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Kultur auf dem Kirschberg

Dietrich Faber alias Manni Kreuzer im Licht der Abenddämmerung auf dem Kirschberg. Foto: Alte Mühle
Dietrich Faber alias Manni Kreuzer im Licht der Abenddämmerung auf dem Kirschberg. Foto: Alte Mühle

»Welthits auf hessisch« und Kabarett unter Streuobstbäumen sowie mit Blick auf den Taunus

Bad Vilbel. Das Theater Alte Mühle schlug Corona ein Schnippchen und ging für zwei Vorstellungen an die frische Luft. Eine Streuobstwiese auf dem zwischen Kernstadt und Gronau gelegenen Kirschberg wurde zum Theatersaal, ein Erntewagen zur Freilichtbühne und zum Empfang zirpten Grillen. Die Zuschauer erlebten in Picknick-Atmosphäre auf Leih-Liegestühlen oder Matten sitzend zwei entspannte Abende mit Kulturdarbietungen, freiem Blick auf den Taunus sowie spätsommerlichen Sonnenuntergängen.
Am ersten Samstagabend brachte das Duo Tilmann Birr und Elis C. Bihn rund 120 Besuchern ihre »Welthits auf hessisch« nahe und beim zweiten gab Kabarettist und Autor  Dietrich Faber etwas mehr als 70 Zuhörern mit einer Krimi-Lesung samt »Manni Kreuzer«-Gesangseinlagen Einblicke in sein Schaffen.

Idylle pur: Dietrich Faber bei seinem Auftritt auf einer Streuobstwiese auf dem Kirschberg. Foto: Verein Kirschberghütte

Von einer »fruchtbaren Kooperation« sprachen Gesine Otto, Programmleiterin des Theaters Alte Mühle, und Tanja Tahmassebi-Hack, Vorsitzende des Vereins »Streuobstzentrum Kirschberghütte« und gleichzeitig Sängerin von Kinderliedern wie auch Betreiberin der »Zauberkürbis Musikproduktion«. Von den Zuschauern erhielten sie nur Lob und Begeisterung: »Das ist ja hier wie im Märchen« und andere begeisternde Beurteilungen bekamen sie zu hören. »Alle sind mit einem Lächeln nach Hause gegangen«, stimmten sie überein.

Schutz des Ökosystems
Mit Kritik waren Otto und Tahmassebi-Hack sich jedoch im Vorfeld konfrontiert. Nach der Ankündigung der beiden Kleinkunstabende äußerten sich einige Naturschützer in offenen Briefen und Meinungsäußerungen in den sozialen Medien. Bezweifelt wurde, dass das schützenswerte Ökosystem »Streuobst« als Standort für Kulturveranstaltungen geeignet sei. Schließlich betone der Verein »Krischberghütte« auf seiner Internetseite selbst die Bedeutsamkeit dieses Ökosystems und rücke die Reaktivierung der Biodiversität der Wiesen mit bis zu 5000 Lebewesen in den Fokus. Dass es nun mit Musik beschallt werde und auch die Infrastruktur für Veranstaltungen fehle, sei irritierend.
Vereinsvorsitzende Tanja Tahmassebi-Hack hat allen Kritikern ausführlich geantwortet und habe danach keinen Widerspruch mehr erfahren, sagt sie. Nachhaltigkeit sei bei der Organisation oberstes Gebot gewesen, betonen Tahmassebi-Hack und Gesine Otto. Das Areal sei beispielsweise durch Kokosseile und nicht durch Flatterband aus Plastik abgesteckt worden. Es wurden zwei mobile Komposttoiletten mit Sägespänen statt Wasser aufgestellt und der Strom für die Ausrüstung der Künstler kam von einer Solar-Anlage.

Lob fürs Publikum
Der während der Veranstaltungen durch die maximal zwei Akustik-Gitarren erzeugte »Lärm« wurde in der Spitze mit 62 Dezibel gemessen. »Da geht es bei so manchen Privat-Feiern hier oben im Streuobstgebiet deutlich lauter zu«, hat Tahmassebi-Hack registriert.
Sie und Gesine Otto lobten zudem die Zuschauer, die sich vorbildlich an die Abstands- und Hygienevorschriften gehalten haben. Zudem parkten, die die nicht sowieso zu Fuß oder mit dem Fahrrad gekommen waren, auch wirklich auf den Parkplätzen am Friedhof Lohstraße und legten in einigen Minuten Fußweg die ausgewiesene Strecke zur Veranstaltungswiese zurück. Auch nahmen am Schluss alle ihre mitgebrachten Utensilien wieder mit und verließen die Wiese, ohne Abfall liegen zu lassen. Zum Gelingen des Projektes trug natürlich auch das aus 16 Personen bestehende ehrenamtliche Helferteam bei, lobten Otto und Tahmassebi-Hack.

»Corona bringt uns mehr Kooperationswillen«, gewinnt Tanja Tahmassebi-Hack der Pandemie etwas Positiven ab. So hätten sich mittlerweile die Kunstschule und andere Vereine gemeldet, um zusammen mit der »Kirschberghütte« gemeinsame Projekt zu vereinbaren. Und »gemeinsam können wir mehr bewegen«, zeigt sie sich für die Zukunft optimistisch.

 

Alte Mühle, Forum, Bibliothek

Bad Vilbel. Ab Oktober sind wieder Veranstaltungen des Theaters Alte Mühle geplant. Ob alle in der Mühle selbst stattfinden können, ist fraglich. Leiterin Gesine Otto hat jedoch schon für einige Termine den Saal des Kulturforums am Dortelweiler Platz buchen können. Dort ist mehr Platz und es sind bessere Bedingungen die Abstands- und Hygieneregeln zu gewährleisten. Das Kulturamt ist gerade dabei entsprechende Bestuhlungspläne für die Alte Mühle, das Forum wie auch der Stadtbibliothek zu erarbeiten.
Otto rät allen Interessenten sich regelmäßig online auf www.kultur-bad-vilbel.de umzusehen oder am besten dort den Newsletter zu abonnieren. (hir)