Etwa 1000 Anschlüsse sperrt der Stromversorger Ovag monatlich – wegen unbezahlter Rechnungen. Auch die Bad Vilbeler Stadtwerke haben säumige Zahler.
Bad Vilbel. Über Geld, das man nicht hat, redet man nicht gerne. Das gilt auch für öffentliche Unternehmen wie die Stromversorger. Auf eine Anfrage der FNP-Redaktion nahmen die Stadtwerke Bad Vilbel ohne konkrete Angaben und Unterzeichner schriftlich Stellung. Der Friedberger Energiedienstleister Ovag lieferte Konkretes – allerdings in Form eines Artikels aus einer Zeitung.
Daraus geht hervor, dass die Säumigen bei dem Versorger ein dauerhaftes Problem darstellen. Zwar lassen 80 Prozent der Kunden ihre Stromrechnung abbuchen, so Robert Rudel, Abteilungsleiter Billing und Forderungsmanagement. Doch der Rest bereite mitunter Probleme.
Insgesamt betreue die Ovag etwa 220 000 Tarifkunden und 1000 Großkunden sowie sechs Stadtwerke. Etwa tausend Sperraufträge werden monatlich erstellt. Dass Prozedere beim Zahlungsverzug läuft bei der Ovag zwei Wochen nach Fälligkeit an – mit der ersten Mahnung. Vier Wochen später ist die zweite Mahnung unterwegs. Dann wird ein Inkasso-Unternehmen eingeschaltet. Wenn auch das nichts bringt, geht bei der Ovag ein Sperrauftrag heraus. Drei Tage später ist es dann soweit: Als finale Sanktion wird der Strom abgedreht. Ovag-Manager Rudel betont jedoch, dass zu diesem Mittel erst bei Schulden über 250 Euro gegriffen werde. Außerdem werde auch nicht an Freitagen abgeschaltet, weil die Betroffenen am Wochenende ihre Schuld nirgends begleichen könnten. „Häufig ist es so, dass die Stromrechnung das letzte ist, was bezahlt wird“, wird der Ovag-Verantwortliche Rudel zitiert. Doch darunter seien einige, die eine Stunde nach erfolgter Abschaltung an der Kasse des Friedberger Kundenzentrums stünden, um bar zu zahlen.
Manche Kunden bereiten den Ovag-Mitarbeitern auch persönlich Probleme – wenn diese den Strom abschalten wollen. „Die Ovag hat keine Sonderrechte, um in die Wohnung zu kommen“, wird Vertriebsleiter Holger Ruppel zitiert. Bleibt die Tür zu, kommen die Ovag-Leute mit dem Gerichtsvollzieher wieder. Ein säumiger Gastwirt habe ihn sogar bespuckt, einem Kollegen die Brille von der Nase geschlagen, erinnert sich Rudel. Besser sei es, bei absehbaren Geldproblemen Kontakt mit der Ovag aufzunehmen, rät Vertriebsleiter Ruppel. Es gebe immer eine Lösung, auch Ratenzahlungen seien möglich. „Der ehrliche Dialog ist besser, als den Kopf in den Sand zu stecken“, rät der Energiefachmann.
Bei den Stadtwerken Bad Vilbel gebe es „mehrere Tausend Kunden im Bereich der Strom-, Gas- und Wasserversorgung“, heißt es in dem mit „Stadtwerke Bad Vilbel GmbH“ unterzeichneten Antwortschreiben. „Nur ein geringer Prozentsatz“ der privaten und gewerblichen Kunden gerate in Zahlungsverzug. Aus dem Erfahrungsaustausch mit anderen Stadtwerken wisse man, „dass dieses Thema in Bad Vilbel im Vergleich geringere Bedeutung hat“. Auch könne die Zahlungsmoral als stabil bezeichnet werden. Zu den Umständen, die zur Sperrung führen, verweisen die Stadtwerke auf die Stromgrundversorgungsverordnung und die Niederspannungsanschlussverordnung. Es erfolge stets eine Einzelfallprüfung.