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Hessens »schönste Festspiele«

Bei der Spielzeiteröffnung und der Premiere von »Arsen und Spitzenhäubchen« ist die Wasserburg ausverkauft. Foto: Eugen Sommer
Bei der Spielzeiteröffnung und der Premiere von »Arsen und Spitzenhäubchen« ist die Wasserburg ausverkauft. Foto: Eugen Sommer

Bad Vilbel. Bühne frei für die 39. Bad Vilbeler Burgfestspiele: Am Wochenende ist die Spielzeit mit der Aufführung von »Arsen und Spitzenhäubchen« in der Bühnenfassung von Harald Demmer eröffnet worden.
Es ist ein wundervoller Frühsommerabend zur offiziellen Eröffnung der 39. Bad Vilbeler Burgfestspiele durch Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) als Schirmherrin, Kultur-Staatssekretär Christoph Degen (SPD), Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) und Intendant Claus-Günther Kunzmann. In ihren Eröffnungsansprachen unterstrichen sie die besondere Bedeutung der Burgfestspiele im Jahr des Hessentages. »Das Motto des Hessentages heißt ›Wir bringen Hessen auf die Bühne‹«, erläuterte Bürgermeister Wysocki. »Demgemäß sind Burgfestspiele und Hessentag eng miteinander verzahnt – und es wird das große Fest aller Hessen am Freitag, 13. Juni, um 13 Uhr exakt auf dieser Bühne in der Wasserburg eröffnet. Ein stimmigeres Ambiente ist nicht denkbar, haben wir doch die schönsten Festspiele Hessens!«
Großes Lob
für Intendanten

Dem stimmte Schirmherrin Astrid Wallmann zu: »Ich habe die Bad Vilbeler Burgfestspiele seit Jahren als Fixpunkt in meinem Terminkalender«, betonte sie und unterstrich die Leistung von Intendant Claus-Günther Kunzmann und seinem Team, zumal Kunzmann in diesem Jahr zusätzlich als Koordinator des Hessentages tätig sei. Auch der Intendant selbst betonte, dass die Wasserburg für die vielen Besucher und ihn selbst definitiv »der schönste Ort in einer schönen Stadt« sei, dem er seit nunmehr 39 Jahren die Treue halte. Kultur-Staatssekretär Christoph Degen unterstrich, dass er als Neu-Fan der Burgfestspiele gern nach Bad Vilbel gekommen sei.
»Mit ›Arsen und Spitzenhäubchen« unter der Regie von Jan Langenheim, mit Angelika Zwack als Dramaturgin und Marion Gutierrez als Regieassistentin zeigen wir, was Theater kann«, hatte Kunzmann den Premierengästen angekündigt.
»Oberflächlich betrachtet eine leichte, vergnügliche Komödie mit viel schwarzem Humor, besitzt das Stück Tiefgang und viel Aktualität. Wir ziehen die Maske von der bürgerlichen Fassade, freuen Sie sich drauf.«
Tatsächlich entfaltete der Erfolgsschlager im Bühnenbild von Claus Stump und der Kostümausstattung von Anja Jungheinrich seine volle Faszination, wobei etliche Zuschauer bereits in der Pause betonten, dass man gut daran täte, vorgefasste Erwartungen von früheren Inszenierungen in der Wasserburg oder auch vom gleichnamigen Film beizeiten loszulassen.
Andere wunderten sich über die vielen verblüffend aktuellen Bezüge zu Donald Trump, wie die Vereinnahmung des Panama-Kanals und die mögliche Annexion Grönlands. Was große Erheiterung hervorrief, entspricht dem Urtext, wie Regisseur Jan Langenheim im Vorgespräch unterstrichen hatte.
Insgesamt wurde die schwarze Komödie um die beiden Schwestern Abby Brewster (Eva Brunner) und Martha Brewster (Beatrix Doderer) und ihre zwölf Leichen im Keller mit viel Applaus bedacht. Zum Erfolg des Stückes trugen auch die Dialogpartner des mörderischen Schwesternpaares bei, darunter besagter Neffe Jonathan als verkapptes Frankenstein-Monster und sein Schönheitschirurg Dr. Einstein (Peter Albers), der um Normalität bemühte Neffe Mortimer Brewster (Friedmann Eckert) und seine Verlobte Elaine Harper (Virginia V. Hartmann) sowie das geniale Polizisten-Trio Klein (Marc Scheufen), Rooney (Andreas Krämer) und O’Hara (Stefan Kiefer).
Es wunderte kaum, dass in diesem Chaos Anstaltsleiter Mr. Witherspoon seinen klaren Verstand verlor. Von Inge Schneider