Zu dem Bericht „Das Ende des Schandflecks“ in der Frankfurter Straße 77, im BVA erreichte uns nachfolgender Leserbrief:
Meines Erachtens wird der äußere Eindruck des Objektes vorgeschoben oder man hat von der baulichen Situation tatsächlich keine Kenntnis (wurde im Rahmen der Abrissbemühungen – mit welchem Ergebnis – der Bau untersucht?).
Die Tatsache des einigermaßen unbeschadeten langjährigen Leerstandes weist darauf hin, dass sich unter totaler Asbestverkleidung eine solide Bausubstanz verbirgt: Gewölbekeller und Eichenfachwerk auf Bruchsteinsockel.
Ich habe aufgrund der original gebliebenen Anordnung der typischen schmalen Fenster das aller Wahrscheinlichkeit nach unter der Asbesthülle vorhandene Fachwerk unter Berücksichtigung der fachlichen Gesichtspunkte nachgezeichnet/aufgemalt.
Sollte das Bauwerk tatsächlich so beschaffen sein – mit wenig Aufwand und Zeit festzustellen -, würde seine Wirkung nach erfolgter Restaurierung als großes, zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Sichtfachwerk und großem Giebel einigermaßen überwältigend sein – auch noch an der Hauptstraße gelegen, die mit ansehnlichen Bauten nicht gerade gesegnet ist und nach dem tatsächlichen Ende dieses „Schandflecks“ auch nicht sein wird! Die Größe des Gebäudes würde auch eine entsprechend vielfältige Nutzung ermöglichen (Büros oder Wohnungen – oder auch beides kombiniert).
Andererseits sehe ich aber auch mit welcher verbalen Energie man den Abriss förmlich vorantreibt/gar nicht erwarten kann, bei so einem Schandfleck und so einer Ruine (!), und das auch noch „im Herzen der Quellenstadt“…
Aber selbst wenn ich recht hätte und der „Schandfleck“ dennoch abgerissen würde – wovon ich ausgehe – verbleibt das etwas sarkastische Trostgefühl, dass es ja nicht zum ersten Mal zu so etwas kommt bzw. gekommen ist. Gehässige Mitmenschen erinnern immer mal wieder an die konzertante Aktion zur Beseitigung des einzigen bedeutenden Kunstwerkes der Quellenstadt, der barocken Saalkirche Anfang der 60er Jahre, und scheuen sich nicht, auch noch dazu einen Professor Dr. Kiesow zu zitieren: „ein Akt der Barbarei!“ und darauf hinzuweisen, dass dem gelungenen Nachfolgebetonbau bereits nach nur zwölf Jahren eine millionenschwere Kupferkappe übergestülpt werden musste, um den ansehnlichen Teppichboden (!) und andere Dinge vor der ständigen Nässetropferei zu schützen.
Walter König, Bad Vilbel
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