„65 ist doch gar nichts“, schmunzelt Klaus Minkel in seinem Stadtwerke-Büro. Der Unruhestand ist ihm auch am vergangenen Freitag, seinem 65. Geburtstag, zu eigen.
Bad Vilbel. Es ist immer noch so, wie damals, 1977, als der gebürtige Mündener nach dem Wahlsieg der CDU als 32-Jähriger nach Bad Vilbel kam. Bis dahin arbeitete er als Fachhochschuldozent für Verwaltung und Rechtspflege. „Ich wollte mehr Arbeit haben“, sagte er. Und die hat er reichlich bekommen.
Die Stadt Bad Vilbel war damals: grau, es gab viele Industriebrachen in der Innenstadt. „Am dringendsten aber war die Finanzsanierung“, erklärt Minkel. Acht Prozent des Haushaltes seien in den SPD-Jahren für Zinsen draufgegangen. 1980 wurde Klaus Minkel für 19 Jahre Erster Stadtrat.
Auch der Bau der B3-Umgehung, um die Stadt weiter zu entwickeln, reicht bis in die 1970er Jahre zurück. Und die Idee zu Dortelweil-West mit günstigem Wohnraum für junge Familien sei 1996 bei einem Umzug der Kerbeburschen entstanden. Einer habe ihm geklagt, er könne seit fünf Jahren nicht heiraten, die Miete sei zu hoch. Ebenfalls 1996 dann der Einschnitt: Diagnose Krebs. Sechs Operationen hat Minkel bisher überstanden und dabei die Erfahrung gemacht: „Ich bin für jeden Tag dankbar“. Doch nach jeder OP „wollte ich so schnell wie möglich wieder an die Arbeit“, sagt Minkel – jetzt zum Teil bis weit nach Mitternacht.
Ob er ein Anhänger der calvinistischen Erwerbs-Ethik sei? Minkel ist überrascht: „Eigentlich bin ich evangelisch-reformiert“, kontert er. Das Stichwort aber treffe zu. Die Frage nach dem Lebenssinn beantwortet er mit einem Zitat aus Goethes „Faust“ – „ein tätiges Leben zu führen.“
Doch dieser Eifer beschert dem Rackerer oft auch Kontroversen. Konflikte mit der Opposition hat er nie gescheut, deren Kritik als Ausbremsen und Zerstören gesehen. „Man muss ein dickes Fell haben“, sagt er. Altersmilde? „Da muss ich noch älter werden.“ Dies auch wegen der Herausforderungen, die er gegenwärtig noch zu meistern habe: neben dem Ehrenstadtrat die Projekte Kombibad, China-Investition im Quellenpark, Kurhaus-Sanierung, Offshore-Windenergie-Beteiligung.
Für ein ausführliches Privatleben bleibt kaum Platz. Wandern mit seiner Frau Christa, klassische Musik, aktuell die Lektüre des Buches „Der Falkner“ aus der Cromwell-Zeit. „Ich bin kein Urlaubsmensch“, so Minkel, ihm genügten „ein paar Tage Ski fahren, Ferien am Bodensee“. (dd)