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„Der Weg zum Tempel“

Kammerorchester Bad Vilbel gastiert in St. Petersburger Kirche

Klaus-Albert Bauer dirigiert das Bad Vilbeler Kammerorchester beim Konzert in St. Petersburg. Geigerin Yvonne Smeulers übernahm bei Sojnikows Werk „Weg zum Tempel“ den Solo-Part. Die Vorstellung wurde von Balletttänzer Andrej Adamowskij begleitet.
Klaus-Albert Bauer dirigiert das Bad Vilbeler Kammerorchester beim Konzert in St. Petersburg. Geigerin Yvonne Smeulers übernahm bei Sojnikows Werk „Weg zum Tempel“ den Solo-Part. Die Vorstellung wurde von Balletttänzer Andrej Adamowskij begleitet.

Als voller Erfolg erwies sich die große Konzertreise des Bad Vilbeler Kammerorchesters mit Unterstützung des Goethe-Instituts nach Sankt Petersburg. Einzig die russische Bürokratie machte den Musikern und ihren Begleitern zu schaffen.

Bad Vilbel. „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen, drum nehm’ ich meinen Stock und Hut und tät das Reisen wählen.“ Die berühmten Verse aus dem bekannten Gedicht von Matthias Claudius „Wenn jemand eine Reise tut“, das Friedrich Zelter vertonte, haben 29 Musiker des Bad Vilbeler Kammerorchesters (BVKO) und ihr Dirigent Klaus Albert Bauer wörtlich genommen und sind Ende Juni auf große Konzertreise gegangen.

Das Ufer der Nidda im Rücken und das der Newa fest im Blick, bestiegen insgesamt 46 Reisende – die Musiker wurden von Ehemaligen aus München, Köln und Düsseldorf, Familienmitgliedern und Freunden begleitet – voller Vorfreude in Frankfurt den Flieger Richtung Osten.

Nervige Bürokratie

Bei der Ankunft am Abend in Sankt Petersburg machte die Reisegesellschaft ungewollt nähere Bekanntschaft mit der russischen Bürokratie: Obwohl alle einen Instrumentenpass dabeihatten, bestand eine Zöllnerin auf das Ausfüllen von umfangreichen Formularen. „Das war ein langes Prozedere, wodurch wir erst nach Mitternacht im Hotel ankamen“, berichtet Musikerin Anke Blochwitz. Probleme mit dem Zoll gab es dann auch bei der Ausreise. „Da hatten wir erneut wegen eines fehlenden Einreisestempels in Instrumentenpässen Theater. Wir hatten vier Bögen für Celli dabei, da wir uns die Instrumente in Russland im Konservatorium geliehen haben. Wir hätten sonst für jedes Cello im Flugzeug einen eigenen Sitzplatz buchen müssen.“

Entschädigt wurden alle Musiker durch den herzlichen Empfang von Pastor Michael Schwarzkopf von der lutherischen St. Peter und Paul Gemeinde und das nette Hotelpersonal.

Das Konzert fand in der legendären St. Petrikirche statt, die im 19. Jahrhundert von der deutschen Gemeinde errichtet und während der Stalin-Zeit geschlossen wurde. Die Pastoren wurden erschossen. Stalins Nachfolger Chruschtschow machte später aus der Kirche ein öffentliches Schwimmbad: Das Becken ist im Keller noch eingebaut. Seit der Perestrojka ist die Kirche wieder geweiht und ein beliebter Spielort für Klassikkonzerte. Am Tag vor dem Konzert wurde die neue Orgel eingeweiht.

Mit Balletttänzer

„Verstärkt durch einen Balletttänzer standen dann 36 Personen auf der Bühne von einem der größten, sehr schlichten Gotteshäuser Russlands mit einer guten Akustik.“ Zu Beginn des festlichen Konzerts mit Musik aus drei Jahrhunderten übergab der künstlerische Leiter des BVKO, Klaus Albert Bauer, ein Buch-Geschenk an Pastor Michael Schwarzkopf.

Nach der Übergabe nahmen die Musiker ihre zahlreich erschienenen Zuhörer, darunter auch ein Vertreter des Goethe-Instituts, mit auf eine musikalische Zeitreise an den Hof Friedrichs des Großen, dessen drittes Konzert für Flöte und Orchester von Cornelia Kuther-Reinhuber meisterhaft wiedergegeben wurde.

Nach Werken von Johann Friedrich Fasch, Joseph Haydn und Leos Janacek wurde ein Violinkonzert von Alexander Sojnikow, das Konzert-Theater „Weg zum Tempel“, zum Höhepunkt des Abends. Yvonne Smeulers spielt den Solopart sensibel-emotional mit höchster Konzentration, vom Tänzer Andrej Adamowskij eindrucksvoll begleitet. Das Publikum dankte für die Darbietung mit minutenlangen Applaus.

BVKO-Musikerin Daniela Pfeifer schwärmt nach ihrer Rückkehr: „Es war fantastisch in Sankt Petersburg, es ist für mich die schönste Stadt der Welt. All das Herzblut, das wir in dieses Projekt gesteckt haben, hat sich wirklich sehr gelohnt.“ Vorstandsfrau Anke Blochwitz ergänzt: „Ich bin froh über die Unterstützung, die wir von vielen Seiten in Bad Vilbel erhalten, besonders von den Stadtwerken und der Humanistischen Stiftung. Ohne dieses Engagement hätten wir das alles nicht schaffen können.“


Nun beginnen bald die Proben für das nächste Konzert. Hierfür gibt es zwei Auftrittstermine: Samstag, 2. Dezember, 18 Uhr in der Frankfurter Festeburgkirche und Sonntag, 3. Dezember, ebenfalls 18 Uhr in der Heilig-Geist-Kirche auf dem Heilsberg.


Proben fürs nächste Konzert


Die Proben für das nächste Konzert des Bad Vilbeler Kammerorchesters beginnen am 15. August und finden jeweils dienstags von 19.30 Uhr an im Kurhaus statt. Für zwei Auftritte im Dezember wird zusammen mit dem Chor zwischenTöne unter dem Titel „Finnland 100“ ein Programm einstudiert. Zum Mitspielen sind noch Bratschisten, Bassisten und Streicher willkommen. Der Probenplan kann auf www.bvko.org eingesehen werden. (fau)