Bad Vilbel. „Morgens, im Berufsverkehr, ist die Situation an der Kreuzung Büdinger Straße / Friedberger Straße / Nordumgehung zwei bis drei Stunden lang unbefriedigend, aber am Rest des Tages ist die Kreuzung durchaus leistungsfähig.“ Diese provozierende Ansicht vertrat Verkehrsplaner Professor Rüdiger Storost in einer SPD-Veranstaltung „Das Kreuz mit der Kreuzung“ im Kurhaus. Er war einer von mehr als 50 Besuchern, die mit dem Leiter des Straßen- und Verkehrsamtes (ASV) Gelnhausen, Heiko Durth, dessen Vize Hans-Georg Einloft und dem für Ampeln zuständigen Mitarbeiter Tuncay Hoekelekli diskutierten. Einigkeit bestand weitgehend darin, dass die Nordumgehung (NU) mit der Kreuzung große Vorteile gebracht habe.
Die Verkehrsströme Richtung Frankfurt aus Wetterau und dem westlichen Main-Kinzig-Kreis, so Durth, seien morgens so stark, dass auf den drei Hauptrouten – neben der Büdinger Straße über die Kreuzung sind das im Norden die Zufahrt durch Karben auf die B 3, im Süden und Osten die B 521 zur Friedberger Landstraße – Staus unumgänglich seien. Abends verteile sich der Verkehr über längere Zeit. In der Früh führten Zeitgewinne der Fahrer von nur einer oder zwei Minuten sofort zu Verkehrsverlagerungen – seit Eröffnung der NU eben durch die Büdinger Straße.
Obwohl man damit gerechnet habe, sei eine Ausweitung der Kreuzungsfläche in angrenzende Grundstücke nicht gewollt gewesen, sondern ein Optimum auf vorhandener Verkehrsfläche, sagte Durth. Statt dreier seien vier auf der Kreuzung zusammentreffende Richtungen zu bewältigen gewesen. Statt zuvor sechs gebe es seit der Freigabe der Umgehung im Mai zehn Verkehrsströme, plus Fußgängerüberwege. Mit der üblichen Signalsteuerung der Ampeln, so Durth, könnten morgens stündlich 1080 Fahrzeuge aus Gronau (gegenüber 970 vor dem Umbau) die Kreuzung passieren. Seit die Umlaufphase im Oktober von 90 auf 120 Sekunden erhöht wurde, seien es 1150 – fast 200 mehr als im Frühjahr. Damit sei die mit 1200 errechnete maximale Leistungsfähigkeit der Kreuzung erreicht. Diese Zahl belege, dass trotz des langen Staus die „Staugeschwindigkeit recht hoch“ sei. In der Regel acht bis zehn Minuten von Gronau bis zur B3 sei von Gronauern bestätigt worden.
Ein größerer Durchlauf erfordere „entweder eine Riesenkreuzung oder eine Lösung mit Unter- und Überführungen. Ob das gewollt ist“, bezweifelte Durth. Storost sagte, eine Unterführung reichte mindestens bis zur Gießener Straße und schnitte den Anliegern davor die Grundstückszufahrten ab. Zu dem mal im Gespräch gewesenen Kreisel sei es nicht gekommen, weil das Verkehrsaufkommen zu hoch, der Platz zu beengt sei. Er könnte nicht so groß gebaut werden wie der Biwer-Kreisel, hätte statt der 23 000 Fahrzeuge am Südbahnhof bis zu 30 000 zu bewältigen.
Die ASV-Vertreter räumten ein, über eine Verlängerung der Abbiegespuren sollte nachgedacht werden. Die Breite sei mit 3,50 Meter deutlich großzügiger als die Norm.
Die breiten Bürgersteige erfüllten gerade die Anforderungen als kombinierte Geh- und Radwege, so Storost. Entlang der Büdinger Straße seien sie als Fortsetzung des Radweges aus Gronau über die Kreuzung hinweg konzipiert und an der Friedberger Straße sei ein kombinierter Geh- und Radweg in beiden Richtungen geplant. Die Ausbuchtung an der Jet-Tankstelle zeige im Vorgriff die geplante Breite. Da diese „Nase“ den Verkehr aus der Stadt an der engsten Stelle auf eine Spur reduziere, könnten Autos oft nicht geradeaus nach Dortelweil fahren oder rechts nach Gronau abbiegen, da Linksabbieger die Engstelle verstopften, beschwerten sich Besucher.
Storost räumte ein, der Bypass nach Gronau verliere durch die wegen der Barrierefreiheit für Sehbehinderte montierte Fußgängerampel seine Funktion. Ein Anwohner der Schulstraße beklagte sich, dass Autofahrer oft den Schleichweg an seinem Haus vorbei nähmen, besonders „wenn die Jet ihre Preise gesenkt hat und die Autos sich auf die Friedberger Straße stauen“. Er schlug Tempo 30 für das gesamte Wohngebiet vor. Das nahm der Veranstalter SPD sofort auf.
Maßnahmen, Ausweichstrecken unattraktiv zu machen, seien ein bewährtes Mittel der Verkehrslenkung, bestätigte Durth. Ein Bürger schlug vor, die Ampel an den Bypässen durch einen „Grünen Pfeil“ zu ersetzen, der Autofahrern das Abbiegen grundsätzlich gestatte, aber nur dann, wenn sie zur Sicherheit der Fußgänger und anderen Verkehrsteilnehmer wie beim „Stopp“-Schild kurz anhielten.
SPD-Vorsitzender Udo Landgrebe favorisierte die Beseitigung der Ausbuchtung: „Wenn die Nase verstopft ist, muss man sie putzen.“ Storost zeigte sich kompromissbereit: „Wenn’s was bringt . . .“ Er will mit Durth diesen Punkt ebenso wie viele weitere Fragen und Probleme durch Mikrosimulation klären.
Bei dem Verfahren werden unter realistischen Bedingungen am Computer unterschiedlichste Szenarien zur Verbesserung des Verkehrsflusses durchgespielt. Auch für die Ampelschaltungen. Dazu erklärte Hoekelekli, die Koordinierung der Ampelanlagen zwischen Dottenfelderhof und Kreuzung könne im Stau nicht wirken oder werde durch Fahrzeuglücken manchmal zunichte gemacht.
Dass Verkehrsteilnehmer bei der Auffahrt von der Nordumgehung zur B 3 in Richtung Frankfurt oft zwei Mal vor Rot stehen – an der Kreuzung der Abfahrt aus Frankfurt und als Rechtsabbieger direkt an der Auffahrt – war den Verantwortlichen vom ASV nicht bekannt. Das solle geändert werden. Sie versicherten, eine Verschärfung der Situation nach einer Bebauung des Quellenparks sei nicht zu erwarten, weil dort die Kreuzungen und Straßen ohne vorgegebene Platzbedingungen leistungsfähiger geplant worden seien.
Einen Effekt, den in Bad Vilbel niemand erreichen wollte, beschrieb ein Dortelweiler: „Meine Frau kauft jetzt öfter an ihrem Arbeitsplatz in der Nordweststadt statt in Bad Vilbel ein. Dann kann sie auf der B 3 durchfahren und spart sich die Kreuzung.“