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26 Kilometer neue Gleise

Bahn stellt den Ausbau der Strecke zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel detailreich vor

Bahn-Mitarbeiter Jochen Stüting zeigt an einer Simulation, wie neue Bremsen und Lärmschutzwände den Güterzugkrach deutlich reduzieren. Fotos: Deul
Bahn-Mitarbeiter Jochen Stüting zeigt an einer Simulation, wie neue Bremsen und Lärmschutzwände den Güterzugkrach deutlich reduzieren. Fotos: Deul

Mit einer aufwendigen Info-Veranstaltung warb die Bahn für den im Herbst beginnenden viergleisigen Ausbau der Strecke Frankfurt-West–Bad Vilbel. Nur vereinzelt gab es Kritik, die Besucher waren von den detailreichen und ausführlich im Gespräch dargestellten Plänen beeindruckt.

Bad Vilbel. Im Dortelweiler Kulturforum herrscht ein reges Kommen und Gehen. In der Halle hat man den Eindruck, auf einer gut organisierten Messe zu sein. Gleich am Eingang gibt es kostenlos Getränke und Brezeln. Nach wenigen Sekunden hat schon einer der zwanzig Bahnmitarbeiter einen ersten Blickkontakt hergestellt und wartet auf Fragen.

Auf Tischen liegen Planzeichnungen, die die künftige Gleislandschaft skizzieren. „Wo ist denn hier der Rewe?“, fragt eine Frau, die sich ein Bild vom künftigen Südbahnhof machen möchte. Auch der Bahnmitarbeiter ist zunächst ratlos: „Wir haben entweder Eisenbahn- oder Straßenpläne, aber nicht beides zusammen.“ Auch vor einer Projektionsleinwand versammeln sich Bürger, die sich als Ortskundige schnell in das Kartenmaterial einlesen und herausfinden, wo der künftige Fußgänger- und Radtunnel unter dem Südbahnhof verläuft. Die barrierefreie Querung ersetzt den Tunnel am Klärwerk, der zugeschüttet wird.

Kritik bleibt aus

Offene Kritik hört man an diesem Abend nur von einem Zuhörer. Beim Ausbau gehe es nur deswegen um die S-Bahn, um Gelder von den Kommunen zu bekommen, denn es werde vor allem der Güterverkehr anwachsen. Außerdem liefen noch zwei Klagen. Der Bahn-Mitarbeiter bestätigt, dass künftig bis zu 90 Güterzüge fahren sollen – allerdings sei das auch ohne den Ausbau möglich, weil die Züge außerhalb der Hauptverkehrszeiten fahren. Wegen des zusätzlichen Schallschutzes werde es dabei aber leiser als heute.

Das können die Besucher selbst erleben an einer Multimedia-Tafel. Jochen Stüting lässt in dem Video Güterzüge fahren – mal mit der heutigen Technik, dann mit der bis 2020 vorgeschriebenen Flüsterbremse – und mit unterschiedlich hohen Schallwänden. Vom 91-Dezibel-Lärm sinkt das Geräusch auf letztlich noch 62 Dezibel und ist nur als Hintergrundrauschen zu bemerken.

Warum ausgerechnet neue Bremsen die Züge leiser machen, liege daran, dass bei den bis 2020 vorgeschriebenen Flüsterbremsen der Bremsklotz aus Komposit-Materialien besteht, die elastischer sind als ältere, metallische Grauguss-Bremssohlen. Dort entsteht beim Bremsen eine Unruh, die sich beim Fahren als Rollgeräusch bemerkbar mache. Das soll um zehn Dezibel, also gefühlt um die Hälfte sinken.

„Ich bin froh, dass es endlich losgeht“, sagt Thomas Kraft vom Fahrgastverband Pro Bahn in einer Diskussion, denn geplant werde schon seit den 1990er-Jahren. Der Güterverkehr werde in der Bauzeit verstärkt über Hanau umgeleitet. „Viele Pendler können sich keine Wohnung im Rhein-Main-Gebiet leisten, an diese Menschen müssen wir auch denken.“ Zumal es in Mittelhessen keine Anbindung an das Schnellbahnnetz gebe.

Baubeginn im Herbst

Aufmerksam lauschen die Zuhörer Julian Fassing, dem Leiter des ersten Bauabschnitts. Von Frankfurt-West bis Bad Vilbel-Süd entstehen bis 2022 rund 26 Kilometer neue Gleise und 19 Kilometer Schallschutzwände.

Die zwei neuen Gleise liegen westlich der bestehenden. Im Herbst geht es los mit der Einrichtung von Baustraßen, in Bad Vilbel werden neue, flexible Weichen gebaut, sowie provisorisch eine B 3-Abfahrt mit Niddabrücke zur Huizener Straße hin.

Kaum Verspätungen

Einschränkungen im Zugverkehr soll es vor allem in den Oster- und Sommerferien ab 2018 geben mit eingleisigem Betrieb am Wochenende und nachts und einer Totalsperrung vom 16. bis 18. Dezember 2017. Ab Dortelweil wird erst ab 2023 in der zweiten Stufe gebaut.

Ein Zuhörer will wissen, welche Verspätungen zu erwarten sind. „Wenig“, entgegnet Fassing. Maximal zehn Minuten an Wochenenden und nachts, ansonsten höchstens drei Minuten seien die Züge wegen der Baustellen verspätet. Das sei im Puffer an der Haltestelle Frankfurt-West schon einkalkuliert, so dass der Hauptbahnhof immer noch pünktlich erreicht werde.

Zuhörer Manfred Hirschmann aus Berkersheim will wissen, wie es um den Grunderwerb für den Ausbau steht. Auch da gibt es detaillierte Antwort. Noch 30 bis 40 Grundstücke fehlen der Bahn, manche Eigentümer reagierten nicht. Doch könne das Regierungspräsidium eine Besitzeinweisung anordnen.

Die Pläne


Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.s6-frankfurt-friedberg.de. Die Pläne des Ausbaus sind beim Regierungspräsidium Darmstadt zu finden auf https://verwaltung.hessen.de/irj/RPDA_Internet, Stichwort „S 6“. (dd)