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Die Musterbibliothek

„Tage der Architektur“ am kommenden Wochenende auch in Bad Vilbel

Die nach modernen Gesichtspunkten konzipierte mondäne Stadtbibliothek ist ein kultureller „Leuchtturm“ sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Fotos: Luong, nguyen Hien
Die nach modernen Gesichtspunkten konzipierte mondäne Stadtbibliothek ist ein kultureller „Leuchtturm“ sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Fotos: Luong, nguyen Hien

„Sie haben hier wirklich eine großartige Stadtbibliothek“, begrüßte TV-Großkritiker Denis Scheck kürzlich seine Zuhörer in der hiesigen Stadtbibliothek. Sie steht auch am kommenden Wochenende, bei den hessischen „Tagen der Architektur“ im Fokus der Öffentlichkeit und der Experten. Bereits zum 21. Mal präsentieren Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner ein umfangreiches Programm.

Die nächtliche Stadtbibliothek aus anderer Perspektive.
Die nächtliche Stadtbibliothek aus anderer Perspektive.

Bad Vilbel. „Architektur hat Bestand“ lautet das Motto der Veranstaltung. Die heute entstehende Architektur ist der Bestand von morgen und muss deshalb auch zukünftigen Ansprüchen genügen. Bei diesem Anlass können sich Besucher der Stadtbibliothek Bad Vilbel sowie anderer ausgewählter Gebäude in der Region einen Überblick über modernes Bauen verschaffen und auch optimale Lösungen in der Alltagsarchitektur begutachten. Gerade in den Ballungsräumen liegt der Schwerpunkt des architektonischen Schaffens auf der sinnvollen und weitsichtigen Nutzung von bestehenden Strukturen.

Das Programm wird durch ein unabhängiges Gremium ausgewählt. Hier werden keine Architekturpreisträger gesucht. Nicht das Spektakuläre, das Besondere, das Große und vielleicht auch Teure stehen auf dem Programm. Vorgestellt werden vielmehr die alltäglichen, gut gelösten Aufgaben, der Umbau, die Grünanlage, der neu gestaltete Platz. Ziel ist es, die Bedeutung der gebauten Umwelt einem möglichst großen Publikum näherzubringen.

Wie Architekten und Bauherren Gebäude für neue, zeitgemäße Zwecke und Nutzergruppen umbauen oder öffentliche Räume gestalten, wird der breiten Öffentlichkeit am Samstag, 27. Juni, und am Sonntag, 28. Juni, im Rahmen von Führungen, Veranstaltungen und Besichtigungen präsentiert. Bundesweit werden zum traditionellen Termin am letzten Juni-Wochenende wieder mehr als 1500 Projekte ihre Türen für Interessenten öffnen, darunter eben auch die mondäne, am 2. November 2013 eröffnete Bad Vilbeler Stadtbibliothek auf der Niddabrücke. Das ins Auge stechende, gefällige und nutzerfreundlich strukturierte Bauwerk soll das teuerste in der Geschichte der Bücherei- und Bibliotheks-Neubauten in Hessen sein, mit Sicherheit ist es aber das schönste und modernste. Davon können sich Besucher auch an den „Tagen der Architektur“ überzeugen.

Konzipiert wurde die Stadtbibliothek von dem Münchner Architekten Prof. Fred Angerer (1925 – 2010), und vollendet von dem Münchener Architekten Bernhard Demmel vom Büro Demmel und Hadler GmbH. Die Stadtbibliothek zeichne sich architektonisch als Brückenbauwerk und durch ein ansprechendes Innenleben aus, hatte Eva Kühne-Hörmann (CDU), hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, den Bauherren bei einer Besichtigung bescheinigt.

Zum Verweilen

Die moderne aber immer zweckmäßige Architektur des Büros Demmel & Hadler habe mit der Auswahl der Materialien und Farben alles sehr stimmig und durchdacht gestaltet. Das obere Stockwerk ist teilweise mit variablen Regalen und Medien-Tröge ausgestattet, so dass bei Veranstaltungen der nötige freie Raum geschaffen werden kann. Die Akustik in den Räumen ist sehr gut. Durch schalldämpfende Elemente an den Decken wird ein sehr ruhiges Umfeld geschaffen. Die zahlreichen Sitzplätze, teils einzeln mit Sesseln oder als Gruppen mit bequemen, farbigen Lounge-Sofas ausgestattet, laden zum Verweilen ein. Die großen Glasflächen an den Außenseiten geben den Blick frei an die beiden Ufer der Nidda, natürlich auf die Nidda selbst und auf den vorgelagerten Nidda-Platz in Richtung Frankfurter Straße.

Baukritiker Arne Winkelmann würdigt diese und andere Vorzüge des Bauwerks kürzlich in der „Deutschen Bauzeitung“ (Ausgabe 1-2/2015), hob dabei die „transparente Architektur“ hervor, die V-förmigen Schrägstützen und die Bedeutung der Stahlfachträger, ging auf die Funktionen der Lamellen oder die Effekte der Rundumverglasung ein, durch die Räume größer und großzügiger wirken. Sein Fazit: „Neben der städtebaulichen Konzeption besticht die Bibliotheksbrücke durch ihre architektonische Qualität. Ein Bauwerk mit einer topografisch derart privilegierten Lage muss selbstverständlich auch den Blick auf den umgebenden Naturraum freigeben“.

Geöffnet ist die sehenswerte Stadtbibliothek am kommenden Samstag, 27. Juni, von 10 bis 16 Uhr und am Sonntag, 28. Juni, von 14 bis 18 Uhr. Am Sonntag gibt es zudem Führungen – von 14 bis 17 Uhr, jeweils zur vollen Stunde. Los geht es am Eingang zur Bibliothek am Niddaplatz.

Alle Infos zu den Architekturtagen 2015: www.akh.de/baukultur/tag-der-architektur/