Veröffentlicht am

Interview mit Rosalie

Ministerpräsident Bouffier besucht Kita Trauminsel – Kostenlose U 3-Betreuung nicht in Sicht

Ministerpräsident Volker Bouffier hat sich Rosalie und Jasmin an seine Seite gezogen und verspricht allen Kindern der Kita Trauminsel zwei Kugeln Eis. Kita-Leiterin Barbara Wieja (von links), Bürgermeister Thomas Stöhr und Erzieherin Susanne Jung nehmen die Nachricht freudig auf. Foto: Kopp
Ministerpräsident Volker Bouffier hat sich Rosalie und Jasmin an seine Seite gezogen und verspricht allen Kindern der Kita Trauminsel zwei Kugeln Eis. Kita-Leiterin Barbara Wieja (von links), Bürgermeister Thomas Stöhr und Erzieherin Susanne Jung nehmen die Nachricht freudig auf. Foto: Kopp

So viel Medienandrang haben die Kinder der Kita Trauminsel in Dortelweil wohl noch nie erlebt. Zum Auftakt seiner Sommerreise hat Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) die Bad Vilbeler Einrichtung besucht. Dort sprach er über die seit kurzem gültige kostenfreie Betreuung, aber auch darüber, welche Vergünstigungen er nicht für machbar hält.

 

Bad Vilbel. Besser kann man sich den Auftakt einer politischen Sommerreise wohl nicht wählen: Ministerpräsident Volker Bouffier will im Landtags-Wahljahr Werbung für seine CDU machen. Und da seit dem 1. August sechs Stunden Betreuung in Kitas auf seine Initiative hin kostenlos sind, hat sich Bouffier eine Vorzeige-Kita im vergleichsweise wohlhabenden Bad Vilbel ausgesucht, um dort mit einem großen Mediengefolge per Bus vorzufahren.

Ein sozialer Brennpunkt ist Dortelweil-West sicherlich nicht. Vor 20 Jahren wurde die Kita Trauminsel als erste von vier Kitas im damals neuen Stadtteil eröffnet, in die neugeschaffenen Eigenheime zogen vornehmlich junge Familien ein. Auch heute noch sind die Kitas gut besucht, auch wenn die Stadt auf Nachfrage Bouffiers laut Aussage von Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) keine Probleme mit allzu langen Wartelisten habe.

Erzieherinnen gesucht

Die gibt es laut Barbara Wieja allerdings im Personalbereich. Die Kita-Leiterin hebt die Bemühungen der Stadt hervor, mehr Erzieherinnen anzustellen. Dazu gehören ein Image-Film, eine geförderte Wohngemeinschaft für Erzieherinnen und Bewerbertage (wir berichteten mehrfach). Doch Bouffier scheint das Problem erkannt zu haben: „Heute macht man in sechs Semestern den Bachelor, die Ausbildung zur Erzieherin dauert aber fünf Jahre.“ Diese Diskrepanz will er angehen, zumal die Erzieherinnen später nur ein geringes Gehalt bekämen. Doch da könne Hessen nicht allein vorpreschen, das müsse bundesweit diskutiert werden. Für Wieja ist die Bezahlung nicht alles. „Das Klima muss stimmen“, sagt sie. Deswegen sei eine Erzieherin, obwohl sie an anderer Stelle mehr Geld bekommen habe, nach Bad Vilbel zurückgekehrt.

Landesvater spendiert Eis

Medienprofi Bouffier hat sich aus der Schar der 124 betreuten Kinder die fünfjährige Rosalie herausgepickt, fragt sie nach ihren Vorlieben. Und für jedes Kind im Gepäck hat er einen kleinen Hessenlöwen als Schlüsselanhänger. Dazu verspricht er jedem Kind zwei Kugeln Eis, die er aus eigener Tasche bezahlt.

Aus der Landeskasse hingegen stammen die Zuschüsse an die Kommunen, die sechs Stunden kostenfreie Betreuung am Tag ermöglichen. Für diese seit Anfang der vorigen Woche gültige Regelung will sich Bouffier feiern lassen. Dafür und für eine Qualitätsoffensive – die Stadt Bad Vilbel nutzt diesen Zuschuss für die musikalische Früherziehung – gibt das Land knapp 500 Millionen Euro pro Jahr aus. „Für Eltern bedeutet das eine Ersparnis von rund 5000 Euro in drei Jahren. Darum geht es“, macht Hessens Regierungschef klar. Eine komplett kostenfreie Kita wie in Berlin soll es aber nicht geben. „Das Land Hessen arbeitet erstmals seit 1969 ohne neue Schulden.“ Berlin hingegen lebe auf Pump und von der Förderung anderer Bundesländer. Und deswegen hat Bouffier für eine Elterngruppe auch keine guten Nachrichten im Gepäck. Denn eine Förderung im Bereich der Kinder unter drei Jahren wird es wohl vorerst nicht geben. Und wenn überhaupt, dann nur schrittweise.