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Die Bodirsky-Kurve

Noch Schwung mit 80 – Kommunalpolitik ist die Passion des Bad Vilbeler Ehrenstadtrates

Ehrenstadtrat Günther Bodirsky (CDU) hat sich um die Entwicklung Bad Vilbels vielfach verdient gemacht. Foto: Deul
Ehrenstadtrat Günther Bodirsky (CDU) hat sich um die Entwicklung Bad Vilbels vielfach verdient gemacht. Foto: Deul

Kommunalpolitik ist Günther Bodirskys Passion, doch Ämter waren nie sein Ziel, er wollte stets beruflich unabhängig bleiben. Für die CDU, aber auch in der Verkehrspolitik hat er einiges bewegt – unter anderem bei der Nordumgehung.

 

Bad Vilbel. Das Wort Ruhestand passt schlecht zu dem jetzt Achtzigjährigen, auch wenn sich sein politischer Kalender mittlerweile auf städtische Geburtstagsgratulationen beschränkt, die er als Ehrenstadtrat (seit 2011) absolviert. Er kann auf eine lange kommunalpolitische Karriere zurückblicken, die 1974 begann.

Der 1936 in Bölten im Ost-Sudetenland geborene Bodirsky kam nach der Vertreibung erst nach Gedern, dann 1959 nach Dortelweil, zur CDU aber erst 1970. Den Anstoß, in die Politik zu gehen, hätten damals die Jusos gegeben, die hätten es aus Sicht der Vertriebenen übertrieben, erinnert er sich. 1974 habe er dann auf einer CDU-Mitgliederversammlung „die Klappe aufgerissen“, erinnert er sich ironisch. Er habe aufgezählt, was in der damals noch SPD-dominierten Stadt für die „Herzkur“ zu tun sei – „und schon war ich stellvertretender Vorsitzender“. Ein Amt, das er von 1974 bis 2003 innehatte.

1977 errang die CDU die Mehrheit im Stadtparlament, doch für ihn war klar: Er wollte nie „einen kuscheligen Platz im Rathaus“, sondern die berufliche Unabhängigkeit. Stadtverordneter war er von 1977 bis 2001, in den 80ern saß er noch zwei Legislaturperioden im Kreistag. Von 1981 bis 2001 war er Stellvertreter des Stadtverordnetenvorstehers und des CDU-Fraktionschefs. Als gelernter Maschinenschlosser arbeitete er als Konstrukteur in einem Dortelweiler Edelstahl-Betrieb. Heute stört er sich am Umgang der Politiker miteinander. „Dieses Hauen und Stechen“, war nie seine Sache. „Man muss sich auch nach der Sitzung in die Augen sehen können“. Leute mit anderer Meinung seien keine Gegner, und auch die Argumente müssten stimmen, „nicht irgendwelche Gerüchte“. Am wichtigsten sei, sich vor Entscheidungen vor Ort bei den Bürgern umzuhören.

Eine Entscheidung hatte er 1985 mit Leidenschaft angestoßen, die nach ihm benannte Bodirsky-Brücke, die das Nachkriegsbaugebiet an der Königsteiner Straße mit dem Sportplatz verbindet. Aber auch bei der Nordumgehung hatte er, als langjähriger Vorsitzender des Arbeitskreises Verkehr, eine entscheidende Idee. Das Projekt stockte, weil die Planer nicht wussten, wie sie die enge, steile Strecke von der Bahnunterführung zur Friedberger Straße hinbekommen sollten. Da sei er mit seiner Frau zum Nachmessen hingefahren und habe als Lösung eine verschwenkte Anbindung vorgeschlagen. „Wenn ich im Himmel bin, wird daraus vielleicht die Bodirsky-Kurve“, schmunzelt er. Er wurde oft geehrt: Goldene Ehrennadel der Stadt (1994) und Bundesverdienstkreuz am Bande (2004). (dd)