Am Freitag, 1. März, feiern evangelische, katholische und orthodoxe Christinnen und Christen weltweit den Gottesdienst „Ich war fremd – ihr habt mich aufgenommen“. Was heißt es, die Heimat verlassen zu müssen und plötzlich „fremd“ zu sein? Diese Frage stellen zwölf Französinnen aus sechs christlichen Konfessionen. Ihr Gottesdienst fragt: Wie können wir „Fremde“ bei uns willkommen heißen?
In der Bibel, einem Buch der Migration, ist die Frage der Gastfreundschaft immer auch eine Glaubensfrage: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25, 40). Mutig konfrontiert der Weltgebetstag auch mit den gesellschaftlichen Bedingungen in der „Festung Europa“, in der oft nicht gilt, wozu Jesus Christus aufruft, nämlich die gastfreundschaftliche Aufnahme der Fremden.
In Kirchengemeinden in über 170 Ländern der Erde gestalten Frauengruppen unterschiedlicher christlicher Konfessionen den Gottesdienst der Französinnen. Er wird am Freitag, 1. März 2013, weltweit gefeiert. Mit Gebeten, Liedern und kreativer Gestaltung lädt er uns alle zu einer Kultur des Willkommens ein. Mutig zeigen die Französinnen aber auch, wo unsere europäische Gesellschaft keine Willkommensgesellschaft ist. Alltäglicher Rassismus und rigide Asylgesetzte stehen im krassen Gegensatz zu den Worten Jesu Christi: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Matthäus 25, 35).
Alle, die schon einmal umgezogen sind, ihre alte Heimat verlassen haben und in ein neues Zuhause gezogen sind, wissen, wie schwer die Umstellungen fallen. Ich selbst bin „nur“ aus dem Ruhrgebiet nach Hessen gezogen, und erinnere mich noch deutlich, wie fremd alles war: der Dialekt, die Schulbücher, der Umgang miteinander, sogar die Feiertage.
Wie viel schwerer fällt die Umstellung wohl Menschen aus anderen Ländern? In Frankreich leben viele Zugezogene aus den ehemaligen französischen Kolonien in Nord- und Westafrika, von denen viele am Rande der Großstädte, in der sogenannten banlieue, wohnen. Der Blick nach Frankreich öffnet uns vielleicht die Augen dafür, wo wir Menschen aus anderen Ländern und Traditionen stärker willkommen heißen können. Denn das Thema Ausgrenzung und Abwertung von Ausländerinnen und Ausländern ist auch bei uns aktuell.
Lassen wir uns überraschen, welche Anregungen und Inspirationen uns das französische Weltgebetstags-Komitee durch den Gottesdienst gibt, der am Freitag, 1. März, auch in Bad Vilbel ökumenisch gefeiert wird: um 10 Uhr im Altenzentrum Heilsberg, um 18 Uhr in der Ev. Heilig-Geist-Gemeinde auf dem Heilsberg, um 18:30 Uhr in der Ev. Kirche Niederdorfelden und um 19 Uhr in der Ev. Kirche in Massenheim, im Ev. Gemeindehaus Arche (Dortelweil) sowie in der Christuskirche in der Kernstadt.
Pfarrerin Dr. Irene Dannemann,
Ev. Heilig-Geist-Gemeinde
Bad Vilbel – Heilsberg