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Bahnbau läuft auf Hochtouren – Fertigstellung von Bauabschnitt I für Dezember 2023 geplant

Die Großbaustelle der Bahn ist auch in der Kasseler Straße sichtbar, wo das Viadukt verbreitert und verstärkt wird. Parallel wird Am Sportfeld gebaut, ebenso südlich der Kläranlage und unterhalb der B 3-Brücke über die Nidda. Foto: Deutsche Bahn
Die Großbaustelle der Bahn ist auch in der Kasseler Straße sichtbar, wo das Viadukt verbreitert und verstärkt wird. Parallel wird Am Sportfeld gebaut, ebenso südlich der Kläranlage und unterhalb der B 3-Brücke über die Nidda. Foto: Deutsche Bahn

Bad Vilbel. Wer mit dem Auto auf der B 3 nach Frankfurt fährt, sieht bei Bad Vilbel  inen großen Kran herausragen. Der gehört zur Baustelle der Deutschen Bahn für den viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Strecke. Und wer mit der Bahn unterwegs ist, kann entlang der Strecke weitere Baumaschinen sehen. Sichtbare Zeichen, dass der Bahnausbau trotz Pandemie auf Hochtouren läuft. Wie weit fortgeschritten die Maßnahmen sind, darüber hat jetzt die Projektleitung in einer Videokonferenz berichtet.

Wöchentlich 800 Lkw-Fahrten weniger
Mit Logistik kennt er sich aus. Denn Wolf-Dieter Tigges hat bereits mehrere Jahre das Bahn-Projekt »Stuttgart 21« begleitet. Jetzt ist er der neue Leiter des viergleisigen Ausbaus der Main-Weser-Bahn und damit Nachfolger von Julian Fassing, der nun anderweitig bei der Bahn Verantwortung trägt.
Neue Köpfe haben neue Ideen. So auch beispielsweise die, den Großteil des Materials für den Damm- und Streckenausbau nicht per Lkw durch die an die Strecke angrenzenden Orte zu fahren, sondern mit der Bahn. Das liegt bei einem solchen Projekt gar nicht so fern, und dennoch war es bisher nicht vorgesehen.
Aber nun hat man seitens der Bahn ein großes Lager in Friedberg angelegt. In den Nächten fährt ein Güterzug das Material an die Baustellen entlang der Strecke, wo es tagsüber verbaut wird. Nach Angaben von Tigges wurden insgesamt 4000 Tonnen Kies pro Woche eingebracht. »Vom Zwischenlager in Friedberg transportierte der Zug pro Einsatz zirka 1000 Tonnen. Durch diese Art der Anlieferung entfielen in diesem Bereich rund 800 Lkw-Fahrten pro Woche, die ansonsten durch die Stadtteile Frankfurter Berg, Berkersheim und Harheim gefahren wären. Die nördlichen Frankfurter Stadtteile haben zum Teil enge Ortskerne, die Sorge vor Lastwagenlärm und Gefährdung der Fußgänger war dort groß.

Bahndämme werden höher und breiter
»Mittlerweile haben wir 47 Kubikmeter Erde eingebracht, um die Bahndämme aufzuschütten«, sagt der neue Projektleiter. Damit sollen die Dämme höher und auch breiter werden, denn die Bahnstrecke wird zwei weitere Gleise erhalten.
Zwischen Bad Vilbel und Frankfurt-West ist der 13 Kilometer lange Abschnitt I in mehrere Teilbaustellen eingeteilt. Und überall dort wird jetzt auch auf Hochtouren gearbeitet. »Corona ist für uns kein Problem«, sagt Tigges. 600 Arbeiter seien aktuell damit beschäftigt, an Wochentagen und an den Wochenenden die Strecke auszubauen.

Einen Teil der Verzögerungen, die das Projekt Ende 2019 erfahren hat, will Tigges nun aufholen. Er scheint dafür den nötigen Druck zu machen. »Stichdatum für die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts ist der Dezember 2023.« Die Jahre 2024 und 2025 will er bei dem Teilabschnitt bis Bad Vilbel »gar nicht erst in Betracht ziehen«, betont er. Denn in den beiden Jahren will er bereits die ersten Arbeiten für den zweiten Bauabschnitt zwischen Bad Vilbel und Friedberg angefangen haben.

Mit zu diesen Arbeiten gehört auch der Bau eines elektronischen Stellwerks in Karben, teilt er mit. »Das Stellwerk wird auf dem Bahngelände entstehen und wie eine Garage aussehen.«
Ein solches Stellwerk existiert bereits in Bad Vilbel. Ursprünglich sahen die Bahn-Ausbaupläne ein weiteres Stellwerk in Nieder-Wöllstadt vor. »Das haben wir gestrichen, das Karbener Stellwerk wird die Funktionen des Wöllstädters mit übernehmen.« Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung, auch bei der Bahn, werde nur noch ein weiteres Werk benötigt.

Behelfsabfahrt und Brücke über die Nidda                                                                           Kräftig gebaut wird auch unterhalb der Nidda-Brücke der B 3 im südlichsten Zipfel von Bad Vilbel. Auch hier geht es zunächst vorrangig um Arbeiten am Damm, wo Stützwände errichtet werden. Aber auch um das Einbringen von Widerlagern am Ufer der Nidda. Denn die Bahn wird eine Behelfsbrücke errichten, über die dann etwa Gerätschaften und Maschinen transportiert werden.
Sichtbar ist die neue Baustellenzufahrt auch auf der B 3 selbst, denn dort wurde eine Behelfsabfahrt errichtet. Die Lastwagen fahren ab April dort ab, fahren dann unterhalb der Brücke auf kurzem Weg über die Nidda-Behelfsbrücke bis zur Baustelle.
Neues Bauwerk vor der historischen Brücke

Emsiges Treiben herrscht zudem in der Bad Vilbeler Innenstadt an der Kasseler Straße. Das Viadukt, das über die Homburger Straße führt, ist verbreitert worden. Direkt daneben wurde entlang der Straße Am Sportfeld eine Stützwand errichtet und ein Damm zur Verbreiterung der Trasse aufgeschüttet. Der reicht mittlerweile bis an die alte Eisenbahnbrücke in Höhe des Freibades. Vor die historische Brücke soll später eine neue Brücke gebaut und der Damm dann bis zum Südbahnhof weitergeführt werden. Im weiteren Verlauf ab der Kläranlage hinter den letzten Kleingärten ist der Freiraum für die beiden zusätzlichen Gleise gleichfalls geschaffen worden.
Zwei neue Streckenabschnitte sind mittlerweile in Betrieb genommen worden, bei Eschersheim und bei Bockenheim. In Berkersheim soll der Bahnübergang zurückgebaut werden.

In den Osterferien fahren Ersatzbusse statt S- und Regionalbahnen 
Entlang des Großteils der Strecke sind auch die neuen Masten für die Oberleitungen und etwa in Bad Vilbel auch die neuen Leitungen verlegt worden. »Wenn wir an den Masten und den Leitungen arbeiten, wird die Strecke gesperrt.« Das ist in diesem Monat an den Wochenenden so weit. Und auch in den Osterferien wird es eine sogenannte Sperrpause geben. Statt Bahn fahren heißt es dann Umsteigen in die Sonderbusse. Projektleiter Tigges betont: »Das dient dazu, dass wir schnell vorankommen.« Darauf hoffen sicher viele Wetterauer Fahrgäste der Bahn.