der Weg über private Spenden.“ Doch das Problem nehme sie als durchaus „dringlich“ wahr, hebt Simone Appel beim Abschied hervor. Sie wolle es daher auch Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) vorlegen und mit ihm besprechen. Den Stapel mit den Bildern packt sie für den Besuch im Rathaus gut