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Hessens Schreibtischmörder – Regionale Gerichte im Topf – Krimiautoren vom „Syndikat“ trafen in Dortelweil ihre Leser

Bad Vilbel. Elf Krimiautoren auf einen Streich präsentierten das Bildungsforum Dortelweil (BFD) und die Autorengruppe „Syndikat“ Freunden des mörderischen Genres bei einer Lesung im Golfclub Lindenhof. Serviert wurden den zahlreichen Zuhörern gewiefte Ermittler, brutale Verbrecher, raffinierte Morde. Auf der hessischen literarisch-kulinarischen Speisenkarte standen deftige Spezialitäten wie die von Cornelia Christina Anken empfohlene „Metzelsupp“ (Schlachtsuppe), „Grünkohl mit Koch-, Pinkel- und Mettwürsten nach Buchschlager Art“ von Dieter Bromund, „Hessisches Weckewerk“ von Karin Tränkner oder die „Ahle Worscht“ von Anne Chaplet.

Das „Vogelsberger Milchzicklein im Gemüsebett“ von Vera Kaltwasser traf auf die „Marburger Gans“ von Lea Wolf und das „Wildschweinragout Försterinnen-Art à la Marie“ von Klaus-Joachim Frahm. Freunde vegetarischer Kost kommen bei Susanne Kronenbergs nordhessischen „Grie Pannekuche“ (Grüne Pfannkuchen mit Gartenkräutern), Richard Likfas „Armen Ritter nach Brunhildes Art“ und „Alsfelder Salzekuchen“ von Marianne Reuther auf ihre kulinarischen Kosten. Andrea Isari und Krystyna Kuhn sorgen schließlich mit „Grie Soß“ und Frankfurter Kranz für die echten Klassiker.

Zum Dessert reichten Andrea C. Busch „Ebbelbreikuche“ (Hefekuchen mit Apfelmus) und Uli Aechtner „Rosentorte aus der Wetterau“. Mit Gerichten und Tatorten deckten die Autoren das Hessenland von Wetterau und Taunus über Vogelsberg und Rhön bis nach Kassel ab.

In „Roter Lavendel“ von Susanne Kronenberg wird ein aromatisches Kraut zum einzigen Beweisstück in einer dramatischen Familientragödie in der Rhön, Anne Chaplet deckt in „Der gute Nachbar“ die Machenschaften eines unheimlichen Metzgers im verträumten Wildenhain auf und Richard Lifka macht einen Vorort von Wiesbaden zum Spielort einer grausamen Abrechnung.

So einfallsreich wie bei der Recherche ihrer Gerichte, der Schilderung brutaler Morde, eiskalter Killer und spannender Handlungsfäden in ihren fantasievollen Geschichten waren die Autoren auch beim Erfinden ihrer neugierig machenden Überschriften. Eröffnet wurde die Lesung von Uli Aechtner, die als Dortelweilerin somit ein Heimspiel gab, mit ihrer Erzählung „Die Tage am See“.

Es lasen zudem noch Cornelia Christina Anken aus „Der liebe Gott und die Nachbarn“, Adolf Heinzelmeier widmete sich der Lobpreisung eines Mörders „Im Ruhestand“. Nach Berlin und Frankfurt-Sachsenhausen entführt Andrea Isari ihre Leser. Vera Kaltwasser berichtet in „Ewald im Glück“ vom Lebenstraum eines Professors nach einem eigenen Bahnhof. Michael Kibler las aus „Zarengold“, seinem zweiten „Darmstadt-Krimi“. In „Roter Lavendel“ lässt Autorin Susanne Kronenberg eine Tierärztin in Gefahr geraten, als sie auf einem Hof Ponys verarzten möchte.

„Bei mir stirbt nicht einmal eine Katze“ verrät Krystyna Kuhn über ihren Krimi „Champagnerluft“, der das kurze Glück eines Spielers beschreibt. Richard Lifka´s „Armer Ritter“ entpuppt sich als ein verliebter Müllmann. Einfallsreich geht es auch in dem von Gabriele Korn-Steinmetz und Wolfgang Polifka unter dem gemeinsamen Pseudonym Lea Wolf veröffentlichten Krimi „Marburger Gans“ zu, der einen Einkauf auf dem Wochenmarkt mit gravierenden Folgen schildert. Rettung in letzter Sekunde naht in Marianne Reuthers „Hornissen im Bett, Zucker im Benzin und ein Schrei im Büdinger Wald“, wo unheimliche Dinge geschehen.

Alle spannenden Geschichten offenbaren ihren Lesern schreckliche Geheimnisse aus hessischen Regionen und machen Lust auf mehr Krimis.

Lothar Ruske (Herausgeber): „Tatorte Hessen kulinarisch“ – 14 geschmackvolle Kurzkrimis mit 14 Rezepten, 256 Seiten, 14.80 €, ISBN 3-7973-1006-4, 2006, Societäts-Verlag Frankfurt am Main.