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Genetischer Zwilling

Sie alle hoffen, dass der rote Regenschirm mit dem DKMS-Logo zum Rettungsschirm für Till März wird: Christel Bleckwehl-März, Frank Bleckwehl, Isabella Hanner (DKMS), Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück und Niederdorfeldens Bürgermeister Klaus Büttner. Foto: Zegelman/ Privat
Sie alle hoffen, dass der rote Regenschirm mit dem DKMS-Logo zum Rettungsschirm für Till März wird: Christel Bleckwehl-März, Frank Bleckwehl, Isabella Hanner (DKMS), Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück und Niederdorfeldens Bürgermeister Klaus Büttner. Foto: Zegelman/ Privat

Der 27-jährige Niederdorfeldener Till März leidet an einer seltenen Art der Leukämie. Wer helfen möchte, kann sich am Sonntag, 16. Februar, von 10 bis 16 Uhr kostenlos in der Nidderhalle in Schöneck typisieren lassen.

Till März braucht dringend eine Stammzellenspende.
Till März braucht dringend eine Stammzellenspende.

Niederdorfelden/Schöneck. Bei der Erinnerung an den schlimmen Tag kämpft Christel Bleckwehl-März mit den Tränen. „Dieser 18. Dezember hat alles verändert“, sagt die blonde Frau, die mit ihrer Familie in Niederdorfelden lebt, langsam und schluckt. „Die Diagnose war ein ungeheurer Schock für Till und für uns.“ Blutkrebs! Damit hatte niemand gerechnet, als der KFZ-Mechatronikermeister Anfang Dezember über Kopfschmerzen klagte und sich schlapp fühlte. „Er ging zum Hausarzt, weil er dachte, dass er einfach eine Grippe hätte“, erinnert sich sein Onkel Frank Bleckwehl. „Nach dem Arztbesuch kam er noch bei mir vorbei, er fühlte sich krank und war niedergeschlagen. Abends um acht rief dann die Ärztin an: Till musste sofort ins Krankenhaus.“

Seit dem Anruf der Ärztin und dem überstürzten Aufbruch Mitte Dezember liegt der 27-Jährige in der Frankfurter Uni-Klinik.

Till März hat eine seltene Form von Blutkrebs. Mittlerweile hat er seinen zweiten Block Chemo-Therapie hinter sich gebracht und ist fest entschlossen, gegen den aggressiven Krebs anzukämpfen. „Es macht uns stolz, zu sehen, wie positiv er mit dieser schrecklichen Geschichte umgeht“, sagt seine Mutter.

Fest entschlossen

Doch im Fall der seltenen Blutkrebs-Art, bei der sich Chromosome verändern und die vor allem Männer befällt, reichen Chemo-Therapie und ein eiserner Wille leider nicht aus. Till März braucht dringend eine Stammzellenspende. Und seine Familie und Freunde wollen ihn um jeden Preis finden, diesen einen Menschen, dessen genetische Merkmale mit denen des Niederdorfeldeners übereinstimmen – und der helfen kann. Deshalb haben Christel Bleckwehl-März und der stetig wachsende Kreis von Unterstützern sich an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gewandt. Gemeinsam mit der weltweit tätigen Gesellschaft und Hilfe aus der lokalen Politik macht sich Tills Familie auf die aufreibende Suche nach einem potenziellen Spender, der nahezu identische Gewerbemerkmale im Blut aufweist – einem genetischen Zwilling. „Für uns ist es selbstverständlich, der Familie zu helfen“, sagt Schönecks Bürgermeisterin Cornelia Rück (SPD), die für die Aktion die Nidderhalle zur Verfügung stellt. Ihr Kollege Klaus Büttner (SPD) betont, es sei „erste Menschenpflicht, zu helfen“. Bei dieser Gelegenheit will Büttner sich auch selbst typisieren lassen, Cornelia Rück hat sich bereits vor einigen Jahren dazu entschieden, sich in die Kartei aufnehmen zu lassen.

Der Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernent Matthias Zach (Grüne) ist ebenfalls einer der Schirmherren der Aktion und zeigt sich bei der Pressekonferenz persönlich betroffen. „Ich kenne den Till seit seiner Geburt, habe lange in der Nachbarschaft gewohnt und war Bürgermeister von Niederdorfelden, da ist es mir eine Pflicht und Ehre, mitzuhelfen“, sagt er.

Zach, Büttner und Rück wollen die Typisierung mit Plakaten und Flyern bewerben sowie Netzwerke und Vereine darauf aufmerksam machen; Tills Freunde planen eine Facebook-Seite unter dem Namen „Hilfe für Till März“. „Wir brauchen eine große Verbreitung, damit möglichst viele Leute kommen, auch von außerhalb“, betont Rück.

Einen Spender zu finden, da ist allen Beteiligten klar: „Das ist schwer, so schwer wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, wie Isabella Hanner von der DKMS es formuliert. Schwer, aber nicht unmöglich.

Denn weltweit sind bereits rund 23 Millionen Menschen als potenzielle Spender in Karteien registriert, täglich werden es mehr. Und das ist auch notwendig, denn im günstigsten Fall liegt die Wahrscheinlichkeit, einen passenden Spender zu finden, bei 1:20000, bei seltenen Gewebemerkmalen findet sich eventuell unter mehreren Millionen kein „genetischer Zwilling“.

Je mehr Menschen sich also registrieren lassen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Till und andere Erkrankte einen Spender finden. Denn eins ist der Familie ganz wichtig: „Wir möchten, dass auch anderen Erkrankten geholfen wird, dass unsere Typisierungsaktion jedem Menschen zugute kommt, der unter Leukämie leidet und einen Stammzellenspender sucht“, fasst Christel Bleckwehl-März zusammen.

Jeder, der sich am Sonntag, 16. Februar, zwischen 10 und 16 Uhr in der Nidderhalle in Schöneck registriert, dessen genetische Daten werden anonymisiert aufgenommen – und bei Spendersuchen weltweit durchforstet. Darüber hinaus brauchen die Organisatoren noch zahlreiche Helfer, denn die Typisierungsaktion wird komplett ehrenamtlich auf die Beine gestellt. Dafür muss man kein Arzt sein: „Auch Kuchenspenden sind willkommen“, ermutigt Cornelia Rück. Wer helfen möchte, erreicht Christel Bleckwehl-März unter Telefon (06101) 537795 oder per E-Mail bleckwehl-maerz1@web.de.

Die DKMS ist außerdem dringend auf Geldspenden angewiesen. Denn damit die Typisierung für potenzielle Stammzellenspender kostenlos ist, legt die Organisation kräftig drauf. Die Registrierung und Typisierung jedes Spenders kostet die DKMS 50 Euro, die aus Geldspenden finanziert werden.