Veröffentlicht am

Autos contra Fahrräder

Wer hat die Hoheit über die Homburger Straße?

Die Planungen für den vierten Bauabschnitt der Homburger Straße sorgen für Diskussionen. Foto: Sänger
Die Planungen für den vierten Bauabschnitt der Homburger Straße sorgen für Diskussionen. Foto: Sänger

Mit einer 13-seitigen Stellungnahme zum vierten Bauabschnitt der Homburger Straße befeuert der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) die anhaltende Diskussion um die Ausbaupläne. Hauptkritikpunkt ist laut ADFC die fehlerhafte Gewichtung der unterschiedlichen Verkehrsträger und der Hauptverkehrsströme.

Bad Vilbel. Große Unzufriedenheit beim ADFC. In einem umfangreichen Papier kritisieren Christian Euler, Joachim Brendel und Ute Gräber-Seißinger, dass der ADFC bei den Planungen nicht herangezogen worden sei. Die kurzfristig vor dem geplanten Baubeginn Mitte Oktober anberaumte Informationsveranstaltung im Kurhaus habe viele Fragen offen gelassen. Auch sei die Baumaßnahme zuvor nicht in der städtischen Verkehrskommission zur Diskussion gestellt worden.

Nah-Mobilität

Bei der Homburger Straße handele es sich nicht, wie seitens des IMB-Planungsbüros dargestellt, um einen „übergeordneten Verkehrsweg“, sondern um eine „für die Nah-Mobilität zentrale innerstädtische und kürzeste Verkehrsachse, die den Stadtteil Massenheim mit der Kernstadt verbindet“. Die Homburger Straße sei somit „von essenzieller Bedeutung für den Gesamtverkehr“. Der Nahverkehr einschließlich der Radfahrer bleibe jedoch außen vor.

Die Einrichtung eines zusätzlichen roten Mittelstreifens wird kritisch bewertet. Das Beispiel an der Friedberger Straße in Dortelweil sei nicht übertragbar, weil die Homburger Straße mit einer Breite von bis zu 12,30 Metern im Querschnitt gegenüber der Friedberger Straße mit einer bis zu 15 Metern breiten Fahrspur bedeutend kleiner sei. „Die geringe Querschnittsfläche beschreibt das wesentliche Dilemma.“ Eingeschränkte Fußgängerwege und mangelhafte Radwegeführungen seien die Folge.

Verwunderung ruft auch eine von der Stadt nachgereichte Erklärung hervor, demnach über eine Freigabe der Gehwege auch für Radfahrer erst nach Abschluss der Baumaßnahme entschieden werden solle. Nicht nachvollziehbar ist für die ADFC-Autoren ebenfalls, dass auf dem 320 Meter langen vierten Bauabschnitt nur eine einzige Querungshilfe für Fußgänger in Gestalt einer Verkehrsinsel vorgesehen sei. Im Vergleich zur Friedberger Straße seien auf einem ähnlich langen Teilstück mit roter Mittelspur vier Querungshilfen vorgesehen.

Diese Planung entspreche eher „einem Leitbild einer autogerechten Stadt der 1960er-Jahre“, die dem künftigen Verkehrsaufkommen nicht gerecht werde. „Nach der Erschließung des Quellenparks und der Errichtung des Wellnessbades werden die Verkehrsströme nochmals deutlich zunehmen“, so die Autoren.

Die seitens der Stadt angeführten Verkehrsprognosen „sind zweifelhaft“. Aktuell sollen werktäglich 16 500 Fahrzeuge auf der Homburger Straße unterwegs sein. Diese Zahlen seien jedoch „bereits sechs Jahre zuvor“ erhoben worden, also „uralt“. Aktuelle Zahlen lägen nicht vor. Laut der Straßenverkehrsbehörde Hessen Mobil könne „im schlimmsten Fall“ für das Jahr 2025 mit rund 19 000 Fahrzeugen gerechnet werden. Der ADFC rechnet schon mal mit 20 000 Fahrzeugen.

Die Autoren unterziehen die städtische Verkehrsplanung einer harschen Kritik: „Es fehlt von städtischer Seite leider an einem schlüssigen Verkehrskonzept für die Zufahrtsstraßen zum Quellenpark. Insbesondere die Planung der Nahmobilität ist bislang überhaupt nicht konzeptionell erarbeitet worden.“ Eine alternative Verkehrsplanung könnte eine eigene Zufahrt zum Kombi-Bad direkt von der B3 sein.

Dies würde zumindest „eine Mehrbelastung der Homburger Straße mit 2000 zusätzlichen Bewegungen werk- und wochentäglich vermeiden“. Eine Diskussion, die man wieder aufnehmen könne wie die Standortfrage des Kombi-Bades selbst.