Bad Vilbel. Das neue Pilotprojekt Schulvorbereitungsjahr des Kinder- und Jugendhilfevereins „Möwe Jonathan“ an der Bad Vilbeler Ernst-Reuter-Schule (ERS) (die FNP berichtete am 13. August „Fit fürs Leben in der Schule“) stößt auf Widerhall, auch kritischen.
Zahlreiche Eltern, Kindergarten- und Schulvertreter vom Heilsberg und aus Dortelweil kamen deshalb zu einem Informationsabend über das Projekt. Als sie erfuhren, dass das vom Land Hessen und der Stadt Bad Vilbel finanziell geförderte, von der Universität Kassel begleitete Pilotprojekt auf den Heilsberger und angrenzenden Einzugsbereich der ERS beschränkt ist, reagierten einige sauer. Eine Mutter aus Dortelweil verließ die Veranstaltung.
Heilsberger Eltern sehen das Projekt zum Teil skeptisch. „Ich habe kein gutes Gefühl, mein Kind aus der Kindergartengruppe herauszureißen, um es in das Schulvorbereitungsjahr zu stecken, ohne zu wissen, was es erwartet und ob es mit diesen Kindern auch in der Schule zusammenbleiben kann“, sagte eine Mutter.
Karl Klefenz und Jürgen Breunig von der „Möwe Jonathan“ erklärten sich zusammen mit Dagmar Schmidl, die das Konzept erarbeitet hat, und Schulleiterin Angelika Ringler einverstanden, einen Schnuppertag stattfinden zu lassen. Ein Termin wird noch bekannt gegeben. Allerdings werde der Tag notgedrungen improvisiert sein, so Schmidl. Klefenz: „Es ist nicht möglich, in etwas hineinzuschnuppern, was es noch nicht gibt. Wir können allenfalls einen Tag gestalten, wie er später sein soll.“ Breunig appellierte, den Sprung in etwas Neues zu wagen. In jedem neuen Schul- und Schulvorbereitungsprojekt liege ein Risiko. Aber es habe etwas Spannendes, wenn Eltern, Kinder und Pädagogen gemeinsam daran arbeiteten und etwas erreichten, was über das eigentliche Projekt hinaus wirke. Denn positive Ergebnisse aus dem Schulvorbereitungsjahr würden bestimmt in die Konzeptionen anderer Einrichtungen der Stadt einfließen. Deshalb sollte es nicht als Konkurrenz zu bestehenden Kindertagesstätten und deren wertvolle Arbeit gesehen werden. „Wir versuchen, gemeinsam über die ERS etwas zu entwickeln, was wir den Kindern mitgeben können.“
Schmidl unterstrich, das Schulvorbereitungsjahr sei ein Prozess. „Das Konzept wird nie fertig sein, auch wenn’s schon läuft.“ Gerade deshalb sei es unter dem Gesichtspunkt der wissenschaftlichen Begleitung und Auswertung des Pilotprojekts wichtig, dass der Kreis der Kinder den Übergang vom Schulvorbereitungsjahr ins erste Schuljahr gemeinsam vollziehe und nicht bei der Einschulung über alle Grundschulen der Stadt verteilt werde.
Bedenken, Kinder mit Schulvorbereitungsjahr könnten in der ersten Klasse einen Vorteil gegenüber solchen haben, die von einer anderen Kita kommen, zerstreute Ringler. Es werde nie ein einheitliches Level in einer Klasse geben. Jede Lerngruppe und jede Klasse sei heterogen. Darin liege der besondere Reiz, dass Kinder gegenseitig voneinander lernten.
Karl Klefenz betonte deutlich, das Schulvorbereitungsjahr ziele nicht in eine völlig andere Richtung als die Kindertagesstätten. „Aber auf Grund der räumlichen Situation haben wir an der Ernst-Reuter-Schule ganz andere Möglichkeiten zu einer Verzahnung und Vernetzung.“ Er sei „überzeugt, dass das Schulvorbereitungsjahr auch die Schule verändern wird“. Deshalb sei es sinnvoll, das Pilotprojekt zunächst zu begrenzen, ehe es ausgewertet und gegebenenfalls ausgeweitet werde.
Anmeldungen zum Schulvorbereitungsjahr nimmt bis Ende September die „Möwe Jonathan“, Pestalozzistraße 8, Telefon (0 61 01) 80 31 80, entgegen.