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Flexibel nutzbare Stadthalle

Ein großes Foyer, viel Licht und Natursteinwände: So wird die neue Bad Vilbeler Stadthalle einmal aussehen. Derzeit ist sie noch eine riesige Baustelle, ebenso wie das benachbarte Kurhaus, das saniert wird. Im Frühjahr kommenden Jahres soll alles eröffnet werden. Copyright: Spaces MGT GmbH/Satis&Fy AG
Ein großes Foyer, viel Licht und Natursteinwände: So wird die neue Bad Vilbeler Stadthalle einmal aussehen. Derzeit ist sie noch eine riesige Baustelle, ebenso wie das benachbarte Kurhaus, das saniert wird. Im Frühjahr kommenden Jahres soll alles eröffnet werden. Copyright: Spaces MGT GmbH/Satis&Fy AG

Bad Vilbel. Im westlichen Kurpark von Bad Vilbel laufen die Bauarbeiten trotz der Pandemie auf Hochtouren. In der neuen Stadthalle ist der Innenausbau im Gange, nebenan die Sanierung des Kurhauses. Bei einer Baustellenbegehung wird deutlich: Hier entsteht ein im Rhein-Main-Gebiet wohl einmaliges Ensemble.
Heute ein klassisches Konzert, morgen ein Ärztekongress und übermorgen ein Comedy-Abend. So könnte es gehen, wenn erst einmal die Corona-Pandemie überwunden ist und Veranstaltungen wieder erlaubt sind. Dann stünde für diese und andere Veranstaltungen ein Ort zur Verfügung, den man im gesamten Rhein-Main-Gebiet in dieser Form und Konstellation wohl vergebens sucht.
Bei den Verantwortlichen jedenfalls ist die Begeisterung groß. Und wer einmal mit ihnen auf der Großbaustelle im Kurpark unterwegs ist und sich die ganzen Räume ohne Gerüste, Werkzeug und Bretter vorstellt, könnte diese Begeisterung glatt teilen. Nicht nur architektonisch entsteht hier etwas Besonderes durch die Kombination von historischem Kurhaus und moderner neuer Stadthalle, sondern auch technisch. Denn die neue Bad Vilbeler Stadthalle wird dermaßen flexibel ausgestattet, dass sie von der Messe, über Kongresse bis hin zu Konzerten und Kleinkunstabenden wohl alles aufnehmen kann – und das mit technisch relativ geringem Umbau-Aufwand.
Zehn Meter Raumhöhe
Einer der Verantwortlichen ist der Vorstand von Satis & Fy, Nico Ubenauf. Obwohl sein Unternehmen mit Stammsitz an der Karbener Dögelmühle aktuell durch das Verbot von Veranstaltungen einen äußerst schweren Stand hat, ist sein Optimismus riesig. Vor allem weil er von dem, was im Bau ist, ausgesprochen überzeugt ist. »Schauen Sie hier, wie großzügig«, zeigt er auf das Foyer. »Und durch die großen Fenster ist alles sehr hell«, strahlt er.
Ubenaufs Unternehmen hat vor Kurzem bei einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag erhalten, das neue Veranstaltungszentrum mit Stadthalle und Kurhaus mit der Technik auszustatten. Zugleich später die Veranstaltungen zu organisieren. Dafür hat Ubenauf sich die Offenbacher »Spaces GmbH« ins Boot geholt. Deren Vorstand Lukas Kranz schwärmt bei der Baustellenbegehung gleichfalls von der Flexibilität der Halle.
So ist der kleine Saal der Stadthalle gleich sechsfach unterteilbar, es könnten Räume zwischen 30 und 250 Quadratmetern entstehen. Eine Ebene höher im Nebengebäude sind die Handwerker dabei, den alten Kurhaussaal zu sanieren. Dort können Veranstaltungen mit 350 bis 400 Gästen stattfinden, im kleinen Saal Events mit rund 400 bis 450. »Wir können hier drei Veranstaltungen parallel laufen lassen«, sagen die beiden Verantwortlichen.
Herzstück ist der große Saal der Stadthalle mit bis zu 1200 Plätzen. Man kann trotz der im Saal aufgebauten Gerüste schon ahnen, wie großzügig der Raum sein wird: Der Saal werde bis zu zehn Meter Raumhöhe haben. Er verfügt sowohl über eine mobile Bühne wie über eine flexibel aufbaubare Tribüne. Die Bühne kann hinauf- und heruntergefahren werden. Hinter der Bühne steht ein gewaltiger Lastenaufzug offen. »Da kann ein Pkw hineinfahren. Für Automessen wäre das interessant«, schwärmt Ubenauf. Auf der großen Bühne können später ganze Orchester Platz nehmen, »und oben befinden sich noch sechs Künstlergarderoben«, zeigt Kranz nach oben. Soll es eine Nummer kleiner sein, lässt sich der große Saal auch teilen.
Während es im Saal technisch bedingt noch etwas dunkel ist, wird es dahinter richtig hell. »Das hier könnte so eine Art VIP-Bereich werden«, sagt Nico Ubenauf. Gedacht ist die Veranda auch als möglicher Raum für Pausen, etwa wenn Konzerte sind und die Besucherinnen und Besucher bei einem Pausensekt den Blick auf den Kurpark genießen. Eine fest eingebaute Sektbar werde es hier nicht geben. »Das Raumkonzept ist sehr flexibel gestaltet.«
Überhaupt freuen sich die Verantwortlichen über die große Flexibilität der Stuttgarter Architekten von Vielmo, die ja vor Jahren sich in einem Wettbewerb mit ihrem Konzept klar durchgesetzt hatten.
Dass die Zusammenarbeit zwischen Stadt Bad Vilbel und dem Karbener Unternehmen kein Zufall ist, verrät Ubenauf, als er sagt, die Stadt sei schon vor zwei Jahren auf Satis &F y zugekommen. »Wir haben dann erläutert, was wir für richtig halten, um »diese Halle kommerziell erfolgreich betreiben zu können«. Die Stadt und die Architekten seien darauf voll eingegangen und hätten die Halle entsprechend konzipiert.
»Sie hat genau die Größe und die Flexibilität, die im Rhein-Main-Gebiet fehlt«, sind sich Ubenauf und Kranz sicher. Die Messehallen seien für viele Arten von Veranstaltungen zu groß, die Bürgerhäuser zu klein und deshalb zumeist defizitär. Viele Veranstalter würden zudem eine bestimmte Sitzplatzzahl zur Voraussetzung für den Auftritt eines Künstlers machen.
Vermarktung beginnt
In Kürze schon wird die Tochtergesellschaft von Satis & Fy, Spaces GmbH, in die Vermarktung der »Vilco« gehen. Man ist gerade dabei, eine 360-Grad-Panorama-Schau zu entwickeln und eine Broschüre zu gestalten. »Wenn erst mal die Gerüste hier weg sind, werden wir mit Veranstaltern durch die Räume gehen.« Schon bei ersten Gesprächen habe man viele positive Rückmeldungen erhalten.
Der Enthusiasmus für das 52-Millionen-Projekt ist groß, die Arbeiten liegen laut Kranz im Zeitplan. Deshalb rechnet er fest damit, dass die Stadthalle im Frühjahr 2022 eröffnet werden kann. Und er sieht im Veranstaltungsbereich einen »riesigen Nachholbedarf«. Von Holger Pegelow