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Bauern auf Protestfahrt

Aufstellen der Traktoren für die Demo auf dem Feld. Foto: Niehoff
Aufstellen der Traktoren für die Demo auf dem Feld. Foto: Niehoff

Schöneck / Niederdorfelden. »Zu viel ist zu viel. Das Fass ist nun übergelaufen«, so lautete die Losung der Landwirte auf ihrer Abschlusskundgebung am Ende ihrer Protestfahrt durch Schöneck und Niederdorfelden am späten Freitagnachmittag vergangene Woche.
Aufgerufen zu der Protestfahrt mit Traktoren hatte der Kilianstädter Ortslandwirt Matthias Wacker. Und dem Aufruf gefolgt waren rund 35 Landwirte aus Schöneck und den umliegenden Orten.
Die Traktoren waren bestückt mit Transparenten wie ›Landwirtschaft dient allen« oder ›Ich bin das Lebensmittel aus der Region« oder ›Bauer sucht Zukunft«. Und obwohl der Demonstrationszug den Verkehr vorübergehend lahmlegte, gab es nur Anerkennung unter den übrigen Verkehrsteilnehmern. Geduldig warteten sie die Vorbeifahrt der laut hupenden Traktoren ab und drückten durch Hochhalten des Daumens auch immer wieder ihre Sympathie für die Proteste der Landwirte aus.
Im Einzelnen richtete sich die Aktion in Schöneck und Niederdorfelden ebenso wie die bundesweit stattfindenden Protestaktionen gegen die Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge sowie die Abschaffung des steuervergünstigten Agrardiesels. Auch der zwischenzeitlich angebotene Kompromiss der Bundesregierung, »Kfz-Steuerbefreiung beibehalten und Agrardiesel innerhalb der nächsten Jahre auslaufen zu lassen« wollen laut Wacker die Landwirte nicht akzeptieren, denn die Kürzung der Subventionen würde im Durchschnitt 7500 Euro im Jahr bedeuten. Hinzu kämen fortwährend neue Belastungen durch neue Vorschriften und Gesetze. »So hat sich in der Landwirtschaft über Jahre eine Frustration aufgebaut, die das Fass nun zum Überlaufen gebracht hat«, verkündete Wacker vor etwa 75 Bürger, die sich zur Abschlusskundgebung auf einem Feld am Rande von Kilianstädten eingefunden hatten, Landwirte benötigten Planungssicherheit, weil sie in Zeiträumen von Jahrzehnten denken würden. Wenn die Politik dagegen Verordnungen und Gesetze in kürzesten Zeitabständen veränderten, dann führe dies zu Planungsunsicherheit, Investitionszurückhaltung und Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.
Wacker ging in seiner Rede sogar noch einen Schritt weiter. Für ihn stehe die Zukunft der Landwirtschaft in Form von Familienbetrieben auf dem Spiel. »Es ist nicht nur die lange Wochenarbeitszeit von 70 bis 90 Stunden, die junge Menschen kaum noch akzeptieren wollen und die Familienbetriebe immer öfters zur Aufgabe veranlassen, sondern es ist vor allem die Unberechenbarkeit der Politik, der nur noch große Betriebe gegenübertreten können«.
Unterstützt wurde die Protestaktion nicht nur von den Landfrauen, die sich auf dem Platz der Republik zusammengefunden hatten und den Demonstrationszug winkend begrüßten, sondern auch die Gemeinde Schöneck war der Veranstaltung wohlgesonnen
Von Jürgen W. Niehoff