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Neuer Investor

Luftige Aussichten für Nidderaus Neue Mitte: Ein erster Entwurf des zentralen Gebäudes, der Sky Lounge. Foto/Repro: Niehoff
Luftige Aussichten für Nidderaus Neue Mitte: Ein erster Entwurf des zentralen Gebäudes, der Sky Lounge. Foto/Repro: Niehoff

Aus, vorbei. Die Träume für die Neue Mitte sind vorerst ausgeträumt. Denn der Investor, die holländische Investorengruppe Ten Brinke, hat kein Interesse mehr an der Realisierung des 40 Millionen Euro Projektes. Aber es gibt schon neue Interessenten

Unterzeichnen die Absichtserklärung (von links): Harald Ortner (HBB), Bürgermeister Gerhard Schultheiß und Stadtverordnetenvorsteher Gunther Reibert.
Unterzeichnen die Absichtserklärung (von links): Harald Ortner (HBB), Bürgermeister Gerhard Schultheiß und Stadtverordnetenvorsteher Gunther Reibert.

Nidderau. Diese Nachricht musste Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD) seinen Stadtverordneten unlängst am Freitagabend in einer nicht öffentlichen Sitzung des Stadtparlaments mitteilen. Ten Brinke habe weder den Kaufpreis von rund 3,5 Millionen Euro für das Gelände für die Errichtung des gewerblichen Teils der Neuen Mitte an die Stadt überwiesen, noch einen Bauantrag eingereicht. Für beides hatte das Unternehmen aber eine letzte Frist bis zum 28. Februar von der Stadt eingeräumt bekommen.

Frist verstrichen

„Da die Frist, die am 30. November auf Wunsch der Firma Ten Brinke von der Stadtverordnetenversammlung noch einmal verlängert worden war, am heutigen Tag ohne eine eindeutige Erklärung des Unternehmens abgelaufen ist, hat das Stadtparlament einstimmig der Auflösung des Vertrages mit Ten Brinke zugestimmt“, berichtet Bürgermeister Schultheiß im Anschluss an die Sitzung. Ihm, dem Bürgermeister, seien schon im Verlauf des Januars erste Zweifel an dem weiteren Interesse Ten Brinkes an dem Bauprojekt gekommen, obwohl der Firmenchef Albert Ten Brinke noch im vergangenen Oktober höchst persönlich nach Nidderau gekommen war und dem Bürgermeister sein Interesse an dem Objekt bekundet hatte.

Doch danach sei nichts mehr geschehen. „Die Nichterfüllung der Vertragsgrundlagen seitens Ten Brinke stellt einen schwerwiegenden Kündigungsgrund für die Stadt dar“, äußerten Schultheiß und der Stadtverordnetenvorsteher Gunther Reibert (SPD) am Freitagabend übereinstimmend.

Zusammen mit ihm hatte Schultheiß, der die Katastrophe im Januar bereits zu ahnen schien, nach einem Nachfolger für Ten Brinke gesucht und war bei der Firma Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH (HBB) fündig geworden. Die hatte bereits an dem wettbewerblichen Dialog der Stadt, als es noch um die Auswahl eines Bauträgers ging, teilgenommen, war aber in der Vorrunde ausgeschieden, weil ihr Angebot nicht überzeugen konnte.

Für Schultheiß ist HBB nun trotzdem der rettende Anker. „Denn die Umsetzung des Projektes wird auf Basis des rechtskräftigen Bebauungsplans erfolgen und hat nichts mit dem ursprünglich eingereichten Entwurf von HBB zu tun“, kommt Schultheiß möglicher Kritik zuvor. Die Planung von HBB sei in den vergangenen Wochen bereits entsprechend angepasst worden. So soll statt des bis zuletzt umstrittenen Landmark-Gebäudes von Ten Brinke im Zentrum der Neuen Mitte nun eine futuristische Sky-Lounge entstehen. Die soll das Kultur- und Bürgerzentrum enthalten und umgeben sein von mehrgeschossigen Wohnhäusern. Dadurch wird der Platz zwischen den Gebäuden eher zu einem Treffpunkt in Form eines Marktplatzes als dies in den Plänen von Ten Brinke vorgesehen war.

Wer ist verantwortlich?

Die Einzelheiten dazu sollen aber nun in den kommenden Wochen ausgearbeitet und bereits auf der Bürgerversammlung am 20. März vorgestellt werden. Das Gleiche gilt für den Vertrag mit HBB. Am Freitag wurde zunächst erst einmal ein Letter of Intent (eine Absichtserklärung) zwischen der Stadt und dem Unternehmen HBB unterzeichnet.

Für die Opposition geht das jedoch zu schnell. Sie will im Vorfeld noch wichtige Fragen geklärt wissen, wie die genaue Höhe des Kaufpreises und die Verbindlichkeit des Angebots. Darüber hinaus möchte sie wissen, wer für das Desaster im Rathaus verantwortlich war und ob das nur halbherzig Interesse der Firma Ten Brinke nicht hätte vorzeitig erkannt werden können.

Immerhin soll der Stadt durch die erneute Verzögerung von mindestens einem halben Jahr ein hoher fünfstelliger Schaden (Zinszahlungen) entstanden seien. Deshalb drängt Schultheiß auch auf Eile: „Wir wollen mit den Baumaßnahmen in diesem Jahr noch beginnen“. Für Harald Ortner, Geschäftsführer von HBB, ist dies kein Problem. „Wir kennen die Region und können die Bedürfnisse Nidderaus einschätzen“, erklärte er am Freitagabend bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung.