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Leserbrief: Erholung oder Zerstreuung?

Zur Diskussion um Eisbahn, Kurpark, Römermosaik und Römerspielplatz sowie neue Mitte erreichte uns nachfolgender Leserbreif:

Zugegeben, über die Reaktion auf unseren Diskussionsbeitrag zum Zustand des Kurparkes bin ich schon überrascht.

Der Wert des Kurparkes ergibt sich aus dem reizvollen Nebeneinander von Fluss und grüner Aue einerseits und der Erholung unter schattigen und blühenden Bäumen andererseits. Ganz in diesem Sinne bemühten sich die NSG (Naturschutzgesellschaft Bad Vilbel) und der VVL (Verein für Vogelschutz und Landschaftspflege) vor mehr als 43 Jahren, die damals kahlen Ufer der Nidda mit heimischen Gehölzen zu bepflanzen, um den Kurpark gewissermaßen zu verbreitern. Die Stadt Bad Vilbel unterstützte diese Anregungen tatkräftig. Der Kurpark, in den 30er Jahren von Vilbeler Bürgern in zum Teil ehrenamtlicher Arbeit geschaffen, wurde zur grünen Lunge der Stadt, in der sich Kurgäste und Bürger erholten.

Um die Funktion der grünen Lunge zu sichern, wurde bei der Erstellung des Flächennutzungsplanes vorgeschlagen, die Frischluftschneisen vom Wingert in die Talstadt von massiver Bebauung frei zu lassen und später die Mediathek (gegen die von uns niemand war) so zu konzipieren, dass die abendliche kühle Luft die Nidda gewissermaßen entlangfließen könnte und die Stadt auffrische. Daher ist die Frage „Was nutzt ein Kurpark, in dem nichts los ist?“ absurd, denn es wird damit postuliert, dass unser Kurpark nur als Kulisse für Events und Kommerz wertvoll sei. Diese Sichtweise irritiert mich.

Wir fünf kritischen Bürger haben die Eisbahn auch besucht und Freude und gute Laune erlebt. Allerdings sind wir der Meinung, dass die Stadtväter diesem zirka vier Wochen währenden Vergnügen gegenüberstellen sollten, was die Kosten und die Schäden sind, zum Beispiel die starke Beschädigung der Kurparkbepflanzungen und die dadurch eingeschränkte Erholungsmöglichkeit im Sommer.

Betrübt hat mich, wieviele Bäume im einstigen Kurpark beseitigt wurden, z.B. um möglichst viele Abstellplätze zu schaffen. Schon jetzt kann man vom Kriegerdenkmal die Waggons der Eisenbahn der Mainweserbahn zählen, vor einem Jahr war das noch nicht möglich. Doch der Trend geht wohl dahin, aus dem Erholung bietenden Kurpark eine Zerstreuung versprechende Eventfläche zu schaffen. Eine Bereicherung für die Anwohner?

Die mögliche Entwicklung des Kurparks wurde weder in der Kommission für Umweltschutz, Landwirtschaft und Forsten noch in der einstigen Kommission für Stadtgestaltung und Denkmalschutz diskutiert.

Doch es ist auch der Kurpark der Bad Vilbeler Bürger!

Sollten die Verantwortlichen doch eine glaubwürdige Umfrage machen: Event oder Erholung. Aber „mehr Demokratie wagen“ setzt Mut voraus.

Hans Tuengerthal, Bad Vilbel

LESERBRIEFE stellen nicht die Meinung der Redaktion dar. Kürzungen behalten wir uns vor.