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Hassia sichert Kronia-Mitarbeitern Sozialplan zu – Hassia-Geschäftsführung hat jetzt offiziell das Sagen

Bad Vilbel. Seit Donnerstag hat die Hassia-Geschäftsführung offiziell das Sagen im kürzlich übernommenen Brunnenbetrieb Kronia. Die Übergabe sei am Freitag bei einer Belegschaftsversammlung in den Kronia-Räumen erfolgt, berichtet Dirk Hinkel, geschäftsführender Gesellschafter der Hassia, auf Anfrage. Daran habe neben der Hassia-Geschäftsleitung und dem Betriebsrat auch die Kronia-Belegschaft teilgenommen.

Die 44 Kronia-Mitarbeiter sorgten sich um die Abgeltung von Überstunden. Diese würden alle bezahlt oder könnten abgefeiert werden, wurde zugesichert. Die bisherigen Kronia-Eigner hätten den Beschäftigten die tarifliche Vergütung von 25 Prozent für über 5000 Überstunden vorenthalten, kritisiert Jürgen Hinzer von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Außerdem wurde gefordert, dass bei eventuell anstehenden Kündigungen ein Sozialplan erstellt werden solle. „Für uns eine Selbstverständlichkeit“, sagt Hinkel. Vor vier, fünf Jahren habe auch Hassia noch Leute eingestellt, merkt Hinzer an. Heute drohe Gekündigten Hartz IV.

Wie es mit Kronia weitergeht, werde sich in sechs bis acht Wochen entscheiden, erläutert Hinkel. Vorerst können die Kronia-Abteilungsleiter ihre Arbeit wie gewohnt fortsetzen. Das Unternehmen werde eigenständig weitergeführt, „alle Vertragsverhältnisse bleiben bestehen“. In dieser Zeit wird geprüft, wie es um das Unternehmen steht, welche Möglichkeiten es zur Kurskorrektur gebe. Derzeit werde „jeden Monat weitere Substanz vernichtet“, betont Hinkel. Die frühere Inhaberfamilie Saur habe eigenes Vermögen in den Betrieb zugeschossen: „Das war kein Dauerzustand.“

Hinkel räumt auch ein, dass die Kronia schon „sehr kostenoptimal gearbeitet hat“ und dass es bei den Mitarbeitern kaum Einsparpotenziale gebe. Erst im Juli 2006 hatte Kronia für vier Millionen Euro ein neues Logistikzentrum eröffnet. Heute „hätte man das nicht mehr gemacht“, sagt Hinkel. Auch die Hassia hätte mit dem heutigen Wissen nicht vor sechs Jahren eine neue Abfüllanlage für den Rosbacher Brunnen gebaut, die damals 15 Millionen Euro gekostet hatte. Vor einem Jahr hat die Hassia dort die Logistik eingestellt.

Die Kronia-Logistikanlage braucht die Hassia nicht. „Wir leiden auch unter rückläufigen Umsätzen“, berichtet Hinkel. Seit sieben Jahren habe es auf dem Markt keine Preiserhöhung gegeben, während alle Kosten gestiegen seien: die Dieselpreise um 50 bis 100 Prozent, Löhne jährlich um zwei Prozent, die Grundstoffe für die Produktion plus Lkw-Maut. Vor allem aber sei es die Pflichtpfandregelung, die das Mehrwegsystem der mittelständischen Brunnenbetriebe ausgehöhlt und dem Einwegsystem der Discounter den Weg geebnet habe, so Hinkel. Eine Chance habe Kronia keineswegs im Billigsegment, sind sich Hinzer und Hinkel einig. Helfen könne nur eine Neupositionierung durch Veränderungen in Marketing und Vertrieb, schätzt Hinzer. (dd)