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Regel für Vandalen

Strengere Richtlinien angepeilt für Feiern im Kinder- und Jugendhaus Massenheim

Dass die Jugend bisweilen zur Unvernunft neigt, ist weder neu noch überraschend. Dass sie sich allerdings so gar nicht an Regeln hält, zwingt die Verantwortlichen des Kinder- und Jugendhauses Massenheim wohl zu Konsequenzen. Dabei will man sich an Dortelweil orientieren, wo es besser läuft.

 

Bad Vilbel. Oliver Scharrer ist Fußballer durch und durch. Der Vorsitzende des FC Hessen Massenheim hat deswegen in den vergangenen Wochen immer wieder ein Bild vor Augen: Das Horror-Foul an Ewald Lienen im Jahr 1981, der sich dabei den halben Oberschenkel aufgeschlitzt hatte. Scharrer fürchtet, seinen Spielern könnte das Gleiche widerfahren.

Dann aber nicht durch einen gegnerischen Stollen, sondern durch Glasscherben. Denn die findet Scharrer in der Vergangenheit immer wieder nicht nur am Spielfeldrand, sondern auch auf dem Platz. Sie stammen von Geburtstagsfeiern, die am Abend zuvor im Kinder- und Jugendhaus Massenheim stattfinden.

Doch nicht nur die Fußballer sind gefährdet. Da im Vorzeigeobjekt der Stadt auch die Kita Auenland beheimatet ist, laufen auch Kinder Gefahr, sich schwer zu verletzen. Denn der Partyraum für die Jugendlichen dient den Kindern bereits ab montags als Bewegungsraum. „Die Kleinen krabbeln, nehmen alles in den Mund“, schildert die stellvertretende Leiterin Anja Zinnecker. Das kann bei Glasscherben böse enden.

Doch auch hier ist noch nicht Ende der Fahnenstange. Denn neben den Scherben hinterlassen die Partygäste auch Brandflecken, etwa auf der Holztreppe, die in den ersten Stock führt. Und das in einem total rauchfreien Gebäude.

Kaputte Türen

Die Klinke einer WC-Tür war bereits abgetreten, auch die große Eingangstür wurde schon massiv beschädigt. „Mit kleinen Schrammen und Macken können wir ja leben, so geht das aber nicht“, sagt Zinnecker. Die Kita wickelt die Vermietungen ab, doch trotz mahnender Worte entspricht das Verhalten der Mieter nicht den Vorstellungen der Vermieter.

Das ruft jetzt nicht nur Ortsvorsteherin Irene Utter (CDU) auf den Plan, sondern auch Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) und den Sozialamtsleiter Jörg Heinz. Bereits Utters Vorgänger Bernd Hielscher (SPD) hatte bei diesem Thema Alarm geschlagen, die Stadtverwaltung auf die Problematik aufmerksam gemacht.

„Wir werden reagieren“, sagt Freund-Hahn. So sollte die Mietkaution zunächst von 100 auf 300 Euro angehoben werden, doch nun sind es wohl 500 Euro, die hinterlegt werden müssen. Das reicht bei manchen Schäden nicht aus. Im jüngsten Fall prüft die Stadt nun, Schadensersatz einzufordern. Auf etwa 1000 Euro belaufen sich die Schätzungen des Schadens. Auch die Miete, bislang 100 Euro, soll auf 150 Euro angehoben werden, auch um andere Vereinsheime in Massenheim nicht zu unterbieten.

Doch trotzdem bleibt die Gefahr der Verletzungen für Kinder und Fußballer. Deswegen denkt Ortsvorsteherin Utter auch über weitere Möglichkeiten nach. „Wenn die Eltern sich nicht für das Treiben ihrer Kinder verantwortlich fühlen, müssen wir eben grundsätzlich etwas ändern“, sagt sie.

Sie zitiert das Beispiel Dortelweil: Auch dort ist das Sport- und Vereinsheim an der Nidda rege gebucht. Doch die Mieter müssen über 30 Jahre alt sein, das heißt, die Eltern übernehmen die rechtliche Verantwortung für die Feier ihres Nachwuchses. „Das hat bislang sehr gut geklappt“, schildert Dortelweils Ortsvorsteher Herbert Anders (CDU). Die Möglichkeit, das Gebäude von privater Seite aus mieten zu können, bestehe erst seit Anfang des Jahres, einen allzu großen Erfahrungsschatz hat Anders deswegen noch nicht, räumt er ein. Doch die soziale Kontrolle der Eltern sei wohl ein guter Hebel, um Partys nicht ausarten zu lassen. Auch wenn es dem Vernehmen nach durchaus einige Anwohner gibt, die sich wegen des nächtlichen Lärms beschweren.

Bis zur Spielabsage

Das ist in Massenheim weniger das Problem, das Kinder- und Jugendhaus liegt relativ abgeschieden. Es ist deswegen auch für Feiern gut geeignet. Doch wenn diese Praxis so weiterlaufen soll, dann muss sich für Oliver Scharrer grundsätzlich etwas ändern. Denn er sieht es nicht ein, jeden Sonntagmorgen den Platz zu inspizieren und gemeinsam mit den Spielern den Platz zu säubern.

Er überlege, künftig zu drastischeren Maßnahmen zu greifen: Spielabsage. Das ärgert nicht nur Spieler und Fans, sondern kostet auch Geld, etwa für den Schiedsrichter. Mit der Rechnung will Scharrer dann auf die Feiernden des Vorabends zugehen. „Irgendwie müssen die ja kapieren, dass sie für ihr Tun Verantwortung tragen“, ärgert er sich. Er übe sein Amt gerne im Ehrenamt aus, „aber nicht für jemanden, den das alles hier nicht interessiert“.

Das benachbarte Vereinsheim von Hessen Massenheim werde gar nicht mehr an junge Erwachsene vermietet. Und bei Feierlichkeiten seien die Mieter gezwungen, Thekenpersonal des Vereins nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu bezahlen.

Sollten die jetzt geplanten Umstellungen im Kinder- und Jugendhaus nicht greifen, muss die Stadt wohl noch einen Schritt weitergehen. „Funktioniert es nicht, müssen wir die Vermietung wohl beenden“, sagt Sozialamtsleiter Heinz. Und er ergänzt: „Das wäre schade, denn das Haus wurde ja auch und gerade für die Jugend errichtet.“