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„Fühlen uns abgehängt“

Vilbus war Thema im Seniorenbeirat: Streichung von Haltestellen sorgt für Ärger

Objekt des Ärgers: der Vilbus. Inzwischen sind die Stadtbusse – hier ein Fahrzeug der Linie 64 nach Dortelweil – aber relativ pünktlich. Foto: Seipp
Objekt des Ärgers: der Vilbus. Inzwischen sind die Stadtbusse – hier ein Fahrzeug der Linie 64 nach Dortelweil – aber relativ pünktlich. Foto: Seipp

Verspätungen, unfreundliche Fahrer: Beim Vilbus gibt es allerhand Probleme. Besonders betroffen davon fühlen sich Senioren. Beim Seniorenbeirat suchten sie das Gespräch mit den Verantwortlichen.

Bad Vilbel. „Seit der Umstellung des Fahrplanes gibt es Probleme. Mittlerweile sind die Busse durch die Korrekturen beim Fahrplan zwar pünktlicher, dafür sind neue Probleme entstanden“, sagte Jochen Brings, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats. Das Gremium hat deshalb einen Fragenkatalog erarbeitet. Denn gerade für die Senioren ist der Vilbus enorm wichtig.

Um sich diesen Fragen zu stellen, waren Erster Stadtrat und Verkehrsdezernent Sebastian Wysocki (CDU) sowie die Vilbus-Verantwortlichen bei den Stadtwerken, Rüdiger Milke und Marc Hebbel, zur Beiratssitzung ins Haus der Begegnung gekommen. Und außer den gewählten Beiräten waren auch viele weitere Senioren erschienen: Kein Platz ist mehr frei.

Leute einbeziehen

Besonders bemängelt wurde der Wegfall einiger Haltestellen: Elisabethenstraße, Berliner Straße, Huizener Straße und einige mehr werden seit Dezember nicht mehr angefahren. „Die Aufgabe des öffentlichen Nahverkehrs ist es doch, Leute einzubeziehen, statt sie auszuschließen. Besonders Senioren nutzen doch die Busse“, meinte der Behindertenbeauftragte der Stadt, Hans-Joachim Prassel, und erhielt dafür Applaus.

„Es gab leider einfach keine andere Möglichkeit“, stellte Wysocki klar. „Wir haben lange überlegt, und es ist wirklich schade um diese Einzelfälle, aber wir müssen auf die Taktung achten. In einer Stunde muss der Bus die Runde geschafft haben. Und die geht ja auch noch über Gronau. Dabei kommt es am Ende auf jede Minute und Sekunde an“, sagte er.

Außerdem sollte der Nordbahnhof auch mit in das Konzept der Massenheimer Linie einbezogen werden – denn nur der ist barrierefrei. „Das war leider mit den Haltestellen in der Huizener Straße nicht vereinbar“, erklärte er. Und war überzeugt: „Die neue Streckenführung bietet für Massenheim große Vorteile.“

Nur wenige Fahrgäste

Anstatt über die Huizener Straße fährt der Bus nun auch zurück durch Massenheim. Was das für Vorteile bringen soll, verstand Norbert Kühl nicht: „Der Bus quetscht sich durch den Ort, das wird beim Wochenmarkt schon mal sehr eng.“ Gerechnet hätten sich die Haltestellen in der Huizener Straße indes sowieso nicht, war auch Rüdiger Milke überzeugt. „Wir haben dort mehrfach gemessen, das Fahrgastaufkommen war extrem niedrig. Teilweise hatten wir dort drei Einsteigender und zwei Aussteigender an einem Tag. Irgendwann muss man sich dann auch fragen, ob sich das überhaupt lohnt.“

Dieses Argument verstand Berta Thänichen gar nicht. Die Anwohnerin des Niddablicks hat den Bus früher häufig genutzt. „Nun muss ich jedes Mal ein Taxi rufen, wenn ich in die Stadt möchte. Das ist nicht nur teuer, sondern ich fühle mich auch abgehängt. Gut, dann steigen dort vielleicht nur drei Personen ein, aber die sind doch auch Menschen!“, sagte sie wütend.

Prassel pflichtete ihr bei. „An den Haltestellen gab es weder Bänke noch sonstige Sitzgelegenheiten, somit waren sie für Senioren ungeeignet. Und dann wundern Sie sich, dass dort keiner einsteigen will?“

Ähnlich sah es auch Claus Metz. „Anderthalb Kilometer sind es vom hinteren Teil der Huizener Straße, wo viele Senioren wohnen, zur Homburger Straße. Wie soll das ein Senior mit Rollator bitte schaffen? Ich nenne das unsozial!“

Die fehlenden Sitzgelegenheiten waren ein großes Thema. „Das Problem dabei ist, dass das alles rechtlich festgelegt ist. Da müssen die restliche Gehwegbreite und der Abstand zu Privatgrundstücken beachtet werden, teils sind die Haltestellen auch räumlich einfach nicht anders möglich“, betonte Wysocki. Bei Neubauten von Haltestellen werde verstärkt auf die Barrierefreiheit geachtet, baulich ginge das jedoch leider nicht immer.

Endlich pünktlicher

Ein großes Problem hat sich nach einigen Anpassungen im Fahrplan indes beruhigt, bestätigten Senioren und Verantwortliche: „Insbesondere der Heilsberger und Dortelweiler Bus sind viel pünktlicher geworden“, wusste Marc Hebbel zu berichten. „Davor hatten wir ein großes Stauproblem. Trotzdem wird zu bestimmten Zeiten noch ein dritter Bus eingesetzt.“

In diesem Fall wird der 64er-Bus am Südbahnhof nicht zum 60er-Bus zum Heilsberg, sondern endet dort. Die Gronauer und Massenheimer Linien liefen gut, im Berufsverkehr gebe es aber noch Verzögerungen.

Wenn es nach den Senioren geht, soll der Busverkehr insbesondere am Wochenende ausgeweitet werden. „Wieso fährt zum Beispiel am Samstag ab 15 Uhr kein Bus mehr?“, fragte Jochen Brings. „Da sind doch noch viele unterwegs.“ Für Milke war das alles eine Kostenfrage. „Wir haben im Jahr ein Defizit von 500 000 bis 600 000 Euro durch den Vilbus, das ist schon eine stolze Summe. Letztlich muss jedoch das Stadtparlament entscheiden, ob der Bus länger fahren soll.“