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Das Dilemma der Grünen!

So einig wie bei früheren Abstimmungen scheinen sich die Grünen zumindest in Sachen Vorsitz nicht zu sein (von links): Anders und Sänger. Foto: Matthias
So einig wie bei früheren Abstimmungen scheinen sich die Grünen zumindest in Sachen Vorsitz nicht zu sein (von links): Anders und Sänger. Foto: Matthias

Es ist eine vertrackte Situation, in der die Bad Vilbeler Grünen zurzeit stecken. Am Donnerstagabend wird die Mitgliederversammlung, bei der ein neuer Vorsitzender gewählt werden soll, überraschend abgebrochen. Der Grund: Niemand will den Chefposten haben.

Bad Vilbel. Zunächst sieht es am Donnerstagabend nach einer ganz normalen Mitgliederversammlung der Bad Vilbeler Grünen aus. Es soll ein neuer Vorsitzender gewählt werden, der die Nachfolge von Kathrin Anders antritt, danach ist ein Sommerfest geplant. Nach und nach füllt sich der große Tisch in der Apfelweinwirtschaft in der Innenstadt mit Mitgliedern, rund zehn Leute sind anwesend. Doch dann kommt alles ganz anders.

Spontan entscheiden die Grünen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit hinter verschlossenen Türen einen Nachfolger zu bestimmen. Doch eine Wahl findet trotzdem nicht statt – denn die Sitzung wird überraschend abgebrochen. Was ist passiert?

Zurzeit besteht der Vorstand aus nur zwei Personen: dem stellvertretenden Vorsitzenden Jens Matthias und dem Kassierer Robert Hübner. Doch keiner von beiden ist bei der Sitzung bereit, für das Amt des Vorsitzenden zu kandidieren. Auch unter den restlichen Mitgliedern sieht sich niemand dazu in der Lage – entsprechend wenig ist den Anwesenden nach feiern zumute, es herrscht Ratlosigkeit. „Wir stehen vor einem Scherbenhaufen“, konstatiert Grünen-Mitglied Kurt Sänger auf Nachfrage.

Schief gelaufen

„Es war eine Überraschung für mich, dass sich niemand zu Verfügung stellt.“ Im Vorfeld sei bei der Kommunikation anscheinend einiges schief gelaufen, kritisiert er – und das, obwohl „personelle Perspektiven vorhanden sind, denn es gibt neue Leute.“ Sänger spricht außerdem von verschiedenen Politikstilen, die bei den Grünen in der Quellenstadt aufeinanderträfen; „Bad Vilbel ist ein politisches Eigengewächs. Hier sind Harmonie und Konsens in der Politik nicht möglich“, findet er und spricht mit Blick auf einige seiner Mitstreiter von einer „Politik der Anbiederung“.

Sänger sieht nun den Kreisvorsitzenden der Grünen Marcus Stadler in der Verantwortung. „Er muss sich einschalten und die Kuh vom Eis holen“, fordert er.

Ganz so dramatisch wie Sänger sieht Stadler die Situation nicht, obgleich ihm ein solcher Fall noch nie zuvor untergekommen ist. „Das Amt des Vorsitzenden in Bad Vilbel nimmt eben viel Zeit in Anspruch“, erklärt er die schwierige Suche nach einem Kandidaten. Dennoch sieht sich Stadler aufgrund der aktuellen Geschehnisse in der Pflicht zu vermitteln. „Ich werde mich einschalten und alle an einen Tisch bringen, um eine tragbare Lösung zu finden“, kündigt Stadler an. Falls sich auch weiterhin niemand dazu bereit erklärt, den Vorsitz zu übernehmen, könnte es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass ein Nachbarverband der Bad Vilbeler Grünen die Verantwortung kommissarisch mittragen muss, erklärt Stadler.

Einseitige Gespräche

„Ich bin mir sicher, dass wir jemanden finden“, versichert Grünen-Stadtverordnete Hannelore Rabl. „Wir sind auf der Suche.“ Warum eine Mitgliederversammlung einberufen wurde, ohne im Vorfeld geklärt zu haben, wer sich für das Amt des Vorsitzenden zur Verfügung stellt, kann auch sie nicht genau sagen. Gespräche hätte es im Vorfeld gegeben, „aber vielleicht waren sie zu einseitig.“ Einen nächsten Anlauf werde es vor Ende der Sommerferien nicht geben, so Rabl. Grünen-Fraktionsvorsitzender Manfred Kissing sieht überhaupt keine Veranlassung für eine Diskussion: „Dass wir nicht gewählt haben, lag daran, dass die Mitglieder lieber nur das Sommerfest genießen wollten“, beschwichtigt er lapidar.