Damit auch künftig tagsüber genügend Feuerwehrleute verfügbar sind, fordert die Bad Vilbeler SPD, diese bei städtischen Stellenausschreibungen zu bevorzugen. Doch die Idee hat ihre rechtlichen Tücken. Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann macht einen Vorschlag.
Bad Vilbel. Zehn Minuten – das ist die sogenannte Hilfsfrist, also jene Zeit, in der Feuerwehrleute im Ernstfall an jeder beliebigen Stelle in der Stadt einsatzbereit sein müssen. Doch das wird immer schwieriger, weil viele Brandschützer nicht mehr vor Ort arbeiten. Diese Tagesabdeckung sei in Bad Vilbel zwar noch gewährleistet, sagt Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann. Aber es genüge nicht mehr, nur eine Wehr zu alarmieren, damit genügend Einsatzkräfte zur Verfügung stehen. Es müssten bereits angrenzende Ortsteile mit eingebunden werden.
Bevorzugung geplant
Um die Wehr zu verstärken, beantragt die SPD zur nächsten Sitzung des Stadtparlaments (sie fand nach Redkationsschluss statt) folgenden Zusatz bei Stellenausschreibungen: „Mitglieder der Einsatzabteilung der Bad Vilbeler Wehren werden im Rahmen der rechtlichen Vorschriften bei gleicher Qualifikation bevorzugt berücksichtigt.“
Schon jetzt habe die Stadt Bad Vilbel fünf Kräfte als Gerätewarte oder in der Verwaltung beschäftigt, „die praktisch ausschließlich der Feuerwehr zugeordnet sind“, begründet die stellvertretende SPD-Vorsitzende Ysil Yönter den Antrag. Darüber hinaus würden zwei 400-Euro-Kräfte als Verwaltungsmitarbeiter im Feuerwehrbereich beschäftigt. Damit sei die Stadt zwar auf einem richtigen Weg, „jedoch reicht das nicht aus, um selbst einen kleinen Brandalarm personell abzudecken“.
Hinzu komme, dass die meisten Kräfte der Einsatzabteilung außerhalb der Stadtgrenzen arbeiteten und zunehmend Schwierigkeiten hätten, um von ihren Arbeitgebern trotz gesetzlicher Vorgaben freigestellt zu werden. „Da Bad Vilbel eine weiterhin wachsende Stadt ist, schlagen wir vor, die besondere Bedeutung der Feuerwehr für die Stadt schon in den Stellenausschreibungen zu berücksichtigen“, fordern die Sozialdemokraten. „Das gibt es schon seit 15 Jahren“, erläutert Stadtbrandinspektor Matthias Meffert, „wir haben Feuerwehrleute bei der Hilfspolizei und in der Verwaltung“. Das sei eine „Sache, die von uns kam, um die Tagesbereitschaft zu stärken“.
Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zu dem SPD-Antrag, betont Kreisbrandinspektor Hartmann. Bislang wurden Feuerwehrleute nur bei internen Stellenausschreibungen berücksichtigt. „Das ist in der Wetterau gang und gäbe“, weiß er. Dass etwa Wehrleute auf dem Bauhof bevorzugt eingestellt werden, „darüber ist noch nie geklagt worden“. Immerhin seien die Freiwilligen Wehren „eine nicht selbstständige Abteilung der Kommunen“, erklärt Hartmann. Wenn sie nicht mehr funktionierten, müssten die Kommunen hauptberufliche Wehrleute teuer einstellen. Noch sei die Lage nicht so dramatisch, „dass ich als Brandschutzaufsicht eingreifen muss“, sagt Hartmann. Doch gebe es in vielen Städten bereits Probleme, obwohl alle Ortsteile mit alarmiert würden. „Alle sind an der Grenze“, beschreibt er den Zustand in den Wetterau-Gemeinden.
Die jetzt von der Bad Vilbeler SPD vorgeschlagene Lösung sei jedoch nicht optimal, meint der Brandschutz-Chef. Oft gebe es Bewerber, die zusagten, bei der Wehr mitzuarbeiten, und dann machten sie es doch nicht mehr. Zudem sind Helfer, die im Ernstfall nur gezwungenermaßen mitmachten, eher eine Belastung. Effektiver sei das Modell der Taunus-Kommune Kelkheim, so Hartmann. Dort stehe in den Verträgen einiger städtischer Mitarbeiter, dass sie sich verpflichten, 20 Prozent ihrer Arbeitszeit bei der Feuerwehr abzuleisten. Machten sie das nicht, bekämen sie ein Fünftel weniger Gehalt. Das sei eine verbindliche Lösung, so Hartmann.