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Höhlenmalerei im Rathaus

Gudrun Voigt vom Kunstverein eröffnet die „Bad Vilbeler Kunstszene“ am Sonnenplatz

Bad Vilbel hat eine neue Kunstgalerie: die „Bad Vilbeler Kunstszene“. Zur Eröffnung zeigt Gudrun Voigt – auf dem Foto zusammen mit Bürgermeister Thomas Stöhr – dort 34 ihrer Werke. Foto: Dieter Deul
Bad Vilbel hat eine neue Kunstgalerie: die „Bad Vilbeler Kunstszene“. Zur Eröffnung zeigt Gudrun Voigt – auf dem Foto zusammen mit Bürgermeister Thomas Stöhr – dort 34 ihrer Werke. Foto: Dieter Deul

Die Quellenstadt hat eine neue Kunstgalerie: die „Bad Vilbeler Kunstszene“ in den beiden Obergeschossen des Rathauses. Zur Eröffnung zeigt die Malerin Gudrun Voigt dort 34 ihrer Werke: dynamische Tierszenen, Pflanzenmotive, Masken und eindrucksvoll nachgebildete urzeitliche Höhlenmalereien.

Bad Vilbel. Die Erdfarben scheinen aus der Leinwand hervorzudringen: Ein Tier bewegt sich in das Bild hinein, daneben sind schemenhafte dunkle Gestalten mit Pfeil und Bogen zu erkennen. „Jäger mit Rind“ nennt Gudrun Voigt eines ihrer Bilder aus der „Cave Art“, der Höhlenkunst. Diese Bilder sind noch bis Mitte September im Rundgang des zweiten Obergeschosses im neuen Rathaus am Sonnenplatz zu sehen.

Von Altamira inspiriert

Dort und im ersten Stockwerk hat die Stadt jetzt eine neue Kunstgalerie eröffnet: „die Bad Vilbeler Kunstszene“. Zwar waren schon im alten Rathaus in der Parkstraße Ausstellungen, aber das habe sich nun deutlich verbessert, betont Hausherr und Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Ihm ist aufgefallen, dass vor dem Rechnungsprüfungsamt viele Vögel und ausgerechnet vor dem Tiefbauamt die Höhlenmalereien hängen.

Manfred Voigt, der Gatte der Künstlerin, lobt die neue Örtlichkeit: „Das ist wahrlich ein lichtdurchflutetes Rathaus, in das man nicht – wie bei den Schildbürgern – erst Licht in Säcken hineintragen muss.“ So sei es auch ideal für Ausstellungen.

Die Faszination von Gudrun Voigt für die Höhlenmalereien habe schon 1975 im Höhlenlabyrinth im spanischen Altamira begonnen, als dies noch öffentlich zugänglich war – und später bei Besuchen der Höhlen von Lascaux und Chauvet. Ihre Malerei bilde die ursprüngliche Dynamik der Bilder nach, etwa Löwen beim Anschleichen.

Vor allem aber fällt die Plastizität der Werke auf. Sie entsteht durch Farbgebung mit altertümlichen Naturstoffen wie Oxiden, Holzkohle und Pigmenten, kombiniert mit strukturgebenden Materialien wie Kreide und Farben. Eine Etage tiefer sind in Mischtechnik und Acryl gezeichnete farbenfrohe Papageien, stolze Clowns, Raubvögel und die „Frau mit Pfau“ zu sehen und drei „Grazien“ mit Papageien in leuchtenden Farben.

Eigeninitiative

Bei ihren Bildern lasse sich Gudrun Voigt von Stimmungen, Begegnungen und Farben inspirieren, erzählt die Künstlerin. Auch wenn sie nicht impressionistisch malt, so betont sie doch die Atmosphäre der Situationen durch kräftige, dynamisch strukturierte Zeichnungen.

Manchmal nehme sie auch Fotografien als Vorlage für ihre Werke. Einige Bilder ihres nächsten Projektes „Mythos Maske“ sind ebenfalls bereits im Rathaus zu sehen.

Gudrun Voigt ist auch Mitglied im Bad Vilbeler Kunstverein, wo sie schon eine Ausstellung hatte. Den neuen Ausstellungsort findet sie auch deswegen gut, weil Künstler nur schwer Gelegenheit zu Ausstellungen fänden.

Es gibt keine Organisation – Eigeninitiative ist gefragt. So kam eine Ausstellung in einer Frankfurter Hofreite zustande, nachdem sie bei einem Besuch den Besitzer kennenlernte. „Man muss schon präsent sein“, betont sie.

Auch zum Rathaus knüpfte sie Kontakt während dessen Eröffnung im Januar. Und schließlich legten Gatte Manfred und Enkel Benjamin zwei Tage lang Hand an, um die Bilder aufzuhängen. (dd)