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Ein Liebermeister für alle Fälle – 70-Jähriger in unermüdlichem Einsatz für seine Vilbeler Wahlheimat

Wo man als Pressemann in dieser Stadt hinkommt, Kurt Liebermeister ist schon da. Fleißig engagiert sich der sympathische, zuvorkommende und grauhaarige Mann im Ruhestand für seine Wahlheimat Bad Vilbel, mal als Vorsitzender des Stadtmarketings, mal als Vorsitzender der CDU-Innenstadt, fehlt weder beim Weinfest der Lions noch bei den Baustellenführungen auf der Brücke der Neuen Mediathek.

Bad Vilbel. Chinesische Gäste hätten keine nachhaltige Führung durch den Hassia-Mineralbrunnenbetrieb bekommen, Graffiti-Künstler würden verzweifelt nach einer Wand zum legalen Sprayen suchen, ein Kölsches Mädchen würde immer noch vergebens auf ihren Traumprinzen warten, und im Bad Vilbeler Stadtparlament säße ein anderer, wenn nicht am 22. September 1942, kurz nach Mitternacht sein erster Schrei die Menschen in Regensburg aus dem Schlaf gerissen hätte: Kurt Liebermeister wird heute 70.

Eigentlich hätte er gern studiert. Doch als er 17 Jahre alt war, starb sein Vater. Er musste Geld verdienen. Deshalb machte er den Kaufmannsgehilfenbrief und arbeitete in der Möbelbranche. Nach drei Jahren wechselte er an ein Möbelhaus in Köln. In der Domstadt lernte er auch seine Frau Marlene kennen. 1976 wurde Hochzeit gefeiert. 25 Jahre hielt es ihn am Rhein, dann suchte der Oberpfälzer eine neue Herausforderung. Er fand sie in Frankfurt bei Krokofant und Möbel Thomas. So kamen die Liebermeisters 1984 nach Bad Vilbel. „Als ich mit 58 Jahren in Frührente ging, dachte ich: Jetzt tust du nichts mehr“, erinnert sich Liebermeister. Außer vielleicht ein bisschen in die Politik schnuppern. Dass er in Ermangelung der CSU mit der CDU vorlieb nehmen musste, sei ihm „nicht schwer gefallen“. Und die hat schnell begriffen, was sie an Kurt Liebermeister hat. Er wurde 2006 ins Stadtparlament gewählt. Doch bei diesem Aktionsradius alleine sollte es nicht bleiben.

Weil ihm die Politik nicht genug war und sein Interesse der Geschichte und der Wirtschaft Vilbels gilt, fing er im Jahr 2000 außerdem an, bei Hassia Besuchergruppen zu betreuen. Erst kürzlich führte er die chinesische Delegation, die zum Aufbau einer Partnerschaft in der Stadt weilte. „Mir macht das sehr großen Spaß“, sagt Liebermeister. Damit nicht genug. 2006 übernahm er den Vorsitz im Verein Stadtmarketing und hat hier unverrückbare Pfeiler eingeschlagen. Das überregional beachtete Baustellen-Marketing ist sein Kind. Noch sichtbarer ist sein großes Engagement für legale Graffiti-Kunst im öffentlichen Raum als Präventions- und aktives Gestaltungsmodell. Schulklassen kommen zum Sprayen an den drei freigegebenen Wänden. Regional wie international anerkannte Künstler haben schon ihre Spuren an privaten und Bauwerken der Stadtwerke, vor allem aber an der Bahnwand entlang der Kasseler Straße hinterlassen.

„Früher habe ich mich in der Kunst eher den alten Meistern zugewandt“, sagt Liebermeister, der mittlerweile selbst gern zur Spraydose greift. Aber aufgeschlossen für Neues war er ja schon immer.

Und was hält den 70-Jährigen jung? Die Quellenköniginnen, die er als Stadtmarketing-Vorsitzender betreut. Hat er Vorlieben für Blonde, Dunkle, Rothaarige? „Ich nehm“ sie, wie sie kommen“, lacht er. Nächstes Jahr stehen wichtige Aufgaben an, wenn es um ein Nutzungskonzept für den Platz der Neuen Mitte geht. Deshalb gönnt sich Liebermeister zum Geburtstag eine Auszeit auf der Ostfrieseninsel Langeoog. Danach geht es wieder mit voller Kraft voraus auf dem Bad Vilbeler Stadtdampfer.