Veröffentlicht am

Am Dalles sprudelt ein neuer Brunnen

Aus der Düse (links unten) und dem Quellstein hinten fließt das Wasser für den neuen Brunnen auf dem völlig neu gestalteten Gronauer Dorfplatz. Foto: Holger Pegelow
Aus der Düse (links unten) und dem Quellstein hinten fließt das Wasser für den neuen Brunnen auf dem völlig neu gestalteten Gronauer Dorfplatz. Foto: Holger Pegelow

Bad Vilbel. Gronau hat einen neuen Dorfplatz. Kürzlich wurde der Knopf gedrückt, um das Wasser in den neuen Brunnen laufen zu lassen. Und auch sonst ist fast alles neu nahe dem Kreisel in der Ortsmitte.
Die Gronauerinnen und Gronauer schienen dem offiziellen Akt nach gefühlt Jahren des Wartens und Bauens regelrecht entgegenzufiebern, denn viele waren zur Eröffnung gekommen. Ihnen allen bot sich ein gänzlich anderes Bild als in den Jahren zuvor. Der Ende der siebziger Jahre angelegte alte hohe Sandsteinbrunnen war nicht gerade beliebt im Ortsteil. Vor allem auch deshalb, weil die Gronauer bei der Gestaltung des Platzes vor 43 Jahren nicht nach ihren Wünschen gefragt worden sind. So konnten sich viele beispielsweise nie mit dem weißen Spalier anfreunden, an dem Rosen hochranken sollten.
Doch seit einigen Jahren stand fest, dass der Brunnen am »Dalles« erhebliche Schäden aufwies. Der Sandstein war verblasst und verkalkt, der Beckenboden wies Risse auf, der Schacht mit den Pumpen hat Schäden und die Elektroverteilung war ebenfalls hinfällig. Experten schauten daraufhin noch mals genauer hin und kamen zu dem Schluss: Der Brunnen ist nicht mehr reparabel. »Da wurde entschieden, nicht nur den Brunnen zu erneuern, sondern gleich einen neuen Platz zu machen«, blickt Bürgermeister Sebastian Wysocki zurück. »Wir wollten dann etwas schaffen mit mehr Aufenthaltsqualität.« Im September 2020 sind zwei Entwürfe vorgestellt worden, wobei der Platz mit dem vom Gronauer Künstler Christof Paul entworfenen Brunnen den weitaus meisten Anklang fand.
Im April dieses Jahres begannen dann die Arbeiten zur Gestaltung des neuen Dorfmittelpunktes. Corona-Infektionen und Lieferengpässe beim Baumaterial ließen die Arbeiten dann bis in diesen Herbst dauern. Aber das Ergebnis kann sich nach Ansicht der Verantwortlichen sehen lassen.
Entstanden ist ein »idealer Kompromiss zwischen Modern und Bestand in Gronau«, beschrieb es Ortsvorsteher Schäfer bei der offiziellen Inbetriebnahme. Der Künstler erklärt schriftlich, für ihn sei es wichtig gewesen, einen Entwurf zu schaffen, der einen direkten Bezug zu Gronau habe. »Zum Thema Wasser in Gronau fiel mir als erstes die Mündung der Nidder in die Nidda ein, die direkt am Rand von Gronau zu sehen ist.« Christof Paul entwarf deshalb ein Becken, das in einer organischen Form den Zusammenfluss dieser beiden Flüsse symbolisiert. Das Becken ist knapp sieben Meter lang und maximal 15 Zentimeter tief. Drei Findlinge sind in die Form eingegliedert.
Das Becken besteht aus buntem Sandsteinpflaster und hat einen Rand aus hellgrauem Granitpflaster. Der Stein am Beckenanfang im Innenbereich des Platzes ist als Quellstein durchbohrt, im zweiten Beckenarm zur Straße hin befindet sich eine Sprudeldüse. Aus diesen beiden Richtungen fließt das Wasser bis zum Ende des Beckens und wird dort durch einen Ablauf wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt.
Während Paul den Brunnen kreierte, hat Landschaftsarchitektin Simone Michel die Platzgestaltung insgesamt übernommen. Ihre Idee war, auf dem Platz einige Quader zu verteilen, die den Platz zur Straße hin begrenzen und auch als Sitzmöglichkeiten dienen. In der Platzmitte, wo früher der alte Brunnen stand, gibt es jetzt einer runde Sitzgelegenheit. An den Rändern mit Blick zur Straße hin sind Bänke aufgestellt worden, eine davon besonders lang.
Sieben Tafeln
Demnächst soll in der Platzmitte noch ein Baum gepflanzt werden, eine »nicht so sehr tropfende Linde«. Ergänzt werden soll der Platz laut Bürgermeister Wysocki mit sieben Tafeln. Die erste Tafel ist bei der offiziellen Inbetriebnahme bereits gezeigt worden: Sie erläutert das alte Spritzenhaus. Eine weitere Tafel wird den Brunnen erklären, fünf weitere erinnern an die alte Schule, das Alte Rathaus, die Kirche, den Gronauer Hof und den Gronaris-Sprudel.
Mit Letzterem hat es eine besondere Bewandtnis. Denn der Gronaris-Sprudel ist einst von der Familie Dittmar gegründet worden. Johannes Dittmar zeigte sich nun auch als großzügiger Förderer des neuen Gronauer »Dalles«, spendete er doch 10 000 Euro. Von Holger Pegelow