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Burghof-Baum muss weichen – Urteil eines Blitzschutz-Gutachtens setzt Existenz des 50 Jahre alten Exemplars ein Ende

Bad Vilbel. Ein halbes Jahrhundert ziert er die Mitte der Burg. Doch noch im Oktober wird der stattliche, kerngesunde Nussbaum gefällt werden, sagt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). „Der Baum macht den Blitzschutz in der Hofmitte weitgehend wirkungslos“, hat ein vereidigter Gutachter im Einklang mit dem TÜV der Stadt ins Stammbuch geschrieben. Er sei durch Direkteinschläge gefährdet. Personen seien in Gefahr, die sich dort im Bereich eines Blitzeinschlags aufhielten. „Das können viele sein“, ergänzt der Intendant der Burgfestspiele, Claus-Günther Kunzmann. Die Stadt könne sich aus Gründen der Haftung nicht über diese Bedenken hinwegsetzen.

Es handele sich um einen komplexen Abwägungsprozess, bei dem Sicherheit und Denkmalschutz vorrangiger seien als der Bestand dieses Baumes. „Während einer Vorstellung gab es in diesem Sommer 200 Meter weiter zwischen Park- und Feststraße einen Blitzeinschlag in einen Baukran“, sagt Kunzmann. Und: „Im Grunde müsste bei einem Sturm der Burghof geräumt werden“.

An der „sicherheitstechnischen Verbesserung“ der Burg für Festspiele, Weihnachtsmarkt und Weinfest werde seit Jahren gearbeitet, am Blitzschutz seit drei Jahren. Doch immer wieder sei die Sicherheit wegen des Nussbaums in Frage gestellt gewesen. Die Blitzschutztechnik lasse sich, bleibe der Nussbaum, nicht beliebig erweitern. „Nötig wäre eine endlose Anzahl an Fangmasten. Da macht der Denkmalschutz nicht mit.“

In der Vergangenheit habe man die Tribünen um den Baum herum gebaut. Die Ränge wurden unüblich in zwei Abteilungen geteilt. „Wir haben zwanzig Jahre um den Baum herum gearbeitet.“ Noch bevor der Nussbaum gefallen ist, wird eine neue Tribünengestaltung ausprobiert. Das macht die Firma, von der die Stadt diese Vorrichtungen Jahr für Jahr anmietet. Wie das Ergebnis aussehen könne, sei noch offen, auch, ob mit dem Konzept mehr oder weniger Sitzplätze herauskämen.

Wie alt der Nussbaum ist und wann er gepflanzt wurde, darüber gibt es verschiedene Angaben. Kunzmann etwa will wissen, dass der Walnussbaum nach 1955 gesetzt wurde, nachdem die Stadt die Burg erworben hatte. Es gebe Fotos, die den Baum in einer Größe von etwa eineinhalb Metern zeigten.

Die geplante Baumfällung hat auch das Parlament beschäftigt. Die Grünen hatten eine Anfrage an den Magistrat gestellt.