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Burgfestspiele – Achtsam morden

Sie ziehen hinter den Kulissen die Fäden der Krimi-Inszenierung (von rechts): Regisseur Ulrich Cyran, Ausstatterin Dorothea Mines und Regieassistentin Naomi Lohse-Baumert. Foto: Patrick Eickhoff
Sie ziehen hinter den Kulissen die Fäden der Krimi-Inszenierung (von rechts): Regisseur Ulrich Cyran, Ausstatterin Dorothea Mines und Regieassistentin Naomi Lohse-Baumert. Foto: Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. Die Burgfestspiele starten im Theaterkeller in die 37. Festspielsaison. Den Anfang macht die Krimikomödie »Achtsam morden« am 5. Mai. Regisseur Ulrich Cyran und Ausstatterin Dorothea Mines freuen sich auf eine besondere Inszenierung mit vielen Herausforderungen.
Der Anwalt Björn Diemel sucht vergeblich nach seiner Work-Life-Balance. Um seine Ehe zu retten, besucht er einen Achtsamkeitscoach. Denn seine Frau hat ihm förmlich die Pistole auf die Brust gesetzt. Mehr Achtsamkeit oder Frau und Kind sind weg.
Diemel nimmt sich die Worte sehr zu Herzen und interpretiert die Regeln auf sehr spezielle Weise: Völlig entspannt bringt er seinen mafiösen Mandanten um, übernimmt dessen Geschäfte und genießt mehr Zeit mit seiner Tochter. »Mord und Totschlag mit viel Humor«, sagt Ulrich Cyran. Der Regisseur inszeniert die Krimikomödie nach Karsten Dusse mit René Oley, Ismail Deniz und Svenja Wasser für die diesjährige Burgfestspielsaison.
Drei Schauspieler
für mehr als 20 Rollen

Mit nur drei Schauspielern setzt Cyran das 400 Seiten schwere Buch um. »Zwei davon spielen zehn Rollen. Das ist natürlich eine Herausforderung.« Immer wieder müssten die Schauspieler die Rollen wechseln. Das passiert alles auf der Bühne. »Der Keller ist klein, die Bühne ebenfalls. Der Zuschauer nimmt diese Wechsel auch wahr«, sagt Cyran.
»Wir haben 60 bis 70 Minuten Zeit. Natürlich können wir nicht alle Szenen einbauen.« Deshalb werde auf der Bühne kein Mord zu sehen sein. Auch wenn einige passieren«, sagt er und lacht. Vielmehr werde zwischen erzählenden und schauspielerischen Passagen gewechselt. »Wir gehen in einzelne Szenen verstärkt rein.« Damit das auf der kleinen, aber feinen Bühne im Theaterkeller bestens funktioniert, hat sich Ausstatterin Dorothea Mines einiges einfallen lassen. »Wir arbeiten mit Leuchtstäben, die auf der Bühne angeordnet sind.« So kann davor und dahinter gespielt werden. Es könne mit Effekten von der einen auf die andere Seite gesprungen werden. »Damit können wir auch auf verschiedene Orte in der Geschichte besser eingehen.« Deshalb verrät Mines, die seit einigen Jahren bei den Burgfestspielen mit dabei ist, auch noch nicht alles. »Wir haben uns viele Gedanken gemacht.«
Zwischen Humor
und Gesellschaftskritik

Die Dynamik, die das Stück entwickelt, könne man auf der Bühne mit dem Bild gut umsetzen, sagt Regisseur Cyran. Er freut sich darauf, auch kritische Töne eingearbeitet zu haben. »Der Autor hat immer wieder solche Stellen im Buch. Stellen, in denen die Doppelmoral oder Verlogenheit der Gesellschaft angeprangert werden. Das ist natürlich nicht der Haupttenor des Stückes, gehört aber dennoch rein.« Dramaturgin Angelika Zwack ist vom Aufbau begeistert. Sie sagt: »Die Abstraktheit bietet viel Raum für Fantasie.« Sie geht davon aus, dass viele Gäste das Buch gelesen haben. »Aber Theater ist immer etwas anderes.«
Das Stück wird bis September die ganze Saison lang gezeigt. »Es gibt also viele Gelegenheiten, sich ›Achtsam Morden‹ anzusehen«, sagt Zwack. Dennoch empfiehlt sie, schnell zu sein. Fürs erste Wochenende gibt es nur noch Restkarten. »Weil es ein beliebter Roman ist, läuft der Verkauf sehr gut.«
Sätze, die die Vorfreude beim Regisseur und seinem Team noch größer werden lassen. Cyran sagt abschließend: »Ich finde die Atmosphäre im Keller wirklich gut. Es macht einfach Spaß.« Von Patrick Eickhof