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Die sechste Jahreszeit

Bürgermeister radelt im Hessenkittel zur Eröffnung des Bad Vilbeler Marktes

Mit 31 phantasievollen Zugnummern lotste am Samstag ein Festumzug die Bad Vilbeler und ihre Gäste zum mittlerweile 197. Markt. Bürgermeister Thomas Stöhr geht im „Hessenkittel“ voran, denn ein Hessentag in der Quellenstadt – das wäre eine richtig gute Aufwärmübung zu dem 200. Markt im Jahr 2020, spekuliert er beim Fassanstich im Festzelt.

Bad Vilbel. Wenn die Karnevalszeit die fünfte Jahreszeit ist, dann haben sich die Bad Vilbeler noch eine sechste dazu erfunden: die tollen Tage des Marktes. Der beginnt traditionell mit einem großen Umzug. Zuletzt dünnte er merklich aus auf knapp 20 Teilnehmer, weil TÜV-Vorschriften vielen Anhängern den Garaus als Motivwagen machten. Doch inzwischen gibt es Neuzugänge. 31 Gruppen ziehen los vom Ritterweiher über die Frankfurter Straße bis zum Festplatz. Uff de Gass ist sogar deutlich mehr los, als beim Faschingsumzug im Februar.

Nostalgie ist Trumpf

Das liegt auch an der bunten Mischung der Teilnehmer. Manche, wie die Neulinge vom Verein „Bili“ (Behinderte ins Leben integrieren), ziehen mit dem Rollator und Spezialrädern los, und der „Magistratswagen“ mit dem Ersten Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) wird von einem Zweispänner gezogen. Nostalgie ist Trumpf. Auch bei den Aktiven des Mittelaltervereins „Historica Welwila“, die in zeitgenössischen Kostümen vorüberziehen. Vorm Alten Rathaus liefern sich zwei Aktive eine spielerische Fechtszene.

Aber auch Bollerwagen-Spaß ist dabei, wenn die Mitglieder des Freizeit-Treffs Bad Vilbel gut gelaunt vorbeischlendern. Zwar ist es nicht mehr die Zeit des Karmellewerfens, doch einige Kinder der mitziehenden Vereine greifen dennoch in die Tüte, um die jungen Zuschauer mit Bonbons zu bescheren. Die Karnevalisten der Schoten schenken Apfelwein in Schnapsgläsern aus.

Auffallend ist, wie viel Freude den Beteiligten und dem Publikum der Umzug bereitet, den Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) als Radler anführt. Schon die Kleinsten heben auf Opas Schultern stumm den Zeigefinger, als die Parade des Traktorenvereins Büdesheim vorbeiknattert.

Und die Mitglieder des ADFC, des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs haben sich wieder Riesen-Tandems geliehen. Noch mehr Stimmung herrscht bei den Kerbburschen. Die Gronauer haben sich da besonders gut vorbereitet. Ganz in Gelb stehen sie auf ihrem Motivwagen, ihnen gegenüber ein Einpeitscher, der laut die Schlachtgesänge vorgibt. Es ist auch höchste Zeit. Schon am 2. September steigt ihre Zeltkerb mit drei Showprogrammen, da muss geübt werden.

Rauchfahne über Wagen

Bei den Dortelweiler Kerbbursch-Kollegen, die für ihre Kerb vom 9. bis 11. September werben, geht es deutlich gemütlicher zu, ihr Wagen ist eher eine Chillout-Lounge.

Dafür sorgt die Feuerwehr umso mehr für Aufsehen. Eine Rauchfahne zieht über den Wagen, die Fußtruppe ist in Schutzanzüge gekleidet, und beim Zwischenstopp legen zwei der Brandbekämpfer locker ein Dutzend Liegestütz hin. Dieser Umzug ist kein schlichter Durchmarsch zum Festplatz, sondern Entertainment.

Das setzt sich später im Festzelt fort beim Fassbieranstich. Bürgermeister Stöhr lüftet zuvor das Geheimnis um sein blaues Kostüm, den sogenannten „Hessen-Kittel“. Damit spielt er an auf die kürzlich eingereichte Bewerbung als Hessentagstadt 2020. Weil die Vilbeler das ganze Jahr über gut zu feiern verstünden, vom Quellen- über das Straßenfest bis hin zu Markt und Eisbahnspaß, käme das Landesfest sehr gelegen, zumal 2020 der 200. Vilbeler Markt läuft.

Dann ist es endlich so weit – der Fassanstich beginnt. Sorgen, es könne dauern und die Umstehenden mit Schaum bedecken, sind unbegründet. Nach drei leichten Schlägen kann Stöhr den Zapfhahn öffnen. Rasch bilden sich vor der Bühne Schlangen: die Gronauer Kerbeburschen haben die Nase vorn, aber auch die Dortelweiler Obstbauer sind schon gespannt auf die ersten, halbvoll mit viel Schaum gefüllten Biergläser.


Nach den ersten vier Markttagen wird nach zweitägiger Pause beim „Nachmarkt“ am Freitag, 25. August, und bis zum Feuerwerk am Sonntag, 27. August, auf dem Volksfestgelände an der Nidda weiter gefeiert.