
Bad Vilbel – Keine weiteren Piktogramme, keine Brücke über die B 3: In ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause hat die Stadtverordnetenversammlung in Bad Vilbel eine Änderung des bisher bestehenden Radverkehrskonzeptes beschlossen. Mehrere ursprünglich geplante Maßnahmen sind gestrichen. Damit will die Stadt Millionen sparen. Der ADFC kritisiert die Streichungen.
»Dies war kein guter Tag für Radfahrende in Bad Vilbel«, schreibt der ADFC-Ortsverband Karben und Bad Vilbel in einer Pressemitteilung. Aus Kostengründen stimmte das Parlament am 3. Juli dafür, mehrere Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept zu streichen. Anlass war ein Änderungsantrag der Koalition aus CDU und SPD. Der ADFC hätte es allerdings begrüßt, wenn vor den Streichungen die städtische Verkehrskommission gehört worden wäre.
Das Radverkehrskonzept wurde ursprünglich 2017 erarbeitet und 2018 von der Stadt beschlossen. Mehrere Maßnahmen wurden seitdem umgesetzt, wie beispielsweise der Ausbau des Nidderufer-Radwegs. Von Mai 2024 bis März 2025 wurde die externe Planungsgesellschaft RV-K beauftragt, eine Fortschreibung zu erarbeiten. Mit einem neuen Konzept sollte der Radverkehr in Bad Vilbel sicherer gemacht werden. Zu den ursprünglich geplanten Maßnahmen zählte beispielsweise eine Radverkehrsbrücke über die B 3. Sie sollte bei Massenheim vom Kreisel in der Bad Homburger Straße aus einen Anschluss an die Marie-Curie-Straße schaffen. Das Projekt sollte 7,5 Millionen Euro kosten. Eine Verbindung der Brücke zum Gewerbegebiet »Am Stock« hätte zudem eine weitere Million gekostet. Die Brücke wurde jetzt aus der Planung gestrichen.
Homburger Straße zur B 3-Überquerung
Die Stadt Bad Vilbel teilte mit, dass mit dem Beschluss vom 3. Juli die Weichen für eine zukunftsfähige und sichere Radmobilität gestellt wurden. Das gesamte Radverkehrskonzept ist mit rund 21 Millionen Euro Baukosten veranschlagt. Davon trägt die Stadt elf Millionen selbst, der Rest setzt sich aus Fördermitteln zusammen.
Während die FDP die eingesparten Kosten – insbesondere beim Brückenbau – in einer Pressemitteilung begrüßte, forderten die Grünen im Parlament, dass das ursprüngliche Konzept beibehalten wird. »Diese Maßnahmen mögen teuer sein, sind aber doch als Teil des Gesamtkonzepts wichtig«, sagte Fraktionsvorsitzender Tobias Grabo im Parlament.
Die Koalition begründet die Streichung der Brücke über die B 3 damit, dass sie lediglich einen begrenzten Nutzen habe. Die B 3 könne laut Yannick Schwander, Pressesprecher der Stadt Bad Vilbel, weiterhin über eine Überführung zwischen der Kernstadt und Massenheim an der Huizener Straße gequert werden. Alternativ gebe es auch eine Unterführung, die den ausgebauten Feldweg von Massenheim kommend nach Dortelweil kreuzt.
Über die Homburger Straße können Fahrradfahrer ebenfalls die Bundesstraße 3 überqueren. Der ADFC sieht hier jedoch dringenden Handlungsbedarf. »Viele fühlen sich dort unsicher«, sagte Christian Martens, stellvertretender Vorsitzender des ADFC.
Weiterhin wurde die Anbringung weiterer Piktogramme in der Kernstadt gestrichen. Hinzu kommt, dass die Straße zum Dottenfelderhof nicht mehr als Fahrradstraße ausgewiesen wird. Stattdessen soll sie ein Geh- und Radweg werden. Außerdem sollte ursprünglich der Berkersheimer Weg für beide Richtungen freigegeben werden. Stattdessen soll nun ein gemeinsamer Geh- und Radweg mit drei Metern Breite angelegt werden.
Den Verzicht auf weitere Piktogramme begründet die Koalition mit dem fehlenden regelnden Charakter der Zeichen. »Sie wiederholen lediglich bestehendes Verkehrsrecht«, heißt es im Änderungsantrag.
ADFC kritisiert
Streichungen
Die hohe visuelle Informationsdichte sei in der Kernstadt durch andere Schilder zudem bereits hoch. Laut dem ADFC tragen Piktogramme aber dazu bei, alle Verkehrsteilnehmer über das bestehende Recht zu informieren, dass auch Fahrradfahrer die Straße nutzen dürfen. »Mehrere Studien zeigen, dass sich solche Piktogramme auf die objektive und die subjektiv wahrgenommene Sicherheit positiv auswirken«, schreibt der ADFC in einer Pressemitteilung.
Trotz der Streichungen sollen laut Stadt weiterhin 110 konkrete im Radverkehrskonzept festgehaltene Maßnahmen umgesetzt werden. Ein Zielnetz mit rund 116 Kilometern Länge soll bis 2035 entstehen.
Der ADFC teilte mit, dass es problematisch sei, wenn »von Experten geprüfte Maßnahmen mit fragwürdigen Argumenten unter Missachtung des aktuellen Stands der Forschung« gestrichen werden. »Dass die Regierungskoalition Studienergebnisse und Erfahrungen in Nachbargemeinden wie etwa Frankfurt ignoriert oder verdrängt, ist mehr als bedauerlich.« tph