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Danke!

Das Wort zum Sonntag

Pfarrer Schütz
Pfarrer Schütz

Ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer, einem evangelischen Pfarrer und Widerstandskämpfer in der Nazi-Zeit, beschäftigt mich immer wieder. Er wurde politisch verfolgt und letztlich auch hingerichtet. Er wusste also viel von den dunklen Seiten des Lebens. Aber ihm war wichtig, trotzdem den Dank nicht zu vergessen. Denn: „Undank erstickt den Glauben, verstopft den Zugang zu Gott. Undankbarkeit beginnt mit dem Vergessen, aus dem Vergessen folgt Gleichgültigkeit, aus der Gleichgültigkeit Unzufriedenheit, aus der Unzufriedenheit Verzweiflung, aus der Verzweiflung der Fluch. Dem Dankbaren dagegen zeigt Gott den Weg zu seinem Heil.“

Harte Worte, finde ich. Aber es ist etwas dran: Undankbarkeit macht sich in einem Leben breit und ergreift den Undankbaren wie ein Fluch. Wir alle kennen Menschen, die sich nur noch über die Lasten des Lebens beschweren und jeden Blick für das Schöne verloren haben. Dabei gibt es ja zweifellos in jedem Leben beides: Das Schwere und das Schöne! Nur müssen wir, so scheint mir, das eine wie das andere richtig einordnen. Wir brauchen nicht so zu tun, als wäre alles immer toll. Was schlecht ist, darf auch so benannt werden. Aber das darf nicht verschleiern, dass gleichzeitig unendlich viel Gutes geschieht.

Mir hilft bei dieser Einordnung ein Text unbekannter Herkunft, der zeigt: Schweres und Schönes liegen manchmal dicht beieinander. „Ich bin dankbar für die Steuern, die ich zahle, weil das bedeutet, dass ich Arbeit habe. Ich bin dankbar für die Kleidung, die ein bisschen zu eng sitzt, weil das bedeutet, dass ich genug zu essen habe. Ich bin dankbar für den Rasen, der gemäht werden muss, Fenster, die geputzt werden und Dachrinnen, die repariert werden müssen, weil das bedeutet, dass ich ein Zuhause habe. Ich bin dankbar für all die Beschwerden über die Regierung, die ich höre, weil das bedeutet, dass wir ein Recht auf freie Meinungsäußerung haben. Ich bin dankbar für den Mann, der in der Kirche sitzt und falsch singt, weil das bedeutet, dass ich hören kann – und dass sogar Männer den Weg in die Kirche finden. Ich bin dankbar für den Wecker, der mich früh morgens aus dem Schlaf reißt, weil das bedeutet, dass ich lebe.“

Spüren Sie, wie heilsam Dankbarkeit sein kann?

Ihr Pfarrer Ingo Schütz

Ev. Christuskirchengemeinde