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Ein wenig Herz mitbringen

Die Nachbarschaftshilfe sucht ehrenamtliche Unterstützer

Werben für den Besuchsdienst der Nachbarschaftshilfe: die Vorsitzende Hannelore Lotz besucht die Gronauer Seniorin, die gerne einmal wöchentlich jemand zu Besuch haben möchte – etwa um gemeinsam eine Runde Rommé zu spielen. Foto: Deul
Werben für den Besuchsdienst der Nachbarschaftshilfe: die Vorsitzende Hannelore Lotz besucht die Gronauer Seniorin, die gerne einmal wöchentlich jemand zu Besuch haben möchte – etwa um gemeinsam eine Runde Rommé zu spielen. Foto: Deul

Eine Stunde Zeit für Gespräche, Spiele, den Einkauf, das wünschen sich viele alleinstehende Senioren. Zum Beispiel eine Gronauerin, die nach einem Schlaganfall nicht mehr aus dem Haus kommt. Der Verein Nachbarschaftshilfe würde gerne einen Kontakt vermitteln, aber es fehlen Helfer für den Besuchsdienst.

Bad Vilbel. Hohe Treppenstufen führen zum Haus, in dem die Gronauerin nach dem Tod ihres Mannes alleine mit einer Pflegerin wohnt. Die Seniorin möchte nicht, dass Fremde ihren Namen kennen und womöglich bei ihr einbrechen. Die 78-Jährige hat drei Schlaganfälle hinter sich und sitzt seit 2005 im Rollstuhl. Das letzte Mal hat sie ihr Haus vor Monaten zum Begräbnis ihres Mannes verlassen.

Nun ist ihr Tagesablauf sehr überschaubar strukturiert: aufwachen, um 7 Uhr kommt der Pflegedienst und hilft beim Aufstehen, abends bringt der Pfleger sie bis 18.30 Uhr wieder ins Bett. Danach geht dann nur noch Fernsehen.

Früher selbst geholfen

Auch das Lesen fällt der Seniorin schwer, nach dem Schlaganfall kann sie die Bücher nicht mehr richtig festhalten. Aber eine Sache macht ihr doch noch Spaß: das Rommé-Kartenspiel, das sie mit ihrer Pflegerin öfters auspackt.

Doch das war einmal ganz anders, erinnert sie sich.In den 1990er-Jahren wurde sie Mitglied bei der Nachbarschaftshilfe. Warum? „Weil ich auch helfen wollte.“ Damals war sie regelmäßig zu Besuch bei einer alten Dame, kaufte für sie ein und begleitete sie bei Spaziergängen. „Aber jetzt brauche ich selbst Hilfe“, sagt sie zu Hannelore Lotz, der Vorsitzenden der Nachbarschaftshilfe. Sie würde der Seniorin gerne eine Person vermitteln, doch dem Besuchsdienst der Nachbarschaftshilfe fehlen die Ehrenamtlichen, der Bedarf steigt, aber nicht die Zahl der Helfer.

Im Jahr 2016 wurden 51 Mitglieder regelmäßig von 32 Aktiven besucht, für Gespräche oder die Begleitung beim Spaziergang, berichtet Lotz. „Wir haben viele neue Anfragen nach Besuchsdiensten, können das aber nicht mehr leisten“, bedauert sie. In den vergangenen drei Monaten kamen 15 weitere Anfragen nach Besuchs- und Begleitdiensten hinzu.

Im Verhältnis dazu gibt’s zu wenig Neuanmeldungen bei aktiven Mitgliedern, die regelmäßig diese Dienste machen können. Berufstätige können sich auch gerne am Wochenende einbringen. Die bestehenden Daueraufträge für Besuche laufen oft bis zum Tod des betreuten Mitglieds, bestehen meist mehrere Jahre. Dabei sind die Ansprüche an die Helfer nicht unerfüllbar.

Was sie sich von einem Besucher wünsche, das sei „Herzlichkeit, Freundlichkeit, dass man auch mal miteinander lachen kann“, sagt die Gronauerin. Der Pflegedienst hat für solche Dinge keine Zeit. Doch es gibt noch eine weitere Hoffnung. Lotz erklärt Winter ein Detail der Pflegereform. Den Pflegebedürftigen stehe jetzt ein monatliches Betreuungs-Budget von 135 Euro zur Verfügung. Damit könne ein Pflegedienst monatlich für fünf Stunden einen Besucher schicken.

Eine Vertrauenssache

Vermittelt werden nur Vereinsmitglieder, die Beiträge zahlen. Für die Besuche bekommen sie nur Punkte, die sie ihrerseits bei anderen Vereinsmitgliedern für Hilfsangebote einlösen können. „Die Besucher müssen ein bisschen Herz mitbringen“, erläutert Lotz: „Aber sie bekommen auch ganz viel zurück – Freundschaft und Dankbarkeit.“


Die Nachbarschaftshilfe ist unter der Rufnummer (0 61 01) 60 48 90 erreichbar, per E-Mail unter vfse@gmx.de.