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Auf der Sonnenseite!

Beatrice, du hast das Glück, als Bürgerliche eine Krone tragen zu dürfen. Wie fühlst du dich als Königin?

BEATRICE: Nicht wirklich anders als vorher. Ich bin der gleiche Mensch. Natürlich ist es sehr schön, wenn man bei Auftritten teilweise königlich behandelt wird. Die wunderbare, ehrenvolle Aufgabe macht mich auch ein wenig stolz. Die Zeit als Quellenkönigin hat mich persönlich sehr bereichert und sie ist eine Erfahrung für mein ganzes Leben.

Hast du es jemals bereut, dich um das Amt beworben zu haben?

BEATRICE: Keine Sekunde. Dass es etwas stressig werden kann, war mir ja klar. Aber ich habe durch dieses Amt meine Stadt von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Ich sehe Bad Vilbel jetzt als noch liebevollere Stadt, die für jeden, der hier lebt, sehr viel bietet. Durch die vielen Einladungen wurde mir erst bewusst, dass wir Vilbeler eine Menge zu feiern haben! Das finde ich toll! Bad Vilbel ist mir während meiner Amtszeit noch mehr ans Herz gewachsen. In diesem Jahr durfte ich sehr viele nette und interessante Menschen kennenlernen, die ich sicher in meinem bürgerlichen Leben nicht getroffen hätte. Es sind richtige Freundschaften entstanden, die die Amtszeit bestimmt überdauern. Zugleich habe ich sehr viel über mich selbst gelernt.

Wie viele Termine hattest du denn zu absolvieren?

BEATRICE: Um die 80. Besonders schön waren für mich alle Bad Vilbeler Feste und der Besuch beim Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier. Jede Veranstaltung war auf ihre Art schön und ist mit guten Erinnerungen verbunden. Im Rückblick gibt es auch einiges zum Schmunzeln. Ich denke gerade an die Einweihung der Drachenboote in Frankfurt. Mit Äppler habe ich eines der Boote auf den Namen Red Dragon getauft. Nach der Taufe habe ich mich für ein Foto vorne auf das Boot zur Bootstrommel gesetzt. Ich merkte erst am heftigen Wellengang, dass wir losgefahren waren. Die Schleppe meines Kleides schwamm mitten auf dem Main neben mir im Wasser mit und ich war die ganze Zeit krampfhaft bemüht, das Gleichgewicht zu halten. Im Nachhinein bin ich ja froh, dass ich dieses Abenteuer erleben durfte.

Waren die Leute alle nett zu dir?

BEATRICE: Ohne Ausnahme: immer total freundlich und interessiert. Am Anfang meiner Amtszeit hätte ich wirklich nicht gedacht, wie positiv die Quellenkönigin, und überhaupt solch ein Amt, auf die Menschen wirkt. Außerhalb von Bad Vilbel wollten sehr viele Menschen mehr über die Quellenkönigin und ihre Stadt erfahren. Ganz beeindruckt war ich von der Nachfrage nach Autogrammen. Die größten Fans waren die Kleinen.

Wie war das monarchische Wochenend-Leben mit den anderen Hoheiten aus der Umgebung?

BEATRICE: Einfach super! Meistens waren wir 15 Hoheiten. Wir haben uns alle sehr gut verstanden. Als Begleiter seiner Brunnenkönigin hatten wir im Oberurseler Brunnenmeister sogar einen Hahn im Korb. Der hat seine Rolle in vollen Zügen genossen und oft neidische Blicke von anderen Männern bekommen. Langweilig war uns nie. Wir hatten immer eine Menge Spaß. Ein ganz besonderer Höhepunkt war der „Abend der Vereine“ auf dem Bad Vilbeler Markt. Alleine schon die tolle Kutsche, die ich vom Stadtmarketing für den Umzug bekommen habe. Ich war wirklich jeden Tag auf dem Markt.

Haben bei dir Frisur und Kleid alles mitgemacht?

BEATRICE: Alles hat Stand gehalten und ich hab’ auf Karussells, beim Tanzen, auf Kutschen und im Boot immer gut ausgesehen. Obwohl: Beim Drachenbootfahren auf dem Main hätte ich mir lieber einen Neoprenanzug mit Schwimmweste gewünscht. Und in der Festhalle auf dem Bad Vilbeler Markt hätte ich bei gefühlten 50 Grad gern etwas weniger Stoff an mir gehabt.

Du hast den Brunnenmeister erwähnt. Hättest du auch gern jemanden an deiner Seite gehabt oder hast du es genossen, allein die Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen?

BEATRICE: Ich hatte ja ständig jemanden an meiner Seite: Die anderen Hoheiten und meine Eltern. Bei dieser Frage wird mir erst bewusst, wie aufgeschmissen ich ohne die beiden gewesen wäre und auch welche Arbeit die zwei in dem Jahr geleistet haben. Ohne meine Familie hätte ich dieses Amt nicht so gut ausführen können.

Wie hat sich deine Zeit als Königin am Arbeitsplatz und mit den Kollegen gestaltet?

BEATRICE: Meine Kollegen im Landratsamt Bad Homburg fanden es immer toll, dass ich dieses Amt ausführe, und Hochtaunus-Landrat Ulrich Krebs hat mich verständnisvoll für alle Termine freigestellt. Ein paar meiner Kollegen kamen zu meiner Inthronisation nach Bad Vilbel.

Gab es Terminüberschneidungen und Zeitnot zwischen Beatrice Schenk und Quellenkönigince I.?

BEATRICE: Das Umschalten fiel mir nicht schwer. Selbst wenn ich im Beruf viel um die Ohren hatte, war aller Ärger vergessen, sobald ich das Kleid anhatte und unter den Menschen war. Manchmal hatte ich dann vier oder fünf Termine hintereinander, wo ich nach dem Grußwort direkt weitermusste. Aber selbst dieser positive Stress hat Spaß gemacht und mich kein Mal zur Verzweiflung gebracht.

Was wirst du nach Deiner Exthro am meisten vermissen?

BEATRICE: Ich denke, die Auftritte mit den anderen Hoheiten. Sie sind mir alle so sehr ans Herz gewachsen. Und mein Kleid wird mir fehlen. Wahrscheinlich muss ich mich auch wieder an die freien Wochenenden gewöhnen und daran, selbst wieder etwas zu planen. Allerdings freue ich mich auch darauf.

Beatrice, was kannst du deiner Nachfolgerin mit auf den Weg geben?

BEATRICE: Sie soll einfach sie selbst sein und sich nicht verstellen, nur weil sie eine königliche Robe trägt und eine Krone aufhat. Nur so kann jede einzelne Quellenkönigin ihren ganz eigenen Charme in dieses Amt einbringen – das macht Spaß und jede Quellenkönigin einzigartig. Und was mir schon von meinen Vorgängerinnen gesagt worden ist: Wenn man nicht weiterweiß, einfach nett lächeln und winken. Das hilft immer!

Danke für das Gesprüch!